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Jugenklubs im Raum Aschersleben Jugenklubs im Raum Aschersleben: Andrang in Wilsleben und Neu Königsaue

Von Kerstin Beier 21.07.2016, 13:37
Der Jugendklub Wilsleben ist meist gut besucht.
Der Jugendklub Wilsleben ist meist gut besucht. Frank Gehrmann

Aschersleben - „Als wir im Oktober 1994 mit dem Ausbau begonnen haben, da wussten wir: Das Haus wird mindestens zehn oder 15 Jahre ausgelastet sein.“ Genau so ist es gekommen. Und im August wird der Jugendklub Walkmühlenweg in Aschersleben bereits 20-jähriges Bestehen feiern.

Stadtjugendpfleger Uwe Rothe erinnert sich noch an die Anfänge. Zuvor war das Haus als Kindertagesstätte genutzt worden. Rothe weiß auch, dass die Anwohner im Wohngebiet zunächst nicht gerade begeistert waren von der Idee, hier einen Klub für Teenager einzurichten. „Da mussten wir schon ein wenig Überzeugungsarbeit leisten“, denkt er an mehrere Einwohnerversammlungen zurück.

Doch bis auf wenige Ausnahmen habe es keine Konflikte mit den Anwohnern gegeben. Der großzügige Klub bietet viel Raum auf zwei Etagen. Heute, so bekennt der Stadtjugendpfleger, sei das Haus für durchschnittlich 18 Nutzer pro Tag eigentlich zu groß. Das Wohngebiet ist kleiner geworden, das ist auch im Jugendklub zu bemerken.

Etwas Zulauf gibt es im Moment aus dem Asylbewerberheim in der Feitstraße. Die jungen Männer dort sind eingeladen worden, dazuzukommen. Einige von ihnen haben das Angebot angenommen, spielen Volleyball auf der Freifläche oder kickern. „Das Haus bietet viele Möglichkeiten, deshalb wünschen wir uns, dass es nach und nach wieder mehr Nutzer werden“, sagt Uwe Rothe.

Zu wenig Nutzer sind ein Problem, das sich besonders in den Ortsteilen zeigt. Die Klubs in Mehringen und Klein Schierstedt mussten in diesem Jahr geschlossen werden, „weil einfach kaum noch Kinder da waren“.

Rothe bedauert das zwar, beugt sich aber am Ende den Gegebenheiten. „Die Kinder sind aus den Klubs rausgewachsen und es ist einfach nichts nachgekommen“, sagt er achselzuckend. Wenn ein Klub nicht kontinuierlich genutzt werde, sei auch keine stabile Arbeit möglich.

Zumal es besonders in den Ortsteilen immer wieder einem Kraftakt gleichkommt, geeignetes Betreuerpersonal zu finden. „Jugendklub heißt ja nicht, einfach nur einen Raum aufzuschließen“, spricht Rothe den Anspruch an, auch inhaltliche Arbeit zu leisten.

Als wahren Glücksfall bezeichnet er die momentane Situation in Neu Königsaue und Wilsleben. In Wilsleben gebe es zurzeit einen „regelrechten Besucheransturm“. Von den 38 Kindern, die in Wilsleben wohnen, besuchen 15 Kinder den Klubraum im Dorfgemeinschaftshaus regelmäßig. Eine Traumquote!

Finanzierung ist mitunter schwierig

Offenbar trifft Mandy Jakob, die den Klub als Bundesfreiwillige betreut, mit ihrer Art und ihren Angeboten den Nerv der jungen Klub-Nutzer. In Westdorf fehlt es derzeit an einem ständigen Betreuer, hier kümmert sich die Jugendfeuerwehr um den Klub. Rothe ist froh über die Hilfe, zumal drei der Jugendfeuerwehrleute über eine Jugendleiter-Card (Juleica) verfügen und damit als Betreuer wirken dürfen. Eine Dauerlösung sei das aber nicht.

In Aschersleben selbst gibt es neben dem Walkmühlenweg noch den Klub Melle und die Wassertormühle. Jede Freizeiteinrichtung wird von einer fest angestellten Fachkraft geleitet, hinzu kommt jeweils ein Helfer aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Förderprogrammen wie Ü58 oder aus dem Bundesfreiwilligendienst (Bufdi).

Die Klubs in den Ortsteilen sind mit jeweils einer Person besetzt - ausschließlich mit wechselndem Personal aus Maßnahmen des zweiten Arbeitsmarktes bzw. auch mit Ehrenamtlichen. „Wir beantragen immer alles, was möglich ist. Aber es ist schwierig“, so Rothe. Zumal die Ein-Euro-Kräfte keine Fahrtkosten erstattet bekommen. „Es muss also möglichst jemand aus dem Ort sein, der sich kümmert. Und nicht jeder findet einen Draht zu den Kindern.“

Auch die finanzielle Decke ist dünner geworden. Obwohl die Fördermittel weniger werden, bekennt sich die Stadt nach wie vor zu ihren Jugendeinrichtungen. Die größeren Zentren in der Kernstadt schlagen im Durchschnitt mit 20.000 Euro pro Jahr und Einrichtung zu Buche, in den Ortsteilen ist es etwas weniger.

Hinzu kommen die Kosten für die fest angestellten sechs Mitarbeiter im Bereich der Jugendarbeit, zu denen im Übrigen auch zwei Streetworker gehören. Diese kümmern sich um problembeladene Kinder und Jugendliche, die weder über die Schule noch über andere Maßnahmen der Jugendarbeit zu erreichen sind. Die Arbeit der Streetworker geht weit über Freizeitspaß hinaus. (mz)