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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: «Roter Faden» soll Leben erleichtern

Von SYLKE KAUFHOLD 07.06.2011, 18:10

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Das Bündnis arbeitet im Rahmen des Bundesprojektes "Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende", das im Juli vorigen Jahres initiiert wurde, um die "Erwerbspotentiale dieser Personengruppe" zu erschließen.

Die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) in Dessau hat sich dieses Themas angenommen und gemeinsam mit Partnern wie der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Arbeitsagentur und Jobcenter, dem Shia-Verein, den Mehrgenerationenhäusern in Dessau und Roßlau und der Ferieninsel Roßlau ein Projekt erarbeitet. "Unser Ziel in den nächsten zwei Jahren ist es", erklärte DAA-Geschäftsführerin Jana Geißler-Möbius bei der Auftaktveranstaltung, "für Alleinerziehende engmaschige Unterstützungsangebote zu organisieren. Dazu schaffen wir ein gut funktionierendes Netzwerk".

Eine der wichtigsten Aufgaben der Netzwerkpartner wird es zunächst sein, die Bedarfe der Alleinerziehenden sowie die Wünsche der Unternehmen an die Alleinerziehenden zu analysieren. Dabei ist auch herauszufinden, wie die Betreffenden informiert sind und woher sie ihre Informationen beziehen. "Wir stellen immer wieder fest, dass die Leute sich nicht auskennen, gar nicht wissen, was es an Hilfe gibt, geschweige denn wo", sieht Sigrid Fleischer vom Mehrgenerationenhaus Roßlau die Notwendigkeit eines gut funktionierenden Bündnisses durchaus. "Durch eine gute Vernetzung können wir den Betreffenden viel besser helfen."

Markus Behrens, Chef der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau, sieht das neue Bündnis aus arbeitsmarktpolitischer Sicht. "Wir müssen und wollen auch das Potenzial der allein erziehenden Arbeitskräfte nutzen. Wir wissen aber auch, dass diese eine besondere Unterstützung brauchen." Behrens erhofft sich von der Netzwerkarbeit einen "transparenten roten Faden im Dschungel der Angebote und Informationen". 104 allein erziehende Männer und Frauen beziehen derzeit Arbeitslosengeld I. Im Jobcenter waren per 31. Mai 411 Alleinerziehende registriert, die Grundsicherung (Hartz IV) erhalten. 244 weitere sind zwar im Bestand, werden aber derzeit auf eigenen Wunsch nicht vermittelt, da ihre Kinder unter drei Jahre sind.

"Unsere Erfahrung ist es, dass Alleinerziehende zwar Nebenjobs finden, aber es schwer haben, in Vollzeitjobs einzusteigen, weil zwar Kita-Plätze da sind, aber die Betreuung in den Randzeiten fehlt", sieht Jobcenter-Chef Jens Krause hier einen Ansatzpunkt für das Bündnis. Die Wirtschaft sollte (und ist es auch) deshalb unbedingt Netzwerkpartner werden, so Behrens. "Ich denke nämlich, die Unternehmen müssen auch den Alleinerziehenden entgegenkommen, beispielsweise mit entsprechenden Arbeitszeitmodellen."

Das Engagement für Alleinerziehende und Familien ist kein neues Betätigungsfeld in der Stadt. Seit vielen Jahren arbeitet das Shia-Familienzentrum auf diesem Gebiet, bietet beispielsweise mit seinem Leihoma-Projekt ergänzende Betreuungsangebote. Im Dessauer Mehrgenerationenhaus werden seit Jahren Babysitter ausgebildet und auch vermittelt. Das Familienbündnis Dessau-Roßlau hat schon Kontakt zu Unternehmen gesucht, um ins Gespräch zu kommen über Bedarfe, Möglichkeiten, Hemmnisse. "Wir wollen nicht alles neu erfinden, sondern an Vorhandenes anknüpfen", betont Jana Geißler-Möbius. Und so könnte das Bündnis für Alleinerziehende nach der zweijährigen Projektdauer im Lokalen Bündnis für Familie aufgehen und dort die Nachhaltigkeit erhalten, die es braucht. "Kurze Wege und schnelle Hilfe werden der direkte Nutzen unserer Projektarbeit für die Alleinerziehenden sein", kündigt Geißler-Möbius an.