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Besondere Trauung vor großem Publikum im Park

Von Claus Blumstengel 06.07.2008, 16:48

Dessau/MZ. - Mit dem Heiratsantrag hatte Andreas Hölzchen aus Finsterwalde seiner Braut Martina angekündigt: Sollte sie "Ja" sagen, würde es neben der standesamtlichen Trauung eine riesige Biwak-Hochzeit geben. Und so fuhren die beiden mit ihren Vereinsfreunden von der AG "Befreiungskriege 1813" zum Leopoldsfest nach Dessau, bauten ihr Zeltlager im Stadtpark auf, heirateten Sonnabendvormittag auf dem Standesamt und erlebten am Nachmittag eine Zeremonie, die nicht nur den beiden, sondern Hunderten Zuschauern und Mitwirkenden aus 13 Vereinen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Dabei musste Fürst Leopold alias Klaus Bruckner von der Potsdamer Riesengarde "Lange Kerls" beide Augen zudrücken. "Artillerist" Hölzchen hatte zum einen den Dienstweg nicht eingehalten und den Antrag auf Genehmigung der Hochzeit nicht bei seinem Regimentskommandeur eingereicht, zum anderen gehörte er auch noch den napoleonischen Truppen an.

Von solchen Feinheiten - der "Alte Dessauer" war schon 18 Jahre tot, als Napoleon geboren wurde - ließ man sich schließlich nicht beeindrucken, das Paar schritt, begleitet von Spielmannszügen und mehreren Garden in schmucken Paradeuniformen, vor die unter einer Linde aufgestellte Kanzel.

Nach einem kurzen Zwischenfall - die Braut wurde unter einem Aufschrei des Publikums von feindlichen Truppen entführt und vom Bräutigam befreit - konnte "Feldprediger" Mario Steder vom Regiment "Nr. 21 von Hülsen" der Nordharzer Altertumsgesellschaft Blankenburg die Gebete sprechen und das Paar segnen.

"Eine Hochzeit auf einem Biwak - das kommt nicht allzu häufig vor", sagte Steder nach der Zeremonie. Allerdings sei er kein Pfarrer, sondern Lektor, ein befähigter Laie, deshalb sei es auch keine echte kirchliche Trauung gewesen. "Aber jemandem seinen Segen geben, das darf jeder evangelische Christ", erklärte er.

Wer anschließend durch das Lager mit rund 70 Zelten wandelte, dem konnte es passieren, dass er kurzerhand in das "Freicorps von Kleist" rekrutiert wurde, wie etwa Siegmar Gehrke aus Aken, der darüber eine von "Feldwebel" Michael Sandmann aus Merseburg in feinstem Sütterlin ausgefertigte Urkunde erhielt. "Für uns ist das Leopoldsfest die Hauptveranstaltung des Jahres. Wir fühlen uns hier in Dessau wie zu Hause", schwärmte Sandmann. Und Serenissimus Leopold I. alias Klaus Bruckner meinte euphorisch: "Dieses Biwak ist gewaltig, es ist das größte, was wir bis jetzt erlebt haben." Es ist die Freude am gemeinsamen Hobby und die Geselligkeit in freier Natur, die Mitglieder der militärhistorischen Vereine mehrmals im Jahr zu solchen Biwaks zusammenführen.

Man wolle aber auch die Menschen anregen, sich mehr mit der deutschen Geschichte zu befassen, nannte Bernd Schaller von den "Freunden der Burg" aus Stolpen das Anliegen seines Vereins.