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Natur in Gatersleben Natur in Gatersleben: Ein Volk unterm Dach der Familie Marscheider

Von marion pocklitz 04.09.2015, 17:22
Familie Marscheider aus Gatersleben hat einen ganz Sommer lang Hornissen beherbergt.
Familie Marscheider aus Gatersleben hat einen ganz Sommer lang Hornissen beherbergt. achiv/mz Lizenz

Gatersleben/Aschersleben - Das Gebilde, das Steffen Marscheider fest in seinen beiden Händen hält, ist riesig. Gefunden hat der Gaterslebener es unter seinem Vordach. Dass es dort Bewohner gab, war der Familie schon klar. „Die Decke hat gebebt, einen ganzen Sommer lang“, verrät Ingrid Marscheider lachend. Doch was sich dahinter wirklich verbirgt, haben die beiden nur geahnt.

Mit einem kleinen Wespennest haben sie gerechnet. Als aber im Frühjahr dieses Jahres das Dach erneuert werden musste, kam ein riesiges Hornissennest von 60 Zentimetern Durchmesser und etwa 30 Zentimetern Höhe zum Vorschein. Höher hätten die Tiere auch gar nicht bauen können, denn mehr Platz gab es unter dem Dach nämlich nicht.

„So ein großes Nest haben wir noch nie gesehen. Es war auch schwierig, es von den Balken abzubekommen“, erzählen sie. Denn natürlich sollte der kunstvolle Bau im Ganzen erhalten bleiben.

Zu dem Zeitpunkt, als es über ihren Köpfen noch brummte, hatten sich die Naturfreunde entschlossen, das „Wespenvolk“ in Ruhe zu lassen. „Wir wissen, dass die Tiere sowieso ihr Nest verlassen, wenn es langsam kalt wird. Irgendwann war dann auch wirklich Ruhe“, erinnert sie sich.

Wunderwerk der Hornissen

Nur ab und zu sei in dem Sommer mal eine Hornisse über den Hof geschwirrt. Dass diese Tiere ein riesiges Nest unter ihrem Dach bauen, hat allerdings keiner geahnt. Zumal die Einflugschneise sich wohl gegenüber ihrem Eingangsbereich befand.

Das Wunderwerk, das die Hornissen mit diesem Bau vollbracht haben, möchten die beiden nun einer Gaterslebenerin überlassen, die Grundschülern die Natur näherbringt. „Da ist es besser aufgehoben. Vielleicht schneidet sie das Nest dann auch auf. Dadurch sieht man die Waben bestimmt viel besser“, glaubt Steffen Marscheider.

„Viele Menschen verknüpfen mit Wespen und Hornissen keine guten Erfahrungen. Nicht alle bleiben so gelassen wie die beiden Gaterslebener. Andere reagieren eher hektisch und panisch“, sagt Steffen Amme, Mitarbeiter beim Fachdienst für Natur und Umwelt des Salzlandkreises. Die Tiere würden unberechtigterweise als gefährlich angesehen und als lästig empfunden. „Die Leute denken, wir haben dieses Jahr eine Wespen-Plage. Aber so ist es nicht“, ergänzt Robert Mayer, ebenfalls vom Fachdienst für Natur und Umwelt des Salzlandkreises. Obwohl in den vergangenen Tagen sich mehrere besorgte Bürger an den Fachdienst gewandt hatten, die auf ihren Grundstücken ebenfalls Wespen- oder Hornissennester hatten.

„Die Ängste vor diesen Tieren sind jedoch zum großen Teil unbegründet und lassen sich überwinden, wenn man sich mit diesen Tieren näher beschäftigt“, sagt Steffen Amme.

Zum Stich komme es nur, wenn sich das Tier bedroht fühlt. Dieser sei schmerzlich und auch nur gefährlich, wenn jemand gegen dieses Gift allergisch ist.

Fachleute dürfer Tiere „umsiedeln“

Zwischen Wespen und Hornissen gibt es kaum Unterschiede, nur die Hornisse ist die größte Wespenart Deutschlands. „Sie ist selten und sogar vom Aussterben bedroht. Deshalb zählt sie zu den besonders geschützten Tierarten“, so der Fachmann. Das heiße, sie darf nicht getötet und auch ihr Nest darf nicht zerstört werden. Somit hätten sich die Gaterslebener äußerst korrekt verhalten. Anders sei es natürlich, wenn Hornissen oder Wespen ihre Nester in der Nähe von Kindereinrichtungen bauen. Dann dürfen Fachleute diese Tiere „umsiedeln“. „Es gibt Imker aus der Nähe von Schönebeck, die wir in so einem Fall rufen können“, sagt Steffen Amme.

Übrigens sind in Deutschland über 560 Wespenarten beheimatet, aber nur 15 Arten leben in Staaten und bauen die typischen, papierartigen Wespennester mit Waben.

Den schlechtesten Ruf haben die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Sie haben eine Affinität zu Süßspeisen wie Kuchen und Eis, aber auch zu Wurst und Fleisch. Und so sind sie bei jedem Grillfest und jeder Kuchenparty ebenfalls als Gast zu finden. (mz)