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Alle aufstehen vor dem Klassenlehrer

Von Karina Blüthgen 17.10.2004, 15:30

Reinsdorf/MZ. - Schwarzweiß-Fotos machten die Runde, eines, auf dem die Klasse bei der Einschulung mit Zuckertüten zu sehen ist, war sehr unscharf. Egal, die ehemaligen Klassenkameraden erkannten sich wieder.

"Ich bin der da hinten", zeigte Rainer Sternberg, der inzwischen in Köln wohnt, auf ein Jungengesicht, das aus der letzten Reihe hervorlugt. Sternberg, der das Treffen organisiert hatte, berichtete von einigen Schwierigkeiten, auf die er dabei gestoßen war. "Besonders bei den Frauen war es nicht einfach. Manchmal hatte ich auch nur vage Ortsangaben", erinnerte er sich. Einen, nämlich Horst Geyer, habe er nicht gefunden, obwohl er über 200 Geyer abtelefoniert habe, alle mit dem Vornamen Horst.

Genau solche Dinge hatten frühere Versuche, ein Treffen zu organisieren, scheitern lassen. Immerhin, 33 ehemalige Schüler hatte Sternberg zum Treffen eingeladen. "Drei haben gleich gemeint, sie kommen nicht. Drei haben später abgesagt", so der gebürtige Nudersdorfer. Doris Schulze, früher Blödow, befand beim Blick in die Runde: "Oft sagt mir nur noch der Name etwas. Wenn das Treffen vor 20 Jahren stattgefunden hätte, wäre es sicher einfacher gewesen." Unfug in der Schule? "Nein, der Lehrer war schon eine Respektsperson", sagte sie. Eva Leithoff, früher Thiele, bestätigte das: "Wir kamen mit dem Schulbus, ich war ja ,Fahrschüler' aus Straach, wir kamen ab der siebenten Klasse dazu. An der Gaststätte sind wir ausgestiegen und brav und gesittet zum Schulhort gegangen. Da haben wir gespielt, bevor die Schule anfing. Oder Hausaufgaben abgeschrieben, aber das kam selten vor." Dass es wenig Lehrer damals gegeben hat und später auch Schulspeisung angefangen habe, daran erinnerten sich die Frauen immer noch.

Ihr einstiger Klassenlehrer Walter Guttenberger, heute 76 Jahre alt, musste schon schmunzeln, als die Klasse am Sonnabend wieder vor ihm aufstand. "Ich kann mich gar nicht erinnern, so viele Schüler gehabt zu haben", meinte er gerührt und wünschte jedem seiner früheren Schützlinge viel Wohlergehen. Bevor es gemütlich weiter ging, wurde das restliche Tageslicht noch für ein Klassenfoto genutzt.