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Mit einem kleinen Korn geht es in den Tag

Von CARSTEN STEINBORN 15.11.2009, 17:03

ILBERSTEDT/MZ. - "Wir kennen uns schon ewig", so Jänsch, der bei dieser Gelegenheit aber auch so manches über den Jubilar und den Ort erfuhr, was er bislang nicht gewusst hatte. Und dabei bewies der Senior, der eine Tochter und einen Sohn, vier Enkel und zwei Urenkel hat, dass er trotz seines hohen Alters noch geistig rege ist. Vielleicht liegt das ja an dem kleinen Körnchen, das er sich jeden Morgen zum Start in den Tag gönnt. "Das mache ich seit ich Rentner bin", klärt Erich Rauchheld auf. Nur die Augen wollen nicht mehr so recht. Und auch das Gehen bereite ihm Mühe.

Der Mann, 1909 in Ilberstedt geboren, wohnte bis 1920 mit seinen Eltern auf dem Bahnhof außerhalb des Dorfes. Der Vater arbeitete bei der Reichsbahn. Und jeden Morgen fuhr der junge Erich mit dem Zug nach Bernburg, wo er die Mittelschule besuchte. "Manchmal habe ich mich erst im Zug richtig angezogen", erinnert er sich daran, wie ihn die Mutter jeden Morgen losscheuchen musste, damit der den Zug nicht verpasst.

Gearbeitet hat er Zeit seines Lebens. Unter anderem als Tagesarbeiter bei einer Firma im Dorf, die Graupen hergestellt hat. "Da war ich im Versand", sagt Rauchheld. Später arbeitete er bis zur Rente in der Eisengießerei in Bernburg. Ehemalige Kollegen gratulierten ihm am Samstag. Und auch in der Landwirtschaft hat er geholfen, um zusätzlich Geld für die Familie zu verdienen.

"Otto, was hast Du denn so lange geschlafen", scherzt Erich Rauchheld, als vormittags ein Nachbar zum Gratulieren kommt. "Er hat immer einen Scherz auf den Lippen", sagt Tochter Elke Linke. Sie könne es manchmal gar nicht fassen, woran sich ihr Vater so alles erinnert.