1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Nicht nur eine romantische Episode

Nicht nur eine romantische Episode

Von Paul Spengler 04.04.2008, 17:45

Bernburg/MZ. - Erweitert wurden die Ausstellungsstücke, die bislang von der Öffentlichkeit unbemerkt im Depot des Hauses gelagert wurden, durch Exponate eines passionierten Sammlers aus dem westfälischen Detmold in der Nähe des Weserberglandes.

Dem Sammler Klaus Maaz war bereits in der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagabend anzumerken, mit welcher Begeisterung sich der ehemalige Lehrer seit seiner Jugend mit dem Thema Südsee befasst hat. Maaz erläuterte den rund 40 Gästen, dass zum Beispiel die Fidschi-Inseln genau im Schnittpunkt zwischen Melanesien und Polynesien gelegen sind.

Im Verlauf seiner Ausführungen wurde deutlich, dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen Volksgruppen und Sprachen oft weitaus größer sind als innerhalb von Europa.

In seiner Begrüßungsansprache erinnerte der Bernburger Museumsdirektor Roland Wiermann an den portugiesischen Seefahrer Jorge de Mendez, der 1526 Neuguinea entdeckt hatte. "Man muss es sich so vorstellen, dass Ureinwohner der Südsee um 1920 herum noch mit Mitteln auskommen mussten wie die Menschen der Steinzeit", zeigte sich der Archäologe fasziniert von der Welt der Völkerkundler. An Metallwerkzeuge oder elektrischen Strom war damals in dieser Region noch nicht zu denken.

Wiermann schlug zugleich den Bogen in die Jetztzeit. Gegenwärtig sei die Kindersterblichkeit in der Südsee viermal so hoch wie in Europa. Die Zahl der an Aids erkrankten Frauen zähle zu den höchsten der Welt, warnte der Museumschef vor einem romantisierenden Blick.

Zu den Exponaten zählen beispielsweise Schmuckgegenstände aus Muscheln und Tierzähnen. Einen Eindruck aus dem Alltag der 1920er Jahre liefern auch ein Lendenschurz und ein großer Raumteiler. Beide Gegenstände wurden aus Tapa-Stoff hergestellt. Bei diesem Rohstoff handelt es sich um Rindenbast, der zwischen dem Holz und der Rinde sitzt. Der Bast wird in Streifen vom Baum gezogen und in der anschließenden Verarbeitung so platt geschlagen, dass daraus richtig große Bahnen zur textilen Verwendung hergestellt werden.

Ausstellung täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr bis einschließlich 18. Mai 2008 geöffnet. Adresse: Museum Schloss Bernburg, Schlossgartenstraße 24, 06406 Bernburg, Telefon: 03471-62 50 07