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Kompromiss gefunden Kompromiss gefunden: Die "Seepromenade" wird kleiner

Von Frank Czerwonn 15.12.2017, 10:56
Die Brachfläche an der Bitterfelder Wasserfront kann nach der Zustimmung des Stadtrats unter gewissen Auflagen bebaut werden.
Die Brachfläche an der Bitterfelder Wasserfront kann nach der Zustimmung des Stadtrats unter gewissen Auflagen bebaut werden. André Kehrer

Wolfen - Die Debatte im Stadtrat um den Einwohnerantrag „Willkürliche Bebauung der Goitzsche-Ufer stoppen!“ hat am Mittwochabend zu leidenschaftlichen Schlagabtauschen, emotionalen Plädoyers, Änderungen in Anträgen und manchen Verwirrungen geführt.

Stadträte einigten sich auf einen Kompromiss

Am Ende aber einigte sich die breite Mehrheit der Stadträte auf einen Kompromiss. Wichtiger Bestandteil des Beschlusses ist das klare Bekenntnis zum Bauvorhaben der „Seepromenade“. Dem war ein Auftritt des Architekten Hans Wehrhahn im Stadtrat vorausgegangen.

Der von ihm entworfene Neubau für einen Berliner Investors hatte Mitte des Jahres viel Kritik ausgelöst. Diese gipfelte letztlich nach einer Unterschriftensammlung im ersten Einwohnerantrag der Stadt Bitterfeld-Wolfen. Der Stadtrat war nun einerseits dazu aufgefordert, den Inhalt des Bürgerantrags zu diskutieren, andererseits aber auch möglichst eine klare Position zum konkreten Bauvorhaben der „Seepromenade“ zu finden.

Armin Schenk: „Der Stadtrat muss Position beziehen“

So sagte Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) als Ausschusschef, im Bau- und Vergabeausschuss habe eine große Mehrheit für die Durchführung des Bauvorhabens gestimmt. „Der Stadtrat muss Position beziehen.“ Das sahen auch die Anträge aus den Fraktionen Pro Wolfen und Kommunal.Sozial vor.

Die Erläuterungen des Architekten Hans Wehrmann dürften bei der Entscheidung geholfen haben. Er zeigte auf, wie man nach der Kritik und der Ablehnung des ersten Entwurfs durch den Landkreis die Planung geändert hat.

Das Ensemble soll aus drei Baukörpern bestehen

Gebaut werden soll nun ein aus drei Baukörpern bestehendes Ensemble. Alle drei wurden in der Höhe reduziert. So wurden in den Erdgeschossen, die als Maisonettewohnungen geplant waren, das obere Geschoss gestrichen.

Haus eins, das vor dem Pflegeheim „Am Leineufer“ errichtet wird, ist nur noch zweigeschossig mit einem Staffelgeschoss geplant. Dort ist betreutes Seniorenwohnen vorgesehen. Die anderen beiden Häuser sind angewinkelt. Haus drei - vom Goitzsche-Ufer aus gesehen ganz links stehend - soll zudem ein Café mit vorgelagerter Terrasse erhalten.

Um Parkflächen zu schaffen, soll eine Tiefgarage gebaut werden

Reagiert hat der Architekt auch auf den Vorwurf fehlender Parkflächen. „Unter dem gesamten Baufeld bauen wir eine Tiefgarage“, sagte Wehrmann. Die Ein- und Ausfahrt erfolge von der Brücke über den Abfluss vom Goitzschesee. „Der Bernsteinweg bleibt frei.“ Eine zwischen Haus zwei und drei vorgesehene Mittelstraße verbinde zudem den Bernsteinweg mit dem Weg Seepromenade.

Bauchef Stefan Hermann bestätigte anschließend, dass durch die Verringerung der Geschossigkeit und den Bau der Tiefgarage die Hauptkritikpunkte ausgeräumt seien. „Die Bauhöhe geht nun nicht über jene des zweiten Hauses vom Palais am See hinaus, das ebenfalls mit einem Staffelgeschoss errichtet wurde“, so Hermann.

Wegen der unter der gesamten Baufläche verlaufenden Tiefgarage und dem Staffelgeschoss der Gebäude zwei und drei seien zwar zwei Befreiungen nötig. „Werden die erteilt, ist diese Variante genehmigungsfähig.“ Das sei auch mit dem Kreis abgestimmt.

Stadtrat hält Bau für optisch vertretbar

Auch der Stadtrat stellte letztlich mehrheitlich fest, „dass der geplante Bau unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Gebäude optisch vertretbar ist, sich in die nähere Umgebung einfügt und die bei der Planung gegebene Baurechtskonformität bis auf zwei erforderliche Befreiungen gegeben ist.“ Wehrmann rechnet nun damit, dass die Häuser in einem Jahr fertiggestellt sein können.

Erst viele Emotionen, dann breiter Kompromiss

Eineinhalb Stunden lang diskutierte der Stadtrat über den Einwohnerantrag. Dessen Rechtmäßigkeit wurde einstimmig festgestellt. Doch über seinen Inhalt und die Frage, wie sich der Rat dazu positioniert, gingen die Meinungen weit auseinander. Die Debatte verlief teils polemisch und mit gegenseitigen Vorwürfen. Zugleich wurde um eine  Lösung gerungen.

AfD forderte Überarbeitung der Bebauungspläne

Der AfD-Antrag forderte die  Überarbeitung der Bebauungspläne an der Wasserfront, Bürgerbeteiligung und die Zurückstellung künftiger Baugesuche. Letzteres ist aber rechtlich unmöglich. 

Dicht beieinander waren der Antrag von Pro Wolfen und jener vom Bauausschuss, den der OB eingebracht hatte. Sie schlugen eine Überprüfung der B-Pläne durch den Ausschuss vor. Das aber lehnte der Antrag der Fraktion Kommunal.Sozial ab. Den Durchbruch brachte eine Beratungspause.

2005er B-Pläne kamen rechtmäßig zustande

Der Kompromiss stellt neben der Zustimmung zum Bauvorhaben „Seepromenade“ fest, dass die 2005er B-Pläne rechtmäßig nach ausführlicher Bürgerbeteiligung zustande kamen. Weiter heißt es: „Es bestehen keine sachlichen Gründe für eine generelle Überarbeitung sämtlicher Bebauungspläne der Bitterfelder Wasserfront. Das schließt einzelne Änderungen nicht aus.“ Dies wurde mit drei Enthaltungen und vier Nein-Stimmen (drei AfD) beschlossen. (mz)