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Bündnis 90/Die Grünen Bündnis 90/Die Grünen: Wittenberger erwägt, Partei zu verlassen

Von Marcel Duclaud 22.11.2001, 15:58

Wittenberg/MZ. - Dass diese Fragen die kleine Partei existentiell berühren, machte nicht zuletzt Dietmar Klingner bei einer engagierten und kontroversen Debatte im Wittenberger Kirchlichen Forschungsheim Mittwoch Abend klar. Er drohte mit Austritt, sollte der Parteitag in Rostock am Wochenende die Zustimmung zum Kriegseinsatz nicht kippen. "Das Kriegsziel, bin Laden zu schnappen, ist doch völlig außer Sicht geraten. Und wie weiter? Wollen wir jetzt Asien das Christentum bringen? Nötig ist eine Uno-Polizeitruppe." Ähnlich äußerte sich Stadtrat Reinhard Lausch: "Die Grünen sind aus der Friedensbewegung hervor gegangen. Ich möchte keine deutschen Soldaten in Afghanistan in Kämpfe verwickelt sehen." Den beiden pflichtet Ralph Höhne bei: "Ich bin Pazifist. Den Terror haben sich die Amerikaner selbst zuzuschreiben, die haben doch die Taliban zuerst unterstützt."

Die Pragmatiker sind im kleinen Wittenberger Verband allerdings deutlich in der Überzahl. Für sie sprach etwa der Leetzaer Bernd Pich: "Die Grünen haben in der Regierung als kleiner Partner viel erreicht. Warum müssen wir uns zerfleischen, wenn der Fehler doch beim Kanzler liegt. Politik macht man, um gestalten zu können. Wenn wir aus der Koalition aussteigen, gefährden wir wichtige Reform-Projekte." Was Klingner mit der Bemerkung quittierte: "Wir sind eine Programm- und keine Macht-Partei." Friedbert Morgner fragte, wie die Grünen wohl reagieren würden, wären Leipzig oder Berlin Orte von Anschlägen. Er fordert überdies eine Außenpolitik ein, die es mit der Unterstützung der Entwicklungsländer ernst meint: "Wenn wir uns nicht um die Ursachen kümmern, bleibt New York kein Einzelfall."

Während Manfred Kurze vor der Illusion warnte, Terrorismus ohne Gewalt bekämpfen zu können, erklärte Barbara Leps: "Ich bin als Pazifistin eingetreten. Aber wir wussten, als wir in die Regierung gingen, Deutschland ist Nato-Mitglied. Also müssen wir Beistand leisten." Fazit: Die Mehrheit der Grünen im Kreis stützt Koalition, Kriegseinsatz und eine "kritische Solidarität mit Amerika".