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Rastlos dreht die Saale die Kraftwerks-Turbinen

Von Heiko Wigrim 15.11.2005, 18:24

Bernburg/MZ. - "Unsere Turbinen laufen Tag und Nacht", berichtet Pisch, der im Bernburger Wasserkraftwerk in der ehemaligen Papierfabrik für die Wartung der Anlagen zuständig ist. 1350 Kilowatt leisten alle drei Turbinen, wenn sie auf vollen Touren laufen. "Unsere Energie liefern wir direkt in das Netz der Stadtwerke Bernburg", erzählt Pisch. Das Wasserkraftwerk kann pro Jahr 2500 Haushalte mit dem erzeugten Strom versorgen.

Seit 1992 ist Josef Pisch im Wasserkraftwerk von Rainer Mönchmeier angestellt. Mönchmeier hatte damals die alte Papierfabrik gekauft. "Unsere erste Tätigkeit war der Ausbau der alten Turbinen", erinnert sich Pisch. Die wurden im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eingebaut. "Die drei Frances-Turbinen von 1893 und 1908 hatten eine Gesamtleistung von 1000 PS." Gelaufen sind sie bis zum Jahr 1968. "Damals fehlte einfach das Geld für die Reparatur." Also wurde die ganze Stromerzeugungsanlage stillgelegt. Die Papierfabrik produzierte von da an mit Fremdstrom.

Im Mai 1993 war es dann soweit -die beiden ersten nagelneuen doppelt regelbaren Kaplan-Rohr-Turbinen konnten ans Netz gehen. 1997 kam die dritte, eine Kaplan-Schacht-Turbine, dazu. In den Generatoren des Kraftwerkes wird Drehstrom mit etwa 400 Volt und 50 Hertz erzeugt. Der Strom wird durch Transformatoren gewandelt und in das 20 000-Volt-Netz der Stadtwerke eingespeist.

Das Lebenselixier des Wasserkraftwerkes ist die Saale. Sie sorgt dafür, dass bis auf wenige Ausnahmen immer Strom erzeugt werden kann. Und als erneuerbare Energie muss der Strom per Gesetz auch immer von den Stadtwerken abgenommen werden. 9,67 Cent zahlen die Stadtwerke für Strom bis zu 500 Kilowatt pro Stunde. Alles was darüber eingespeist wird, bringt 6,65 Cent ein.

Aber die Saale ist manchmal eine etwas unzuverlässige Dame. "Eigentlich läuft hier alles computergesteuert", sagt Pisch. Über die Wasserzufuhr und die verstellbaren Turbinenräder lässt sich die Leistung der Turbinen regulieren. Aber bei Niedrigwasser und bei Hochwasser sieht die Sache anders aus. "Was nicht immer ein technisches Problem ist."

Denn schräg gegenüber gibt es ein zweites Wasserkraftwerk in der ehemaligen Saalemühle. Je nach dem, wie viel Kubikmeter Wasser die Saale pro Sekunde anbringt, müssen die Wasserrechte beachtet werden. "Wir merken gleich, wenn man es drüben nicht so genau nimmt."

Hochwasser ist im Wasserkraftwerk nicht gern gesehen. "Dann staut die Untersaale zurück, damit verringert sich die Fallhöhe des Wassers." Als Folge davon nimmt die Leistung der Turbinen ab.

Ein Blick auf die Kontrollgeräte zeigt: "Heute läuft es gut." 1120 Kilowattstunden liest Pisch auf dem Bildschirm ab, die Fallhöhe des Wassers beträgt aktuell 3,40 Meter. Für den Techniker wird es nun Zeit, den Recheneinlauf wieder zu säubern.