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Bernburg Bernburg: Joachim Günther bleibt der Musik auch im Alter treu

Von PAUL SPENGLER 27.12.2011, 17:03

BERNBURG/MZ. - Als am zweiten Advent im Museum Schloss Bernburg ein Weihnachtskonzert stattfand, da stand neben Pianistin Bettina Saß ein Sänger vor dem Publikum, der an diesem Tag zum letzten Mal nach 14 Museums-Konzerten aufgetreten ist. Für Joachim Günther war es nur ein kleiner Abschied. Als Mitglied des Bernburger Zöllner-Männerchors und für den Ziethe-Chor Biendorf bleibt er weiter aktiv.

Der 74-jährige gebürtige Köthener, der seit 1988 in Bernburg lebt, hat in seinem Leben zahlreiche berufliche Stationen durchlaufen. Der staatlich geprüfte Landwirt war in Biendorf, dann in der Nähe von Gräfenhainichen und später bei der Vereinigung der Volkseigenen Betriebe (VVB) "Saat- und Pflanzgut" in Quedlinburg tätig, bevor er Ende der 1980er Jahre in die Nähe seines Geburtsortes zurück kam. Was Günther durch sein gesamtes Leben begleitet hat, das ist die Liebe zur Musik. Sein Vater Herbert, bis in die 1950er Jahre einer von mehr als 50 selbstständigen Bauern in Drosa (heute Landkreis Anhalt-Bitterfeld) war schon im Dorf dafür bekannt, dass er Klavier spielte. Für einen Bauern war das schon etwas ungewöhnlich. Joachim Günther nahm schon früh Gesangsunterricht in Dessau. "Nach dem Unterricht in Biendorf bin ich mit dem Motorrad dorthin gefahren", erzählt der 74-Jährige. Später begann der musisch talentierte junge Mann ein zweijähriges Gesangsstudium am Konservatorium in Halle / Saale, das er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. "Ich hätte damals am Theater in Dessau beginnen können", erzählt Günther. Aus einer hauptberuflichen Laufbahn als Sänger wurde zwar nichts. Dafür behielt die Musik ihren festen Platz. Als der Bernburger Zöllnerchor 1991 sein 145-jähriges Jubiläum feierte, trat der durch eine erneute Heirat nach Bernburg gekommene Musiker dem traditionsreichen Männerchor bei. Noch heute vertritt er Chorleiter Peter Blail, wenn der einmal verhindert ist.

Aber auch in Biendorf, wo der Landwirt in jungen Jahren seine Ausbildung erfahren hatte, bekam Günther vor einigen Jahren eine neue Aufgabe. Karl-Heinz Stengler und der inzwischen verstorbene Walter Porsche hatten 1998 die Idee, den Ziethe-Chor wieder zu beleben. Für die Leitung des Chores wurde Joachim Günther gewonnen. Noch im Rentenalter absolvierte der erfahrene Sänger einen Lehrgang, um sich als Chorleiter zu qualifizieren. Heute besteht der gemischte Chor aus 33 Männern und Frauen. "Als Chorleiter ist es nicht schlecht, wenn man Klavierspielen kann", findet Günther.

Auch die Vorzüge der Computertechnik weiß der Musiker seit einigen Jahren zu schätzen. Wenn der Chorleiter einen mehrstimmigen Satz bearbeiten möchte, setzt er sich an seinen Rechner. Dort kann er mit Hilfe eines speziellen Programms die einzelnen Stimmen in eine andere Tonart umsetzen und sich dann den mehrstimmigen Satz anhören. Seine frühere Ausbildung am Konservatorium kommt ihm dabei zugute. Joachim Günther bleibt seiner Musik auf alle Fälle auch im Alter treu.