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Salzlandkreis Salzlandkreis: Hinter jeder Tür verbirgt sich eine Überraschung

Von SUSANNE WEIHMANN 10.12.2010, 17:07

BIENDORF/MZ. - Dass er jetzt jeden Abend ein Weihnachtslied singen würde, hätte sich Uwe Cisewski bis vor kurzem sicher nicht träumen lassen. Aber der Biendorfer Ortsbürgermeister stimmt wie alle anderen Bewohner mit ein, wenn Pfarrer Dietrich Lauter zur Gitarre greift. "Alle Jahre wieder" singt dieser ganz besondere Adventschor jeden Abend kurz nach 17 Uhr im Haus einer anderen Familie oder eines ortsansässigen Unternehmens. Bis zum Heiligabend verwandelt sich der Ort auch in diesem Jahr in einen lebendigen Adventskalender. Am Donnerstag öffnete Uwe Cisewski die Türen zu seinem Haus. Er schenkte Glühwein aus und die Gäste konnten sich an den Fettbemmen mit Gurke, Spekulatius, Makronen und Mandarinen bedienen. Außerdem flackerte ein Feuerchen auf dem Hof. "Es ist eine gute Gelegenheit mal miteinander ins Gespräch zu kommen", meint der Ortsbürgermeister. Manche würden abends sonst gar nicht aus dem Haus gehen, aber auf diese Weise könnte man den ein oder anderen Biendorfer hinterm Ofen vorlocken.

Vor drei Jahren hatte die ehemalige Pfarrerin Christel Lux zusammen mit dem Bürgermeister die Idee eines solchen lebendigen Adventskalenders. Sie hatte von einer solchen Aktion in einem anderen Ort erfahren. "Ich dachte, so etwas könnte man auch einmal in Biendorf versuchen", sagte Christel Lux. Man habe zwar nicht damit rechnen können, dass es auch in Biendorf funktioniert. "Gehofft haben wir es natürlich." Zwar kommen nicht mehr ganz so viele, wie im ersten Jahr. Aber mindestens 30 Biendorfer seien auch in diesem Jahr an jedem Abend dabei. Und diese Anzahl ergibt schon einen ziemlich stimmgewaltigen Chor. Er habe ja zunächst Zweifel gehabt, ob die Leute mitsingen, erzählte Pfarrer Dietrich Lauter. "Aber der Biendorfer Adventschor wird immer besser", lobt er. Das Lied "Alle Jahre wieder" sei auch insofern passend, weil "alle Jahre wieder etwas mit den Leuten passiert ". Sie würden warmherziger, gefühlvoller und in Anhalt gelegentlich auch etwas freundlicher, sagte der aus Süddeutschland stammende Lauter und erntete gleich etwas Protest der Anwesenden. "Der kennt uns noch nicht", rief eine Frau bestimmt. Er habe aber auf jeden Fall festgestellt, dass es in der Vorweihnachtszeit ein erhöhtes Interesse an Gemeinschaft gibt, dass die Menschen auf andere zugehen. Lauter würde sich wünschen, dass sich die Menschen diese Einstellung auch den Rest des Jahres erhalten. "Das, was Sie zu so netten Adventsmenschen macht, gilt es für den Rest des Jahres zu bewahren", meint Lauter.

Rudi Schreiber ist von Anfang an dabei. Im vergangenen Jahr habe er 40 Liter Glühwein für seine Gäste erhitzt. Die seien alle alle geworden, versichert Schreiber. In diesem Jahr öffnet er am 21. Dezember die Tür seines Hauses. "Die Idee eines solchen Adventskalenders ist hervorragend", sagt der Biendorfer. Und obwohl er nicht kirchlich sei, schätzt er die allabendliche Zusammenkunft. Dabei treffe man auch Leute, die man sonst das ganze Jahr über nie sieht. Corinna Homa gefällt besonders, "die lockere Atmosphäre". Sie findet es gut, "dass die Menschen aus dem Ort zusammen kommen" und "dass man mit Menschen erzählt, mit denen man sonst nicht ins Gespräch kommen würde". Zu diesen Gesprächen können sich nach Auffassung von Ortsbürgermeister Cisewski gern noch mehr Biendorfer einfinden. Niemand müsse sich scheuen zu kommen. "Alle sind gern gesehen", betont er. Beispielsweise am Sonnabend ab 17 Uhr bei Familie Sommer und Familie Ronny Cisewski.

Wer noch Interesse hat, mitzumachen, kann sich bei Uwe Cisewski melden, denn drei Termine sind noch frei. Fest steht aber schon das letzte Türchen. Das wird am 24. Dezember in der Kirche geöffnet.