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Das Wenige macht erst den Meister

Von Jochen Miche 20.04.2007, 17:00

Aschersleben/MZ. - Die Veranstaltung war kostenlos für die Teilnehmer, und auch er bekam kein Geld dafür: "Es ist mein Dank an Aschersleben dafür, dass sie hier meine Bilder zeigen", erklärte er.

"Echter Gewinn"

Ein Gewinn indessen war dieser "Werkstatt-Nachmittag" allemal. Teilnehmerin Ingrid Stockmann: "Ich war eigentlich hergekommen, um selber zu malen. Stattdessen hörte ich mit Begeisterung zu - die Erklärungen waren ein echter Gewinn." Frau Stockmann widmet sich seit Herbst 2006, als sie den Lehrerberuf beendete, regelmäßig dem Hobby Malerei. Sie lernt und vertieft alles rund um diese Kunst an der Kreisvolkshochschule Aschersleben bei Borchu Bawaa.

Ebenfalls an der Volkshochschule trifft sich jeden Dienstag eine andere "kleine Truppe von sechs bis acht Leuten", die sich im Laufe der Jahre mit allen Techniken befasst haben, erklärt Dr. Wolfram Lehmann. "Gerhard Fleischer hat uns die Grundlagen beigebracht - Bleistift, Tusche, Aquarell, Acryl, Öl,

Linolschnitt, Radierungen." Lehmann, ein Biologe, malt am liebsten Öl- und Aquarellbilder. Letzteres auch deshalb, weil es schnell trocknet. Er kann ein Aquarell kurz nach dem Malen mit nach Hause nehmen. - Bei Denecke habe er an diesem Tag viel dazu gelernt.

Denecke, der mit drei, vier Teilnehmern gerechnet hatte, war völlig überrascht, wie viele Kunstfreunde kamen - "Das war ja eine richtige Invasion, die gar kein Ende nahm", meinte er. Diesen Leuten erklärte er die Stärken ihrer von zu Hause mitgebrachten Bilder. "Bei jedem ist etwas Gutes zu finden, das sage ich den Leuten und baue sie auf, damit sie das noch verbessern und Schlechteres weglassen können."

Danach zeigte er Tricks der Verlauf- und Zeichentechnik und erklärte die Bedeutung guten Papiers und guter Pinsel. Er erklärte, warum es falsch ist zu glauben "viel Farbe macht viel Bild": "Bei Aquarellmalerei ist es wie in der Mode: Das Wenige macht den Meister."

Tricks gezeigt

Heide Binner wollte Genaueres über ihre Pinsel wissen. Schon als sie die Leinenrolle hervorholte, winkte der Maler ab. "Pinsel sollte man so lagern und transportieren, dass die Borsten nicht verbiegen - wie dieser hier. Mit dem können sie der Katze das Fell pinseln, die freut sich, aber nicht das Papier", meinte er lachend und wies auf einen "vergewaltigten Pinsel", dessen Borsten schräg standen.

Dann aber wurde er milde, als er ein paar gute Dachshaar- und Marderpinsel entdeckte und der Hobbymalerin, die im Verein "Schöpfrad" in der Wassertormühle ihrer Kunst frönt, sagte: "Wissen Sie, dass gute Dachshaarpinsel seit dem Mittelalter unverändert dasselbe kosten? Eine Dachshaarborste ist genauso teuer wie Gold. Heute sogar noch teurer als damals." Wertlos seien Kunststoffpinsel, da sie nicht saugfähig genug sind.

Denecke schöpft aus dem Wissen mehrerer Hochschulstudien sowie aus jahrzehntelangem Erfahrungsschatz.

Als er gefragt wurde, ob er keine Angst habe, dass jemand mehr kommerziellen Erfolg habe, der seine eigentlich bewährten Techniken anwendet, meinte Denecke: "Ich kann es mir erlauben, alles zu verraten. Der Hochspringer muss drei Jahre trainieren, um eine gute Höhe zu überspringen. Ich musste 30 Jahre trainieren, um so weit zu kommen. Das soll ruhig einer nachmachen."

Ein weiterer kostenloser Werkstatttag ist am Dienstag, 24. April, ab 19 Uhr im Museum. Interessierte sind willkommen.