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Ein Jahr nach der Flut Ein Jahr nach der Flut: Geld vom Staat lässt auf sich warten

Von Ute Otto 18.08.2003, 20:25

Pratau/MZ. - Erinnerungen an die Katastrophe vor einem Jahr sind zur Genüge ausgetauscht, zahlreiche Schicksale von Flutopfern geschildert. Nicht zum Plausch kamen die Pratauer gestern Nachmittag zum Vor-Ort-Termin mit der MZ. Was sie treibt, ist hauptsächlich die Frage: Wann kommen endlich die staatlichen Hilfsgelder?

Gut, mit Sina Jante, Marina Reichelt und Ramona Pabst vom Flutopferstab fachkundige Leute an der Seite zu haben. Die trotz manchem dem Frust geschuldeten scharfen Unterton mit großer Geduld den Weg der Anträge bis zum Bewilligungsbescheid erklären. Rat geben, was zu tun oder zu lassen ist bezüglich der Gutachten und Auftragserteilungen an die Firmen.

Was sie jedoch nicht können: Geld aus der Tasche und Anträge von unten aus dem Stapel ziehen und nach oben legen. Auch wenn ein Betroffener so eindringlich seine Situation schildert wie Michael Austen. Noch immer wohnt die Familie in getrennten Notunterkünften, Frau und Tochter in Dorna, er in Pratau im Wohnwagen. Da ist er doch ein Härtefall, oder?

Auch wenn sie seine Verzweiflung versteht: "Dann müssten wir jeden einzelnen der 1800 Anträge aus dem Landkreis prüfen, ob es ein Härtefall ist", so Frau Jante. Das wiederum würde das gesamte Bearbeitungsverfahren verzögern.

Am 4. April hatte Inge Trojan ihren Antrag vollständig abgegeben. Gestern waren die Bearbeiter beim 28. März angelangt. "Die längste Zeit hat es bei Ihnen gedauert", tröstet Sina Jante die Frau. "Unser Konto ist blitzeblank", erzählt diese. Weil sie sich nicht traut, dennoch Handwerker zu bestellen, haben sie, was sie nur konnten, in Eigenleistung gemacht. Doch das wird nicht gefördert. Und auch nicht die Kreditzinsen für die Vorfinanzierung, die die Betroffenen leisten müssen. So sie überhaupt Darlehen bekommen. Da auf staatliche Fördermittel kein Rechtsanspruch besteht, halten sich die Banken bedeckt.

"Wir haben die Förderrichtlinie nicht gemacht", können die Leute vom Flutopferstab des Landkreises nur sagen. Die meisten verstehen das: "Es geht ja nicht gegen Sie persönlich", heißt es fast immer. Aber von den Politikern, die unbürokratische Hilfe versprochen hatten, sind sie durchweg enttäuscht.

Doch fehlen an diesem Nachmittag nicht die Pratauer, die den Hochwasserschutz des Wittenberger Ortsteils streng im Auge behalten. Die auch nicht vergessen haben, dass Umweltministerin Petra Wernicke beim Besuch der CDU-Bundesspitze im Juli den Beginn der Deichbauarbeiten in Pratau für den 15. August angekündigt hatte. Und feststellen müssen, dass sich auch unter den Eisenbahn-Flutbrücken noch kein Bagger dreht.