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Betriebsdeponie Betriebsdeponie: Heimat für Wildschweine

Von Detlef Anders 15.09.2003, 15:49

Thale/MZ. - Jahrzehntelang wurden auf der Betriebsdeponie des Eisenhüttenwerkes Thale heiße Asche, Schlacke aus dem Stahlwerk, Bauschutt und Bodenaushub abgekippt. Zum Tag des offenen Denkmals öffnete die Deponie am Sonntag erstmals für zwei Stunden die Tore für Besucher. "Wir wollten etwas zeigen, was sonst nicht öffentlich zugänglich ist", begründet Ute Tichatschke vom Hüttenmuseum Thale. Thomas Krause, der als Projektleiter bei RST die Schließung der heute der Schunck AG gehörenden Deponie begleitet, führte mit dem früheren Deponieschlosser Erhard Gehrke die Besucher.

In den letzten Jahren sind zur Rekultivierung jedes Jahr 20 bis 30 000 Kubikmeter Erdaushub auf den Deponiekörper gebracht worden. Bis Mitte nächsten Jahres sollen die Arbeiten so weit abgeschlossen sein, dass nur noch Landschaftspflege erforderlich ist, berichtete Krause. Das Eindringen von Wasser in den Deponiekörper soll damit verhindert werden, so dass keine Gifte ausgewaschen werden können. Die Wolken aus den Rohren seien geruchlos und resultieren nur aus der Wärme in der Deponie, erklärt Erhard Gehrke.

Für Joachim Cieslik war die Betriebsdeponie eine kleine Goldgrube. "Ich war fast täglich hier", bekennt der Benneckenröder. Er sammelte vor allem Buntmetalle und brachte sie zu den Schrottsammelstellen. "Das war jedes Jahr ein Tausend-Mark-Schein." Während die Schulkinder Kronkorken sammelten, verkippte das EHW hier Rohstoffe. "Was der Holger für Geld gemacht hat", erinnerte sich eine andere Benneckenröderin kopfschüttelnd an die Sammelleidenschaft ihres Sohnes.

Der Zaun kam erst nach der Wende, als mit der Renaturierung begonnen wurde. Thomas Krause zeigte auch das künftige Deponiewassersammelbecken, das als Verdunstungsbecken angelegt wird. Einige Besucher marschierten zum Abschluss mit Erhard Gehrke eine große Runde um die Deponie, die am Ende 170 Stufen aus dem Silberbachtal bis auf die Deponiefläche führte. Die Führungen zeigten den Thalensern, dass sie sich keine Sorgen mehr machen müssen. "Wir müssen damit leben und damit klar kommen. Abtragen können wir die Deponie nicht", resümiert Thomas Krause.