1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessau-Roßlau: Dessau-Roßlau: Mehr Busse am Abend gewünscht

Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Mehr Busse am Abend gewünscht

Von DANNY GITTER 10.04.2011, 17:58

DESSAU/MZ. - Heinz Köhler ist Rentner und genießt seinen aktiven Ruhestand, wie er selber sagt. "Manchmal könnten meine Tage 48 statt 24 Stunden haben", erzählt der Haideburger. An Gestaltungsmöglichkeiten für seinen Ruhestand mangelt es ihm nicht. Trotzdem war Köhler interessiert, was es denn so für Angebote für den "Frühling in der vierten Jahreszeit" gibt in der Stadt.

Unter diesem Motto stand die nunmehr 4. Seniorenmesse, die am Sonnabend in der Hauptfiliale der Stadtsparkasse in der Poststraße stattfand. Anbieter mit verschiedenen Produkten und Dienstleistungen rund um das höhere Alter schlugen ihre Zelte auf. Rege Betriebsamkeit zeugte von der Neugier und dem Interesse der anvisierten Zielgruppe. Denn Fakt ist, die Bevölkerung der Doppelstadt wird immer älter. Das erfordert zielgruppengerechte Dienstleistungen, wie Angebote zum altersgerechten Wohnen, zu denen die zwei großen Dessauer Wohnungsgesellschaften berieten.

Kultur in Hülle und Fülle bot der Stand des Anhaltischen Theaters. Was hätten sie gerne? Schauspiel, Ballett, Oper oder lieber ein Konzert? Das Dessauer Theater kann fast jeden Geschmack bedienen. Auch den, der mittlerweile größten Besuchergruppe - der Senioren.

Bessere Kooperation mit DVG

Der demographische Wandel ist auch hier spürbar. "Wir halten sehr viele Vergünstigungen für Senioren bereit", erläutert Ursula Blumenthal. Die Leiterin des Besucherdienstes sähe sonst viele Ruheständler von Kultur in ihrem Haus ausgeschlossen. "Das versuchen wir trotz des großen Spardiktats beizubehalten", verspricht sie. Ein anderes Ausschlusskriterium läge weniger an den Eintrittspreisen, als vielmehr an den Möglichkeiten nach Veranstaltungsende sicher mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen.

"Nach 20 Uhr beschränkt sich mein Leben gezwungenermaßen meist auf die eigenen vier Wände", konstatiert Ruheständler Köhler. Ohne eigenes Fahrzeug sieht er viele, die wie er in Dessauer Randlagen wohnen, von dem reichhaltigen, abendlichen Kulturangebot im Dessauer Zentrum ausgeschlossen. Deshalb gäbe es auch speziell für Senioren konzipierte Veranstaltungsreihen, die schon am frühen Abend endeten, berichtet Blumenthal. Viele wollen aber auch die regulären Abendveranstaltungen wahrnehmen, beobachtet sie. Wer dann aber nicht mehr bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause kommt, bleibt solchen Veranstaltungen eher fern. "Deshalb wünsche ich mir eine bessere Kooperation mit den Dessauer Verkehrsbetrieben, um gemeinsam eine Lösung zu finden", so Blumenthal. Die fehlende Mobilität in den späten Abendstunden ist aber nur ein Schwerpunkt bei der Seniorenarbeit der Stadtverwaltung.

Dessen oberstem Chef Klemens Koschig liegt vor allem das Miteinander der Generationen am Herzen. "Ein wichtiges Kriterium ist für mich, dass Jung und Alt in Harmonie zusammenleben", so der Oberbürgermeister. Koschig sieht die Seniorenfreundlichkeit der Stadt mit erweiterten kulturellen Angeboten, altersgerechtem Wohnen und einer verbesserten Infrastruktur in der Pflege auf einem sehr guten Weg. Sorge aber bereitet ihm der Umgang der verschiedenen Generationen miteinander.

Werben für Verständnis

"Ich habe den Eindruck, dass man sich zur Zeit in der Stadt eher abschottet, als aufeinander zuzugehen", berichtet der Rathauschef von seinen Beobachtungen. "Es macht mich traurig, wenn sich Bürger wegen Kinderlärms beschweren, denn wo Lärm ist, ist Leben", sagt Koschig und wirbt für mehr gegenseitiges Verständnis.

Das fordert er von allen Akteuren auch im Umgang mit Alterserscheinungen wie Alzheimer und Demenz. "Das wird nicht nur ein Eltern-Kind Problem, sondern auch eine Enkel-Großeltern-Problematik", prophezeit Koschig. Miteinander statt übereinander zu reden, sei das oberste Gebot.

Angebote sind zu wenig bekannt

Den Dialog der Generationen sieht Sandra Düsterhöft im Dessauer Mehrgenerationenhaus in der Erdmannsdorffstraße auf einem guten Weg. "In unserem offenen Treff kommen derzeit Menschen von 35 bis 82 Jahren regelmäßig ins Gespräch", beobachtet Projektleiterin Düsterhöft erfreut. Zusätzlich verweist sie auf die Krabbelgruppe, an der immer mehr Großeltern mit ihren Enkeln teilnehmen. Und Rainer Hampel von der Ehrenamtsbörse meldet positive Entwicklungen bei dem gemeinsam mit dem Verein "Shia" initiierten Projekt der Leihomas und- opas. "Das Potenzial ist da, mit Luft nach oben", bilanziert Düsterhoft.

"Man kann auch auf solch eine Weise leicht die Generationen zusammenbringen", schwärmt die Rentnerin Susanne Hädicke noch immer von dem Scratchkonzert des Anhaltischen Theaters im letzten Sommer. Jung und Alt musizierten hier gemeinsam. Die Messe zeigte den Besuchern eindrucksvoll die vielfältigen Angebote in der Stadt und sorgte für so manchen Aha-Effekt. Ruheständler Köhler zog sein ganz eigenes Fazit. "Es gibt viele Möglichkeiten, einzig die Kommunikation fehlt".