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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Laubenpieper auf dem Sprung

Von ULF ROSTALSKY 26.02.2012, 17:45

MÜHLBECK/MZ. - "Viel ist nicht los. Noch nicht." Wolfgang Jagla blickt über sein kleines Reich im Grünen. Im Boden steckt die Winterkälte. Es ist zu zeitig, um loszulegen. Spaten und Harke bleiben erst einmal im Schuppen. Die Baumschere kommt allerdings schon zum Einsatz. Ein glatter Schnitt. Die Kirsche soll Form bekommen.

Jagla ist Vorsitzender in der "Muldeaue". Die Mühlbecker Kleingartenanlage wirkt nicht wie ein Oldtimer. Das Gros der Lauben ist kaum mehr als 35 Jahre alt. Doch der Anblick täuscht. Die Sparte hat im Sommer Grund zu feiern. Der 80. Geburtstag steht auf dem Programm. "Eine bewegte Zeit", weiß der Chef. Denn gleich dreimal beackerten die Mühlbecker Laubenpieper Neuland.

Erst waren sie der Goitzsche im Weg, dann dem Muldestausee. Der dritte Start fiel dann etwas bescheidener aus. 33 Parzellen gibt es in der "Muldeaue" heute. Der Stolz der Kleingärtner: Sie sind allesamt belegt und werden zum Teil auch von jungen Familien genutzt. Dennoch hat das Gros der Gärtner die 60 bereits überschritten. Doch zum alten Eisen will niemand zählen. Im Gegenteil. In trauter Runde werden große Pläne geschmiedet. Die Anlage soll Stück für Stück ein moderneres Gesicht bekommen. Nein, die massiven, zum Teil unterkellerten Lauben und die Grundstücke mit freiem Blick über Feld und Flur werden nicht angefasst - zumindest nicht in großer Aktion.

Den Kleingärtnern schwebt vielmehr vor, die Gemeinschaftsanlagen auf Vordermann zu bringen. Viel zu tun ist dort. Doch Jagla und Co. haben Spuren hinterlassen. Die Küche im Vereinsheim ist gemalert. Die Deckentäfelung wurde befestigt, stromfressende Lampen sind ausgetauscht. Auch das Sanitärgebäude trägt ein neues Gewand. Klarer Fall für die Kleingärtner: Wer im Vereinshaus feiern möchte, soll auch ordentliche sanitäre Bedingungen vorfinden.

Herbert Wunsch und Oliver Eichhorn sind am Sonnabendmorgen in der Anlage. "Einfach mal schauen, was so passiert", sagen sie. Doch dann greifen sie zu Harke und Besen. Der Platz neben dem Vereinshaus braucht ein wenig Feinschliff. Hier haben sie im Herbst mächtige Weiden gestutzt. Die Angst vor herabfallendem Geäst war zu groß geworden in den Jahren. Aus dem Holz sollen Sitzgelegenheiten für eine Feuerstelle werden. "Und der Chef bekommt einen Thron." Herbert Wunsch hat die Lacher schnell auf seiner Seite.

In dieser Jahreszeit ist noch mehr Zeit als gewöhnlich, um zusammenzustehen und zu plaudern. Das machen sie sonst auch in der "Muldeaue". Wenn aber der Frühling mit voller Kraft loslegt, dann geht es erst einmal auf den eigenen Acker. Ordnung muss sein und die Pläne für die Bepflanzung stehen bereits. Tomaten, Gurken, Zucchini. Alles das, was Ertrag verspricht und allen schmeckt. "Auch den Rehen", spricht Wolfgang Jagla ein großes Problem in der Anlage an. Die Tiere zieht es regelmäßig vom nahen Feld in die Gärten. "Die fressen hier wirklich alles an."

Die Kleingärtner denken deshalb an den nächsten großen Kraftakt. Sie wollen einen Wildzaun um die komplette Anlage ziehen. Sicher ist sicher. Auf Vordermann gebracht werden muss außerdem noch der Hauptweg. Dort wird das momentane Problem der Laubenpier deutlich. Der Frost steckt noch im Boden, nur die Oberfläche ist weich. Fahrzeuge haben deshalb tiefe Furchen hinterlassen. "Aber das bekommen wir hin." Der Kleingärtner ist Optimist.