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Alternative Energie im Salzlandkreis Alternative Energie im Salzlandkreis: Ilberstedter sollen Wind machen

Von detlef valtink 30.07.2013, 07:45

ilberstedt/MZ - In Ilberstedt hat sich eine Bürgerinitiative gefunden, die großes Interesse daran hat, eine Windenergieanlage aufzubauen. Das Besondere: Diese soll von den Einwohnern selbst geplant, errichtet, finanziert und auch betrieben werden. Doch bisher gibt es nur einen groben Rahmenplan. Details können und wollen die Initiatoren um Rolf Rieken und Marcel Kratzig noch nicht offenlegen. Denn bevor es richtig losgehen kann, muss erst einmal geklärt sein, ob die Kommunalpolitiker gewillt sind, solch ein Vorhaben nach Kräften zu unterstützen.

„Ohne die Zustimmung und Hilfe der Gemeinde wird es nicht funktionieren“, ist der Ilbersteder Rolf Rieken überzeugt, der das Projekt den Gemeinderäten in deren jüngsten Sitzung erst einmal vorstellte. Und Rieken weiß genau, wovon er spricht. Hat er doch selbst vor gut 20 Jahren die Windstrom GmbH im niedersächsischen Edemissen gegründet, in der heute 50 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen. Dem Unternehmen geht es mittlerweile so gut, dass sich Gründungsgesellschafter Rolf Rieken zum größten Teil aus dem Tagesgeschäft zurückziehen konnte. „Doch solch ein Projekt in der Heimatgemeinde zu realisieren und dafür einfach nur meine Kompetenz einzubringen, wäre noch einmal ein i-Tüpfelchen“, warb der Ilberstedter um Zuspruch, auch wenn die Initiatoren, die bereits Förderer im Freundes- und Kollegenkreis, aber auch in der Nachbarschaft gefunden haben, mit konkreten Angaben sparsam umgingen. So ist lediglich eines gewiss: Die „Bürgerwindanlage“ soll nicht auf der grünen Wiese aus dem Boden gestampft, sondern in vorhandene Projekte „verdichtend“ eingebunden werden. Dabei sind die Rahmenbedingungen ein offenes Geheimnis. Die durchschnittliche Investitionssumme für ein Windrad liegt bei 1000 Euro pro Kilowatt Leistung. Bei einer gängigen Zwei-Megawatt-Anlage sind es somit rund zwei Millionen Euro.

Ilberstedts Vorteil: Die Summe wird sich deutlich verringern, da Kosten für Grundstück, Planung oder Netzanbindung geringer ausfallen. Nach einer Studie des Institutes für ökologische Wirtschaftsförderung summiert sich der Wertschöpfungseffekt einer Zwei-Megawatt-Anlage in 20 Jahren auf rund 2,8 Millionen Euro. Einfache „Milchmädchenrechnung“ für Ilberstedt: Investitionssumme wahrscheinlich unter zwei Millionen Euro und damit geringe Laufzeit, bevor ein Windrad deutlich mehr Geld in die Taschen der Bürger spült.

Und dies bei einem stark minimierten Risiko. Die Vergütungsgarantie von über 20 Jahren nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz sichert auch die notwendigen Kredite ab. Offen ist auch, ob das Projekt darauf ausgerichtet ist, die Ilberstedter direkt in die Stromversorgung einzubinden oder an den Einnahmen am Stromverkauf sofort zu beteiligen.

Es gibt in Deutschland aber mittlerweile auch schon Kommunen, die sich für eine Mix-Ausschüttung der Einnahmen entschieden haben. Wege, die Energiewende in Deutschland mitzugestalten und davon auch noch zu profitieren, gibt es viele. Am Ilberstedter Gemeinderat liegt es jetzt erst einmal, den Willen dafür aufzubringen und kundzutun. „Es gibt noch viele Dinge zu regulieren und viel Steine aus dem Weg zu räumen. Aber es lohnt sich“, weiß Diplom-Ingenieur Rolf Rieken.