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Kirchenfest in Aschersleben Kirchenfest in Aschersleben: Judy Bailey und Patrick Depuhl begeistern

Von Kerstin Beier 15.09.2015, 12:52
Die Mitglieder der Aschersleber Kirchen trafen sich am Sonntag zu einem Fest.
Die Mitglieder der Aschersleber Kirchen trafen sich am Sonntag zu einem Fest. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Nach dem Konzert in der Stephanikirche hatten die Zuhörer das Gefühl, Judy Bailey ziemlich nahegekommen zu sein. Sie haben einiges erfahren aus ihrem Leben, von der Verzweiflung in dunklen Tagen und dem Wissen, dass es danach immer wieder besser wird. Die Sängerin aus Barbados und ihr Mann Patrick Depuhl leben schon lange in Deutschland, doch ihre Lieder schlagen hie und da den Bogen in die alte Heimat.

Das Leben schreibt die besten Lieder

Nicht von ungefähr heißt das Programm, das die beiden Künstler nach Aschersleben brachten, „Lifesong. Das Leben schreibt die besten Lieder“. Und so erfährt das Publikum von der fünfjährigen Judy, die stets sechs Kilometer mit dem Fahrrad zur Schule fuhr. „Ich bin aufgewachsen zwischen Liebe, die beschützt, und Vertrauen, loslassen zu können“, sagt sie. Die Zuhörer erfahren von dem Erstaunen ihres deutschen Mannes, der sich im Obstgarten der Oma auf Barbados angesichts von Mangos und anderen exotischen Früchten wie im Paradies wähnte. Und umgekehrt vom Aha-Erlebnis, das Judy beim Geschmack von Erdbeeren hierzulande bezauberte. Erdbeeren, die ganz selbstverständlich in den heimischen Gärten wachsen. Die gitarren- und percussionsbegleiteten Lieder, gesungen mit warmer, dunkler Stimme, berichten aus dem Leben der beiden. Von Gottvertrauen, von Freudvollem und Schmerzlichem.

Besinnlich und mitreißend

Ihre Lieder sind mal mitreißend, mal besinnlich. Im gesamten Konzert sucht die Sängerin die Zwiesprache mit ihrem Publikum, fordert zum Mitklatschen und Mitsingen auf. Doch bei den Ascherslebern braucht es eine Weile, bis sie warmlaufen. Keine Scheu dagegen hatte eine junge Frau aus dem Publikum, spontan und gekonnt Patrick Depuhl für einen Song an den Trommeln zu vertreten. Die Musik hat Judy von frühester Kindheit an begleitet. Der Orgelmusik in ihrer Anglikanischen Kirche sei sie stets treu geblieben, doch daneben fühlte sie sich einer anderen Art von Musik verbunden. Ihre Chance kam, als für eine Schulaufführung jemand gesucht wurde, der Gitarre spielen konnte. Sie meldete sich, und ihr blieb eine Woche Zeit, eine Gitarre zu beschaffen und die ersten Griffe zu lernen. Sehr offen geht Judy Bailey mit ihrer Bulimie-Erkrankung um, und das gefühlvolle Lied über den Tod ihres Vaters „Life goes on“ gehörte zweifellos zu den Höhepunkten des Konzerts.

Reicher Erfahrungsschatz

Die beiden Künstler, die just am Sonntag ihren 18. Hochzeitstag feierten, können aus einem reichen Fundus an Erfahrungen schöpfen. Denn sie singen in aller Herren Länder, in Flüchtlingslagern und Gefängnissen genauso wie in Kirchen und Klubs. Und sie vermitteln ihren Zuhörern das Gefühl: Wo immer eine Tür zuschlägt, geht eine andere auf.

Offene Türen und offene Herzen - darum ging es im übertragenen Sinne auch beim ökumenischen Kirchenfest, das vom Konzert mit Judy Bailey und Patrick Depuhl gekrönt wurde. Die christlichen Kirchen Ascherslebens hatten eingeladen, sich gegenseitig kennenzulernen und vorzustellen. „Angesichts der Flüchtlingskatastrophe wird es immer wichtiger werden, eng zusammenzuarbeiten“, sagte Pfarrerin Anne Bremer am Rande der Veranstaltung. Die Kirchen seien bereit dazu. (mz)