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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Rösaer halten am Speicherausbau fest

Von GERD LÜDTKE 06.12.2010, 17:38

RÖSA/MZ. - "Nach der Wende hatten wir diese Einrichtungen, haben sie uns erhalten und ausgebaut. Soll das jetzt alles kaputt gemacht werden?", fragten sich nicht nur Günter Neugebauer, sondern etwa 100 Bürger des Ortes, die am Freitag zu einer Informationsveranstaltung ins Sportlerheim gekommen waren.

Drei für den Ort wichtige Themen hatte Ortschaftsbürgermeisterin Katrin Hopfe zu verkünden. Dabei war die Problematik des schnellen Internets wohl noch die geringste. "Eigentlich sollten die schnellen DSL-Anschlüsse bis Weihnachten fertig sein, nun wird wohl der Jahreswechsel vergehen. Es sind noch bestimmte Schachtarbeiten neben den Schaltkästen zu machen. Hoffentlich spielt dann das Wetter mit und führt nicht wieder zu weiteren Verzögerungen."

Weit kritischer sahen die Rösaer die Information zum Stand des Speicherausbaues. Der ehemalige Gemeinderat beschäftige sich mit dem Thema schon jahrelang, hieß es. Über das Leader-Programm, also der Förderung des ländlichen Raumes, wurden zunächst 250 000 Euro, dann noch einmal 210 000 Euro bewilligt. "Wir wollen für die Feuerwehr ein ordentliches Gerätehaus schaffen, Vereinen Räumlichkeiten bereitstellen und nicht zuletzt einen größeren Raum als Bürgertreff einrichten - denn das Sportlerheim ist viel zu klein", so die engagierte Ortschefin. "Im Gebietsänderungsvertrag wurde uns zugesichert, dass begonnene Maßnahmen weitergeführt werden", erinnerte Katrin Hopfe.

Die Gemeinde Muldestausee hat das Projekt 2010 in ihren Haushalt aufgenommen. Selbst das Problem der Teichsanierung für die Regenentwässerung wurde bereits gelöst. Nun tagte der Bau- und Finanzausschuss vor zwei Wochen und gab die Empfehlung, sich von dem Vorhaben zu verabschieden, mehr noch, man solle sich schon jetzt überlegen und die Schule Rösa zur Disposition stellen. Der Gebietsänderungsvertrag enthält dazu aber deutliche Aussagen. Und die Kommunalaufsicht hat den Speicherausbau bewilligt. "Wir sind der Meinung, an gefasste Beschlüsse muss man sich halten", erklärte Hopfe.

An dieser Stelle hakte Martina Buhl ein. "Als Gemeinderäte haben wir den Ausbau beschlossen. Wir setzen darauf, dass der Gebietsänderungsvertrag auch durchgesetzt wird und wir den Speicherausbau realisieren können." Zugleich erinnerte Martina Buhl an die hohen Eigenleistungen der Feuerwehr-Kameraden, die bereits erbracht wurden, um die Kosten zu senken. Renate Sporner stellte die rhetorische Frage in den Raum, wer denn nun glaubwürdig sei, wenn dieses Projekt gestoppt werden sollte. Gudrun Engler verwies auf die unzumutbaren Raumbedingungen im Sportlerheim, in dem am Freitag viele nur noch einen Stehplatz fanden. "Wir müssen einfach unsere demokratischen Rechte besser durchsetzen."

Für eine ebenso brisante Diskussion sorgte die Problematik Schule. Renate Wittig fragte gerade heraus, wieso das Thema Schulschließung überhaupt aufkommt, das habe bislang doch niemals zur Diskussion gestanden. Ortschaftsbürgermeisterin Hopfe begann die Aussprache sehr realistisch und verwies darauf, dass letztlich jede Ortschaft um ihren Standort kämpft. Für Rösa ergebe sich derzeit die Situation, dass die Kinder von Burgkemnitz mit beschult werden. Die Grundschüler von Schlaitz und Plodda werden künftig in Gossa beschult. Mehrere Kinder aus Schwemsal gehen ins benachbarte Bad Düben.

Mario Stein gehört zur jüngeren Generation. "Für uns ist es einfach selbstverständlich, dass wir unsere Kinder in der Kindertagesstätte, später im Hort betreuen lassen. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Schließlich sind beide Objekte bestens ausgestattet." Die Rösaer Schule, ergänzte Frau Hopfe, ist als "Schule im Schloss" für uns immer etwas Besonderes und Wichtiges gewesen. Der naturgeschützte Park bietet dazu ungezählte Möglichkeiten für den Unterricht.

Und dann ging es noch um die Tongrube. Obwohl die Rösaer 2009 ihr eindeutiges Votum gegen eine Tongrube am Dorfrand mit ihren Unterschriften erklärten, ist das Vorhaben im Landesentwicklungsplan verblieben und vom Landtag durchgewunken worden. Veit Wolpert, selbst Mitglied im Landtag, teilte mit, dass eine Anhörung zu diesem Thema abgelehnt und der Plan beschlossen wurde. "Wir müssen deutlich machen, dass Tongrube und Tourismus in unserer Region nicht in Übereinstimmung zu bringen sind." Winfried Brodhuhn ergänzte, dass bereits sieben Hektar Wald neu angepflanzt wurden. "Die Tongrube darf nicht alles kaputt machen. Denn mit ihr wäre nicht nur die Zukunft des Waldes, sondern des ganzen Ortes in Gefahr."