1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Das Leben nach dem Schlaganfall

Das Leben nach dem Schlaganfall

Von ANNE PASSOW 14.12.2009, 17:38

BERNBURG/MZ. - Auch die Radtouren mit seinen Freunden fielen für den Buchhalter aus Bernburg plötzlich aus. Doch er gab nicht auf. "Ich habe mir dann eine Art Dreirad besorgt, um zu radeln", erzählt Nahrstedt, der bis heute auf die Hilfe seiner Frau angewiesen ist.

Die Menschen, die sich ein Mal in der Woche in der Selbsthilfegruppe Schlaganfall beim Prompt e. V. in der Karlstraße treffen, haben alle ein ähnliches Schicksal erlebt wie Hans Nahrstedt. Der Schlaganfall riss sie aus ihrem bisherigen Leben. Und nun müssen sie Schritt für Schritt lernen, mit der neuen Situation umzugehen.

"Bei vielen ist die Motorik eingeschränkt, andere haben Probleme mit dem Gedächtnis oder beim Sprechen", sagt Ines Trumpler-Schwitkowski. Die Theaterpädagogin arbeitet seit etwa 14 Jahren mit Schlaganfallpatienten. Seit 2006 betreut sie gemeinsam mit Ergotherapeutin Mandy Nahrstedt die Selbsthilfegruppe, die vom Prompt e. V. getragen wird. Auch das Klinikum Bernburg ist mit im Boot. "Die Zusammenarbeit mit dem Klinikum ist uns sehr wichtig. Während die Menschen dort fachlich versorgt werden, kümmern wir uns um die menschliche Seite", sagt Wolfram Schmidt vom Prompt e. V.

Ines Trumpler-Schwitkowski und Mandy Nahrstedt machen mit den Patienten Übungen, die die Feinmotorik, die Sprache und das Gedächtnis fördern sollen. "Wir machen zum Beispiel Wortspiele, bei denen die Patienten einen Begriff umschreiben müssen", erklärt Trumpler-Schwitkowski.

Sie weiß, wie wichtig die Selbsthilfegruppe für die Betroffenen ist. "Denen werden so viele Steine in den Weg gelegt, da ist eine Anlaufstelle, wo sie sich auch mal aussprechen können, enorm wichtig", sagt die Theaterpädagogin. Auch um das Selbstbewusstsein nach so einem schweren Einschnitt wie einem Schlaganfall wieder aufzubauen und den Angehörigen zu helfen, sei die Selbsthilfegruppe da, betont Wolfram Schmidt. "Leider ist die Hemmschwelle, zu uns zu kommen, sehr hoch", bedauert er.

Das sieht auch Ines Trumpler-Schwitkowski so. Die meisten Menschen würden sich mit ihrer Behinderung nach einem Schlaganfall nicht in die Öffentlichkeit wagen. "Ich würde mir sehr wünschen, dass mehr Betroffene den Weg in unsere Selbsthilfegruppe finden", sagt die Theaterpädagogin.

Die Selbsthilfegruppe Schlaganfall trifft sich jeden Montag von 10.30 bis 11.30 Uhr in der Karlstraße 24-26. Mehr Infos unter 03471 / 62 31 09 oder im Internet.