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Postmitarbeiter im Streik Postmitarbeiter im Streik: Wenn kein Postmann klingelt

Von Uwe Kraus 26.05.2015, 14:54
Die Postmitarbeiter zeigen: Signale stehen auf Arbeitskampf.
Die Postmitarbeiter zeigen: Signale stehen auf Arbeitskampf. C. Bormann Lizenz

Aschersleben/Opperode - Der idyllische Ortsteil von Ballenstedt bekommt seit am Dienstag einen Hauch überregionaler Bedeutung. Die Einwohner und Durchfahrenden rieben sich bereits am Morgen die Augen. An die 100 streikende Postbeschäftigte machten an der Hauptstraße auf ihre Forderungen im Tarifkonflikt mit der Post AG aufmerksam.

Epizentrum der Streikenden

Warum das beschauliche Dörfchen, das am Kirchplatz 115 gerade mal einen Briefkasten, aber nicht einmal eine Post-Agentur hat, zum Epizentrum der Streikenden der Niederlassung Brief Halle wird, fragen sich viele Beobachter an der Streikfront, die von Post über Bahn bis Kindertagesstätten reicht. „Das hat in erster Linie geografische Gründe“, erläutert Cornelia Bormann. Die Gewerkschaftssekretärin betreut von Magdeburg die Postniederlassungen in Halle und in der Landeshauptstadt. Zu ihrem ver.di-Fachbereich zählen alle Unternehmen in den Branchen Postdienstleistungen, Speditionen und Logistik. „Die Zustellstützpunkte Aschersleben, Hettstedt, Quedlinburg, Ballenstedt, Thale, Harzgerode und Reinstedt werden bestreikt. Da ist Opperode halt der zentrale Ort, zu dem die Mitarbeiter etwa gleich weit fahren. Außerdem finden wir hier bei den Landfrauen schon früh am Morgen ein Streiklokal, in dem es einen wärmenden Kaffee und belegte Brötchen gibt.“ ver.di-Fahnen und -transparente zeigen in der Ortsmitte, wie ernst es dem Mitarbeitern der Zustellstützpunkte ist.

Entgegenkommen wird erwartet

Cornelia Bormann spricht auf der Streikkundgebung aus, was die Postler bewegt. „Die Mitarbeiter sind mit ganzem Postler-Herz dabei. Ihre Arbeit wird mit dem ständig wachsenden Paketaufkommen auch körperlich nicht leichter. Bei Wind und Wetter sind sie Vollzeit im Einsatz.“ Da herrscht schon Kampfesstimmung, wenn die Post AG Vertragsbruch begeht, aus dem Haustarifvertrag aussteigen will und GmbHs gründet, in die Mitarbeiter ausgegliedert werden. „Die sollen dann bei DHL Delivery nicht mehr wie Postbedienstete, sondern nach den wesentlich geringeren Tarifen der Speditionsbranche entlohnt werden“, kritisiert Bormann. Sie konstatiert, dass die Streikbereitschaft bei den Post-Kollegen hoch und die Stimmung unter ihnen sehr gut sei.

„Niemand muss sich schämen, dass er hier seine Forderungen aufmacht. Schließlich sind die Mitarbeiter der Post AG lange Zeit entgegen gekommen, haben Einbußen an Feiertagen hingenommen. Nun erwarten sie einen Schritt der Post auf sie zu.“ Die Gewerkschaft fordert eine Arbeitszeitverkürzung von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich oder den Abschied von den DHL-Delivery-Plänen. „Mit ihrer Verweigerungshaltung fordert die Arbeitgeberseite diesen Konflikt geradezu heraus“, sagte ver.di-Sprecher Andreas Wiedemann gestern im MZ-Telefonat.

Für die Postkunden blieb am Dienstag der Briefkasten leer und kein Zusteller brachte ein Paket. „Und wenn irgendwann wieder gearbeitet wird, muss erst ein großer Berg liegen gebliebener Sendungen abgearbeitet werden“, kündigt Cornelia Bormann am Dienstag an. (mz)