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Konzert in Ferropolis Konzert in Ferropolis: Mit Spatzen auf Tuchfühlung

Von Jana Grune 10.08.2003, 16:10

Gräfenhainichen/MZ. - Den etwa 2000 Fans ist das egal. Von nah und fern sind sie angereist, um die "erfolgreichste Volksmusik-Gruppe überhaupt" endlich auch mal wieder auf heimischer Bühne live mitzuerleben. Mit Decken unter dem Arm und einem Eis in der Hand kommen nicht wenige in die Arena geschlendert. Eile ist auch nicht angesagt, denn voll ist die Arena nicht. Einige Kurzentschlossene, die angeradelt kommen, können noch problemlos Karten erwerben.

Auf die insgesamt vier glücklichen Gewinner aus der MZ-Verlosung wartet jedoch ein besonderes Highlight: neben einer gewonnenen Freikarte können sie zusätzlich mit ihren "Spatzen" auf Tuchfühlung gehen. Auch noch wenige Minuten vor Konzertbeginn werden sie von den Musikern hinter der Bühne gut gelaunt in Empfang genommen. Eine der Glücklichen ist Hiltrud Zetzsche aus Weißenfels. Frontmann Norbert Rier sei ja "einer der schönsten Männer überhaupt". "Zwei Mal im Jahr sind wir auch in Südtirol, nämlich beim Open-Air im Juni und dem Spatzen-Fest im Oktober", verrät sie.

Rüdiger Mehl dagegen ist allein aus Aken angereist. Die gewonnene Karte habe er von seiner Mutter bekommen, erzählt er, "denn für sie wäre dieser Abend einfach zu anstrengend geworden". Ein allzu großer Fan dieser Musik sei er jedoch nicht, vielmehr klinge es ihm "ein bisschen zu sehr nach Friede-Freude-Eierkuchen. Aber die Kulisse ist schon mal etwas ganz anderes", blickt er bewundernd um sich. Kritisch bemerkt er, dass all den - zum großen Teil älteren - Leuten am Eingang die Wasserflaschen weggenommen wurden. "Entweder mussten sie sie abgeben oder gleich austrinken. Bei der Hitze und den Preisen hier!"

Eine Besucherin aus Möhlau macht auch gleich lautstark ihrem Unmut über die dürftige Versorgung auf dem Gelände Luft. "Für mein Bier stehe ich mir schon stundenlang die Beine in den Bauch. Das ist eine große Sauerei", beschwert sie sich. Andere nicken zustimmend.

Pünktlich um 20 Uhr - die Menge klatscht gerade wenige Sekunden - eröffnen die Spatzen ihr Konzert mit dem Lied "Liebe darf alles" vom gleichnamigen aktuellen Album. Der Bierpilz ist nun leergefegt, alle sitzen erwartungsvoll auf ihren Klappstühlen. Der Ärger über die lästige Warterei wird wohl schnell vergessen sein, wenn die Spatzen mit ihren Geschichten über menschliche Schicksale zu "positivem Denken" auffordern.

Sie haben gerade ihr viertes Lied angestimmt, da kommt "Friedensfahrt-Omi" Charlotte Mehlhorn aus Zschornewitz freudig lächelnd aus Richtung Bühne gelaufen. Die fast 90-Jährige ist auf ihrer allabendlichen Fahrt mit dem Drahtesel hier vorbeigekommen und wollte "nun endlich mal bis vor zur Bühne kommen und ein Foto machen. Sonst ist es doch hier immer so voll."

Die Sonne versinkt als glühender Feuerball hinter den Horizont und taucht die nüchterne Kulisse in ein warmes Licht. "Jedes Abendrot ist ein Gebet" - zeitlich passender kann das Lied nicht gewählt sein.