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Ortsfeuerwehren streiten sich um Gerätehäuser Ortsfeuerwehren streiten sich um Gerätehäuser: Knatsch unter Bernburger Kameraden

Von Katharina Thormann 21.01.2016, 08:32
Wohlsdorfs Ortswehrleiter Marcus Hillegeist (von links) und Biendorfs Ortswehrleiter Jens Hartmann sind sich einig: Ihre Feuerwehren würden sich gern für ein neues Gerätehaus zusammenschließen.
Wohlsdorfs Ortswehrleiter Marcus Hillegeist (von links) und Biendorfs Ortswehrleiter Jens Hartmann sind sich einig: Ihre Feuerwehren würden sich gern für ein neues Gerätehaus zusammenschließen. Engelbert Pülicher Lizenz

Baalberge/Biendorf/Poley - Es brodelt bei den Feuerwehren in Baalberge, Biendorf, Poley und Wohlsdorf/Crüchern. Und zwar gewaltig. Grund dafür ist die von der Stadt Bernburg geplante Fusion. Schon im kommenden Jahr sollen sich die vier Wehren in zwei Gerätehäusern zusammenschließen. Zu dieser Variante tendiert laut Hauptamtsleiter Klaus Hohl die Stadtverwaltung, nachdem ursprünglich noch vorgesehen war, nur ein neues Gerätehaus für die Wehren in Biendorf, Poley und Wohlsdorf/Crüchern zu bauen. Doch nach dem Rückzug der Löschkräfte aus Poley von dem Vorhaben sollen nun voraussichtlich bis 2018 zwei Gerätehäuser entstehen. Eins für die Aktiven in Biendorf und Wohlsdorf/Crüchern und eins für die Einsatzkräfte in Baalberge und Poley.

Soweit, so gut. Doch auch die zweite, von der Stadtverwaltung angestrebte Variante, löst unter den Löschkräften keine Jubelschreie aus. Im Gegenteil. Gerade die Poleyer sind von den Plänen alles andere als begeistert und meldeten sich deshalb bei der MZ. Ihr Ärger hat vor allem mit den mangelnden Platzverhältnissen zu tun. Denn jedes der zwei Gerätehäuser soll mit nur zwei Stellplätzen für Fahrzeuge ausgestattet werden. Das Problem: Allein die Baalberger und Poleyer haben derzeit vier angemeldete Fahrzeuge und ein abgemeldetes. Was aus den überschüssigen werden soll? „Wir werden prüfen, welche wir an andere Standorte umsetzen bzw. veräußern können“, kündigt Hauptamtsleiter Hohl an.

Das hört man in Poley gar nicht gern. „Zwei Fahrzeuge sind einfach zu wenig“, sagt Gruppenführerin Cordelia Kunze. Sie fragt sich inständig, wo die ganze Technik hin soll, wenn der Umzug ins neue Gerätehaus ansteht, dem sich die Poleyer ganz und gar nicht verstellen wollen. Wenngleich sich die Feuerwehr in Baalberge dem Zusammenschluss mit Poley ebenfalls nicht gänzlich querstellen will, so sieht Ortswehrleiter Tino Gerstendörfer noch ein anderes großes Hindernis auf die Wehren zukommen: die Standortfrage. Diese könnte sich seiner Ansicht nach negativ auf die Jugendarbeit auswirken. Sowohl in Poley als auch in Baalberge sei sie stark ausgeprägt. „Wenn das Gerätehaus in Poley gebaut wird, sehe ich die Jugendarbeit in Baalberge gefährdet“, sagt Gerstendörfer und befürchtet diese Entwicklung auch umgekehrt für Poley - falls das Gerätehaus nach Baalberge kommt. Die Eltern müssten auch bereit sein, ihre Kinder ins Nachbardorf zu bringen und wieder abzuholen. Hinzu kommt auch für ihn das Problem der zu geringen Stellplatzzahl. Er findet deshalb: „Am Rettungsdienst darf nicht gespart werden.“

Überrascht von der Wendung hin zum Bau von zwei Gerätehäusern sind derweil die beiden Ortswehrleiter von Biendorf und Wohlsdorf. Sie hatten den Neubau eines gemeinsamen Gerätehauses bereits vor knapp sechs Jahren vorangetrieben. „Es wäre in Crüchern für mich das Optimum gewesen, gerade aus fachlicher Sicht“, sagt Wohlsdorfs Ortswehrleiter Marcus Hillegeist.

Er befürchtet zugleich, dass bei einer Aufsplittung in zwei Gerätehäuser und damit auch eine Verteilung der Spezialfahrzeuge nicht bei allen Einsätzen die vorgeschriebene Hilfsfrist von zwölf Minuten eingehalten werden kann. „Eine Sparvariante ist nicht ratsam“, findet er deshalb und wirbt genauso wie Biendorfs Ortswehrleiter Jens Hartmann für lediglich ein neues Gerätehaus für drei Wehren.

Wie es nun weitergeht? Zunächst einmal mit der Frage nach den Standorten. Nach Angaben von Hauptamtsleiter Klaus Hohl wurden drei potenzielle Flächen für die Baalberger und Poleyer ins Auge gefasst. Zwei befinden sich im einwohnerstärksten Ortsteil der Stadt Bernburg, in Baalberge, eine weitere in Poley. Zudem lägen mehrere Vorschläge auch für Crüchern und Biendorf vor. „Die Löschkräfte können auch beruhigt sein: Es wird keine Wellblechbauten geben, sondern massive Gebäude“, sagt Hohl, der zugleich um Einigung wirbt. Denn: „Wir können die Ehrenamtlichen natürlich zu nichts zwingen, sondern nur die technischen Voraussetzungen für ihre Arbeit schaffen.“ (mz)

Die Gerätehäuser sind veraltet und weisen mehrere Mängel auf. Unter anderem eine fehlende Absauganlage für die Abgase der Fahrzeuge.
Die Gerätehäuser sind veraltet und weisen mehrere Mängel auf. Unter anderem eine fehlende Absauganlage für die Abgase der Fahrzeuge.
Engelbert Pülicher Lizenz
So sollte das neue Feuerwehrgerätehaus in Crüchern aussehen. Neben vier Garagen sollte auch ein großer Sozialtrakt entstehen.
So sollte das neue Feuerwehrgerätehaus in Crüchern aussehen. Neben vier Garagen sollte auch ein großer Sozialtrakt entstehen.
Grafik: Feuerwehr Lizenz
Die Gerätehäuser sind veraltet und weisen mehrere Mängel auf. Unter anderem eine fehlende Absauganlage für die Abgase der Fahrzeuge.
Die Gerätehäuser sind veraltet und weisen mehrere Mängel auf. Unter anderem eine fehlende Absauganlage für die Abgase der Fahrzeuge.
Engelbert Pülicher Lizenz