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Schulprojekt in Nachterstedt Schulprojekt in Nachterstedt: Der geknetete Schneidezahn

Von regine lotzmann 24.09.2013, 17:28
Die Zahnmedizinische Fachangestellte Katja Richter zeigt den Kindern, wie man richtig Zähne putzt und tauscht die Zahnbürsten aus.
Die Zahnmedizinische Fachangestellte Katja Richter zeigt den Kindern, wie man richtig Zähne putzt und tauscht die Zahnbürsten aus. Gehrmann Lizenz

nachterstedt/MZ - Die rotbraune Knete wird zu einem U geformt und damit ein vollendeter Kiefer. Der braucht nun nur noch seine Zähne. „Vorn die zwei Schneidezähne“, nickt Ingrid Frost. „Genau, die Eckzähne schön spitz“, lobt sie einen der knetenden Jungen. „Und die Backenzähne haben oben eine Kaufläche, da machen wir einfach einen Würfel.“

Die Jugendzahnärztin des Salzlandkreises, die am Dienstag mit den Kindern der Nachterstedter Grundschule „Glück auf“ die Gebisse der Kleinen „nachbaut“, macht dies nicht von ungefähr. „Die Kinder sollen schauen, was sie im Mund haben, ihre Zähne kennen“, erklärt Ingrid Frost.

Ein Bastelspaß, hinter dem Ernsthaftes steckt. „An unserer Schule gibt es viele Zahnprobleme“, gibt Schulleiter Hans-Jürgen Teuke zu. Was die Zahngesundheit angeht, würden sich die Nachterstedter im Landkreisvergleich nämlich im unteren Drittel befinden. „Um das zu ändern, haben wir nach einer Lösung gesucht“, erklärt Teuke.

Der erste Schritt: Gemeinsam mit den Eltern wurde in der Gesamtkonferenz entschieden, den Süßwarenverkauf in der angrenzenden Sekundarschule nicht mehr zu nutzen. „Im Unterricht vermitteln wir alles über gesunde Ernährung und in der Frühstückspause holen sich die Schüler dann Süßigkeiten, das geht nicht“, begründet der Schulleiter diese Entscheidung.

Der zweite Schritt: „Wir haben einen regen Kontakt zu unserer Zahnärztin hier im Ort“, erzählt Hans-Jürgen Teuke und meint: Das gehöre zum Schulkonzept. Denn die Schüler sollen auch praxisgebundene Erfahrungen sammeln können. So geht es regelmäßig im Rahmen des Sachunterrichtes zur Physiotherapie des Ortes, zur Feuerwehr und ins Rathaus, in die Gärtnerei oder eben zur Zahnärztin.

Der dritte Schritt: Die jährliche zahnmedizinische Untersuchung, die der Landkreis in den Schulen durchführt, haben die Nachterstedter zum Anlass für einen kompletten Projekttag zur Zahngesundheit genommen. Dafür hatten Lehrer und die Mitarbeiter um Ingrid Frost gestern mehrere Stationen vorbereitet. „Die Kinder können hier zum Beispiel ihre Zahnbürsten tauschen, auch die von Eltern oder Geschwistern“, zählt der Schulleiter auf. Am Knetstand will Ingrid Frost die Jungen und Mädchen für die eigenen Zähne sensibilisieren.

Gleich gegenüber ist eine kleine Ausstellung aufgebaut. Wie viele Stückchen Würfelzucker sind in den Lebensmitteln versteckt, die Kinder besonders mögen? In einer Tüte Gummibären 78, zwölf in einer kleinen Dose Cola. Dass Nutella mit 67 zu Buche schlägt, scheint klar. Aber dass in einem kleinen Becherchen Fruchtzwerge (fünf Stück) mehr Zucker als in einer Milchschnitte (drei Stück) enthalten ist, das ist dann doch überraschend. Als Gegenstück dazu haben die Frauen daneben gesunde Leckereien aufgebaut. Paprika und Möhrchen, Bananen und Gurke. „Denn die Ernährung“, weiß Jugendzahnärztin Ingrid Frost, „ist für die Zahngesundheit das A und O. Aber es ist ja so schwer, die zu verändern.“ Eigentlich nicht, findet Anna und knabbert an einem Stück Kohlrabi herum. „Das schmeckt lecker“, nickt die Achtjährige, die dieses Gemüse auch zu Hause gerne isst. Doch jetzt geht es erst einmal nach draußen, denn dort wird - ein Geschenk, das die Schule mal erhalten hatte - gerade eine Hüpfburg aufgebaut. Bewegung ist schließlich auch gesund.