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Reisen mit dem Fernbus Reisen mit dem Fernbus: Bald auch Halt in Aschersleben

Von Marko Jeschor 26.03.2014, 10:07
Geschäftsführer Torben Greve vor einem seiner Busse, die bald auch in Aschersleben halten könnten.
Geschäftsführer Torben Greve vor einem seiner Busse, die bald auch in Aschersleben halten könnten. Archiv/Meinicke Lizenz

Aschersleben/MZ - Fernreisende aus Aschersleben und der Region müssen bald nicht mehr nur auf die Bahn warten, um nach Berlin oder andere deutsche Metropolen zu fahren. Wenn alles nach Plan läuft, können sie künftig auch den Bus nehmen. Das Unternehmen Mein Fernbus GmbH will Aschersleben in ihr Liniennetz aufnehmen. Ein entsprechender Antrag liegt bereits den Genehmigungsbehörden vor, teilte Unternehmenssprecher Philipp Kielbassa mit. Wann es soweit ist, was ein Ticket kosten und wie oft die Stadt angesteuert wird, steht bislang aber noch nicht fest.

Während die Reisenden das zumeist günstigere Angebot freut, verzeichnet die Deutsche Bahn erste Umsatzeinbußen. Der Konzern teilte bereits am Dienstag mit, dass ihm 2013 Fahrgeldeinnahmen in Höhe von 40 Millionen Euro entgangen sind. Jan Krehl vom Verkehrsclub Deutschland spricht allerdings von einer nicht sonderlichen großen Konkurrenz von Bus und Bahn. Die, die das Angebot der Fernbusreisen nutzen, würden „zumeist von der Straße kommen“, bislang also mit dem Auto unterwegs seien. Er spricht dabei auch von jenen, die gern die sogenannten Mitfahrzentralen nutzen, um günstig von einer Stadt in die andere zu kommen.

Wer auf den Bus für Fernreisen umsteigt, reist nach Angaben des Unternehmens Mein Fernbus sehr umweltverträglich, jedoch erst, wenn die Auslastung bei 70 Prozent liegt, teilte der VCD mit. Wer will, kann neben dem Fahrpreis auch eine Spende für die während der Reise entstandenen Treibhausgase zahlen. Die geht an die Schweizer Klimaschutzorganisation myclimate. Die setzt sich den Angaben zufolge für Klimaschutzprojekte in den Entwicklungs- und Schwellenländer ein. „Fahr grün“ - Mein Fernbus wirbt auch offensiv mit seiner Umweltfreundlichkeit. Nicht zuletzt deshalb sind die Busse der Flotte grün.

Aschersleben gehört damit zu den bundesweit 72 Städten, die der deutsche Marktführer für den Fernbuslinienbetrieb neben den bereits bestehenden Angeboten ansteuern will. In Sachsen-Anhalt halten die Busse bislang nur in Halle und Magdeburg, ab 30. April dann auch in Merseburg, Weißenfels und Zeitz. Neben Aschersleben sollen die Busse den Planungen zufolge auch Goslar, Blankenburg, Wernigerode und Quedlinburg ansteuern, um danach in eine der großen Städte zu fahren. Alle liegen an der sogenannten Nordharzautobahn. Die Kreisstadt Bernburg ist allerdings noch nicht dabei.

Die B 6n ist auch ein Grund, weshalb Aschersleben nach den Großstädten Halle und Magdeburg als eine der ersten kleineren Städte vom Berliner Unternehmen angesteuert wird. Sprecher Kielbassa sagte, „die Stadt profitiert von der Lage“. Der Fokus liege nicht nur darauf, Metropolen zu verbinden, sondern eben auch kleinere Städte und touristische Regionen. Der Harz gehört nun Mal dazu.

233 Busse auf 57 Linien

Derzeit sind dafür täglich 233 Busse auf 57 Linien unterwegs. Am Ende soll ein deutschlandweit flächendeckendes Liniennetz stehen. „Wir werden unser Angebot in diesem Jahr weiter ausbauen“, kündigte der Geschäftsführer Torben Greve laut einer Mitteilung bereits an. Mein Fernbus gehört zu den Pionieren bei Busfernreisen, nachdem der Markt dafür im vergangenen Jahr geöffnet wurde. Neben dem Berliner Unternehmen bietet solche Fernreisen unter anderem auch der ADAC an.

Begrüßt wird das Vorhaben unter anderem vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Dessen Fernbus-Experte Jan Krehl sagte gestern auf MZ-Anfrage, es sei gerade für Studenten und ältere Leute ein sehr interessantes Angebot, weil Aschersleben nicht direkt an den Fernverkehr angeschlossen sei (siehe „Keine Konkurrenz zur Bahn“). Die hätten bislang oft vor Fernreisen zurückgeschreckt - wegen des Umsteigens, so Krehl. Zudem würden die Preise mitunter deutlich unter dem Niveau für Bahnfahrten liegen. Allerdings nur dann, wenn auch rechtzeitig gebucht wird. Mein Fernbus selbst gibt eine einfache Fahrt etwa von Halle nach Berlin mit neun, für spontane Fahrten mit 18 Euro an. Zum Vergleich: Ein Ticket bei der Deutschen Bahn für die gleiche Strecke kostet mindestens 32 Euro. Nachlass gibt es zudem bei Kindern oder Gruppen sowie Rückfahrten noch am gleichen Tag.

Serviceangebot soll erweitert werden

Nicht nur zum Teil günstigere Preise dürften für Fernreisende verlockend sein. Das bereits bestehende Serviceangebot will das Unternehmen künftig sogar erweitern. Mit Toiletten und Getränken sind die Fahrzeuge bereits ausgestattet. Die Busse, die auf den neuen Linien unterwegs sind, werden dann auch W-Lan haben. Das heißt: Reisende können während der Fahrt problemlos und vor allem schnell im Internet surfen. Weitere Medienangebote wie Filme sollen dann ebenfalls zur Verfügung stehen. Den Komfort bestätigt auch VCD-Sprecher Krehl. „Es handelt sich um moderne Reisebusse mit bis zu vier Sternen.“

Um die Transporte bewältigen zu können, arbeitet die Berliner Firma mit mittelständischen Busunternehmen aus ganz Deutschland zusammen. Die stellen die Busse und Chauffeure, heißt es in einer Mitteilung.