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Sicherheitstraining in Wolfen Sicherheitstraining in Wolfen: Schleuderkurs im blauen Riesen

Von Marcel Danisch 22.10.2003, 17:05

Wolfen/MZ. - Trainer Bayer hat die Fehleinschätzung erwartet, verkauft alles gezielt mit Humor: "Wer Spaß hat, lernt auch gut." Er will den Blick für die Fähigkeiten und Grenzen der Fahrer geschärft wissen, denn diese können bisweilen eine ganze Buslänge auseinander liegen. Bayer trainiert mit dem Ziel, die Reaktion und Aufmerksamkeit der Fahrer zu verbessern. Sie sollen ein Gefühl für das jeweilige Geschehen entwickeln, um von vornherein richtig mit Gas und Bremse zu agieren. Zudem sollen sie das Geübte verinnerlichen, um in Gefahr ohne langes Nachzudenken schnell reagieren zu können.

Lange vor den Stunden hinter dem Lenkrad sorgten Bayer und Kollege Georg Harping für die theoretischen Grundlagen. Die graue Theorie dann im Regen auf der Straße umgesetzt, überrascht alle. Sieben Meter mehr Bremsweg bei 35 statt 28 Stundenkilometern auf dem Tacho - das klingt wenig, lässt aber die Kinnladen fallen, wenn der hellblaue Riese über die Markierung hinaus schießt.

Fahrer Dieter Sabisch ist froh: "Hier können wir üben, was im normalen Verkehr nicht möglich ist." Die Vollbremsung ist sonst nicht sein Stil: "Wir fahren voraus schauend." Er war von den Fähigkeiten seines Gefährts positiv überrascht, hätte nicht gedacht, den Bus so schnell zum Stehen zu bringen. Für ihn die interessanteste Aufgabe: aus Tempo 50 nach eigenem Ermessen auf den Punkt bremsen. "Das habe ich gut gemeistert", grinst er zufrieden. Mit ihm wurden im ersten Durchgang elf weitere Kollegen geschult. Am Ende der Woche werden es knapp 50 sein.

Wolfdietrich Vetter, Geschäftsführer des Busunternehmens, schätzt das Training. "Wir wollen alle Möglichkeiten für die Sicherheit ausschöpfen." Er hat die Bilder von den Busunglücken der vergangenen Monate noch vor Augen. Sonst finden Kurse an zentralen Orten statt, die Fahrer fallen lange aus. Das Seminar vor Ort ermöglicht, mehr Kräfte schnell zu schulen. Für Vetter gehört das Training zu einem Sicherheitsprogramm. Dazu zählen ein ausschließlich für die Lenkzeiten zuständiger Disponent sowie ein an jedem Bus gut sichtbar angebrachtes Sicherheitsprotokoll über den technischen Zustand des Gefährts.

Beim Neukauf von Fahrzeugen bevorzugt Vetter solche mit dem Stabilisationssystem ESP. Für die Fahrübungen müssen zwei ältere Modelle herhalten. "Falls doch was passiert", scherzt der Firmenchef.