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Widerstand gegen Günter-Herder-Platz Widerstand gegen Günter-Herder-Platz: Keine Mehrheit im Wolfener Ortschaftsrat

Von Frank Czerwonn 15.06.2018, 08:11
Auf dem Platz in Wolfen, der nach Günter Herder benannt werden soll, finden neben dem Wochenmarkt auch Veranstaltungen wie der Blumenmarkt statt.
Auf dem Platz in Wolfen, der nach Günter Herder benannt werden soll, finden neben dem Wochenmarkt auch Veranstaltungen wie der Blumenmarkt statt. André Kehrer

Wolfen - Quer durch die Fraktionen ist man sich im Ortschaftsrat Wolfen einig: Der im September 2016 verstorbene Stadtrat Günter Herder war ein außergewöhnlicher Mensch, der viel für Wolfen und dessen Entwicklung getan hat.

Doch sollte deshalb ein zentraler Platz seinen Namen tragen? Dieser Vorschlag der Linken-Fraktion des Stadtrats ist umstritten. Im Ortschaftsrat Wolfen fand sich am Mittwoch dafür keine Mehrheit. Mit je sechs Ja- und Nein-Stimmen sowie vier Enthaltungen fiel der Antrag knapp durch. Letztlich entscheidet der Stadtrat.

Die Linke schlägt vor, dem neuen Marktplatz in Wolfen-Nord den Namen „Günter-Herder-Platz“ zu geben. „Viele nannten ihn das soziale Gewissen der Stadt, weil er viel auf sozialem Gebiet erreicht hat“, begründete Martina Römer das Vorhaben. Fraktionschef Marko Roye verwies auf Herders intensive und penible Arbeit im Stadtrat seit 1994, seinen Einsatz für die gemeinsame Stadt Bitterfeld-Wolfen, für die Erneuerung des Radwegenetzes, den Trimm-Dich-Pfad in Wolfen-Nord oder von Springbrunnen in Wolfen.

Reichen diese Verdienste von Günter Herder für eine solche besondere Ehrung aus?

Er habe für die Senkung der Kreisumlage gekämpft, sich aber auch um die Probleme der „kleinen Leute“ gekümmert. Er sei sehr bekannt gewesen. Besonders Wolfen-Nord habe ihm am Herzen gelegen, weshalb die Platzbenennung „seine Verdienste in geeigneter und würdiger Weise“ zum Ausdruck bringen würde.

Doch reichen diese Verdienste für eine solche besondere Ehrung aus? Das zweifeln mehrere Ortschaftsräte an. Normalerweise werden Straßen oder Plätze nach sehr bekannten Persönlichkeiten benannt, die sich große Verdienste erworben haben. So wurde 2017 in Halle nach langer kritischer Debatte der Bahnhofsvorplatz in Hans-Dietrich-Genscher-Platz umbenannt.

Die Diskussion um einen Herder-Platz in Wolfen ist letztlich eine Grundsatzdebatte um die Frage: Welche besonderen Verdienste muss man sich für solch Ehrung erworben haben? So lautet ein Hauptargument der Kritiker: Es gebe andere verdienstvolle Menschen der Stadt, die ähnlich stark gewirkt hätten und auch nicht geehrt wurden. Es fielen die Namen des früheren Wolfener Bürgermeisters Lutz Born oder des langjährigen Stadtrats Wolfgang Baronius. Auch der Ort der Würdigung wurde in Frage gestellt.

Sandor Kulman (Linke): „Wir zerreden Günter Herders Verdienste“

„Ich weiß nicht, ob Günter Herder selbst damit einverstanden wäre“, meinte Siegfried Horn (CDU). Schließlich würde man einen Präzedenzfall schaffen. „Ich vermisse Günter Herder bis heute“, sagte Egbert Gueinzius (Pro Wolfen). Er sei ein besonderer Mensch gewesen, „doch davon haben wir noch mehr“.

Solch eine Einzelehrung stehe gegenüber anderen nicht im richtigen Verhältnis. Auch für Dieter Krillwitz (Pro Wolfen) ist solch exponierter Platz nicht der richtige Ort. „Der sollte jemandem vorbehalten sein, der Außergewöhnliches für die Stadt bewirkt hat.“ Niemand habe ihm sagen können, hinter welchen Projekten explizit der Name Herder stehe. Michael Baldamus (CDU) argumentiert ähnlich: „Ich habe Bauchschmerzen bei so einem zentralen Platz.“ Sandor Kulman (Linke) empfand das als unwürdig: „Wir zerreden Günter Herders Verdienste.“ (mz)