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ADFC ADFC: Radnetz top, Räumdienst Flop

Von DANNY GITTER 16.03.2013, 19:36
Top-modern oder solide-klassisch, das Fahrrad bleibt in Dessau-Roßlau beliebtes Verkehrsmittel; auch bei kaltem Wetter.
Top-modern oder solide-klassisch, das Fahrrad bleibt in Dessau-Roßlau beliebtes Verkehrsmittel; auch bei kaltem Wetter. ruttke Lizenz

DESSAU/MZ - Das Paradies auf Erden, zumindest für deutsche Radfahrer hat es einen Namen. Münster ist die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, wie aus einer Befragung von bundesweit rund 80000 Radlern für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) hervorgeht.

Mit Platz 185 von 332 aller deutschen teilnehmenden Kommunen belegt Dessau-Roßlau als Fahrradfahrerstadt einen souveränen Platz im Mittelfeld. Mit Platz 94 bei den 252 Kommunen unter 100 000 Einwohnern rangiert die Stadt im vorderen Mittelfeld. 185 Radler und Radlerinnen der Doppelstadt beantworteten in der zweiten Jahreshälfte vergangenen Jahres 27 Fragen vom infas Institut für Sozialforschung im Auftrag des ADFC zu Verkehrsklima, Stellenwert des Radverkehrs, Sicherheit und Komfort beim Radfahren sowie zur Infrastruktur des Radverkehrsnetzes. Jetzt liegen die offiziellen Ergebnisse vor.

„Die Zahl demonstriert das Interesse der Bürger und Bürgerinnen am Thema Radfahren“, interpretiert Stephan Marahrens vom Vorstand des Regionalverbandes Dessau des ADFC die Teilnehmerquote. Für eine Stadt, wo rund ein Viertel aller Wege mit dem Rad zurückgelegt werden, ist das allerdings sehr wenig. Für Marahrens und die Mitstreiter des ADFC ist es „eine ernstzunehmende Stichprobe zum Fahrradklima“.

Im Schulnotensystem von 1 bis 6 konnten die 27 Fragen beantwortet werden. Besonders gut bei den Befragten schnitten die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit einem Wert von 1,85, das Radfahren ohne große Umwege mit einem Wert von 2,11 und die Beteiligung der Gesamtbevölkerung am Radfahren mit 2,32 ab. Gilt doch gerade bei letzterem der Grundsatz „Bei schönem Wetter wird mit’s Rad gefahren“. Mit den positiven Werten ist Dessau-Roßlau im Vergleich der anderen ausgewerteten beiden Großstädte Halle und Magdeburg sowie Wernigerode, Bitterfeld-Wolfen und Bernburg in Sachsen-Anhalt zum Teil deutlicher Spitzenreiter.

Doch wo viel Licht, ist auch viel Schatten. Besonders schlecht stuften die Radler in Dessau-Roßlau den baulichen Zustand der Radwege mit einem Wert von 4,83, den Winterdienst mit 4,74 und die Problematik des Fahrraddiebstahls mit einem Wert von 4,54 ein. Ähnlich schwache Werte werden diesen Feldern auch in den anderen sachsen-anhaltischen Kommunen zugeschrieben. Bei der Beschaffenheit der Radwege macht Wernigerode mit 2,91 einen positiven Ausreißer nach oben.

„Dessau muss mehr in sein Radwegenetz investieren“, ist für Marahrens die Logik der Ergebnisse aus dem aktuellen Fahrradklimatest. Er fordert die selben Maßstäbe für den Radverkehr beim Straßenausbau wie für Kraftfahrzeuge. Den schlechten Wert für den Winterdienst sieht er gerade in den letzten Tagen vielfach bestätigt. „Es braucht eine zeitliche Gleichbehandlung mit dem Autoverkehr“, so seine Forderung. Ein Radfahrer fährt schließlich nicht später zur Schule oder Arbeit als ein Autofahrer“, so Marahrens. Er fordert unzufriedene Radfahrer auf, ihr Anliegen auch der Stadtverwaltung mitzuteilen.

Die Ergebnisse des Fahrradklimatestes will der ADFC Regionalverband Dessau in verschiedenen Aktionen ins öffentliche Bewusstsein rücken. Außerdem sollen sie auch Arbeitsgrundlage für das zukünftige Radverkehrskonzept der Stadt sein.