1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Phileas Fogg geht wieder auf Weltreise

Phileas Fogg geht wieder auf Weltreise

Von Brigitte Mittelsdorf 25.05.2005, 16:10

Zschortau/MZ. - Inszenierung neu

Riesiger Applaus, Stürme der Begeisterung dafür im Jahr 2000 in Leipzig. "Doch diese Inszenierung", sagt Vereinschef Dietmar Joost", "konnten wir wegschmeißen." Und er zeigt eine alte Zeichnung: die Bühne 400 Quadratmeter, Stege, Wasserspiele. "Ich weiß nicht, wie viele hundert Düsen das waren. Ein Computerfreak aus dem Verein hatte die entwickelt." Doch: Bühnen hierzulande sind meist kleiner. Und wer auf Gastspielreise gehen will, muss sich ihnen anpassen. Begrenzung also auf etwa 100 Quadratmeter. Die Folge: neue Choreografie, neue Inszenierung. "Die Texte und Songs sind geblieben", sagt Joost, "aber es spielt kaum noch einer die Rolle, die er damals hatte und meist gleich mehrere, außer den Hauptdarstellern."

Schlimm? "Überhaupt nicht," meint die 13-jährige Friederike Minsel, die als "Volk" in England, Indien, China oder Japan singen und tanzen wird. "Immer umziehen", sagt sie, "so schöne Kleider, und ganz unterschiedliche, das macht Spaß. Auch wenn wir ziemlich fix sein müssen."

Edle Stoffe im Fundus

Dafür, dass das richtige Kostüm beim richtigen Träger landet, sorgt Gabi Riegel. Im Zschortauer Theaterhaus auf dem Areal der Agrarunion verwaltet sie den Fundus. Was sie nicht selbst näht, kauft sie beispielsweise bei Versteigerungen im Opern- oder Schauspielhaus Leipzig. "Voriges Jahr", sagt sie, "hatten wir richtig Glück: eine ganze Kleiderstange für 50 Euro."

Jedes Stück wird im Computer registriert. All die Jacken oder Blusen, Mützen und Koffer. Kleider, aus edlen Stoffen, die mehrere Kilo wiegen. In denen noch der Name des Schauspielers steht, für den es auf den Leib geschneidert wurde. Und daneben tausenderlei Kleinkram: Kulissenteile und Glühlampen, Stoffreste - "wir bekommen sie geschenkt und nehmen auch das kleinste Stück" - Tüten mit Perücken - "da hätten wir gern noch mehr". Auch ein Gummielefant treibt sich herum neben Wasserpfeifen, Pfauen- und Marabufedern oder Kartons mit den Aufschriften "weiße Blusen", "Hüte", "Röckchen" .

Faszinierende Technik

Ist Gabi Riegel bei Volksszenen auch auf der Bühne zu sehen, so bleibt Andreas Nartschik ausschließlich hinter den Kulissen. Im wahren Leben Optiker, fungiert er hier als Bühnenmeister und Pyrotechniker. "Mit Sprengschein", betont Dietmar Joost. Eine Ausbildung, die Nartschik dem Verein zuliebe machte, "weil wir das immer wieder brauchen." Doch sein Herz gehört der Technik. Und so hat er sich auch die Sache mit dem Beamer ausgedacht. Auf einer Leinwand kann der Zuschauer Phileas Foggs Weg verfolgen. Das jeweilige Datum und den jeweiligen Ort, die Stunden, Minuten und Sekunden, die er noch zur Verfügung hat. "Alle Daten werden aufgelistet", sagt Joost, "und man kann dabei zusehen. Wie Andreas das gemacht hat - keine Ahnung."

7,5 Tonnen wird das wiegen, was ein LKW im September nach Wolfen bringt. Von den 140 Vereinsmitgliedern werden rund 80 auf der Bühne stehen, darunter viele Kinder. Ganze Familien sind im Verein, von dem auch Michael Schlosser aus dem Kinderheim Biesen nicht mehr weg will: "Ist egal, was ich spiele. Hauptsache hier."