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Aschersleben Aschersleben: So klären Polizisten einen Raubüberfall auf

Von Harald Vopel 13.05.2016, 09:31
Peter Reichardt zeigt, was beim Anfertigen eines Täterfotos beachtet werden muss.
Peter Reichardt zeigt, was beim Anfertigen eines Täterfotos beachtet werden muss. Frank Gehrmann

Aschersleben - Am Ascherslebener Bahnhof hat sich ein brutaler Raubüberfall ereignet. Eine Rentnerin wurde von einem Mann niedergeschlagen. Der Täter entriss der Frau die Handtasche, in der sich eine größere Menge Bargeld befand, und verschwand in Richtung Innenstadt.

Die Polizei kam dem Flüchtigen schnell auf die Spur und konnte den Mann festnehmen. Das Problem: Der Täter streitet ab, den Überfall begangen zu haben. Im Verhör konfrontiert er die Kriminalisten mit einem vermeintlich wasserdichten Alibi und abstrusen Geschichten.

Wahrheit oder Lüge? Unter diesem Thema steht eine Folge des Wissenschaftsmagazins LexiTV des Mitteldeutschen Rundfunks, die am 23. Mai gesendet wird. Für den freien Autor Camilo Rodriguez lag es nahe, bei der Polizei anzufragen, wie die dieser Frage auf den Grund geht. Wahrheit und Lüge gehören schließlich in Verhören zum täglich Brot der Beamten.

Am Dienstagnachmittag drehten Rodriguez, Kameramann Holger Berger und Kameraassistent Olaf Zessin deshalb in der Fachhochschule Polizei in Aschersleben zahlreiche Einstellungen. Darunter ein Verhör zum fiktiven Fall des Raubüberfalls auf eine Seniorin vor dem Ascherslebener Bahnhof.

Rollenspiel mit Unterhaltungswert

In die Rolle der Vernehmer schlüpften die Mitarbeiter der Fachhochschule Frank Amende und Carsten Schumann - in die des dingfest gemachten Täters Torsten Koch. Allen drei war anzumerken, dass ihnen derartige Rollenspiele nicht fremd sind. Die gehören schließlich zur Ausbildung an der Polizeischule. Und so blieb vor allem die Vorstellung des Täter-Mimen nicht ohne satirischen Unterhaltungswert. Damit könnte Torsten Koch durchaus dem einen oder anderen Schauspiel-Profi das Wasser reichen.

Inhaltlich geht es dem Autor darum, zu beleuchten, wie die Polizei die Spreu vom Weizen - sprich die Wahrheit von der Lüge - trennt. Welche Methoden die Beamten in den Verhören anwenden, auf welchen wissenschaftlichen Grundlagen diese beruhen, aber auch, welche Verhörmethoden - zumindest in Deutschland - nicht angewendet werden dürfen, erklärt Camilo Rodriguez.

Deshalb ist der Verhör-Dreh auch nur ein Teil des LexiTV-Beitrages. Ein anderer ein Interview mit Heinz-Gerd Weijers, der als Professor an der Fachhochschule Polizei des Landes Sachsen-Anhalt auch den Fachbereich Sozialwissenschaften leitet. Und nicht zuletzt beleuchtet der Autor auch den Umgang mit vermeintlichen Tätern und die technischen Möglichkeiten, die der Polizei in Sachen Wahrheitsfindung zur Verfügung stehen. Von der Erkennungsdienstlichen Behandlung - die für den MDR-Beitrag unter anderem Fotograf Peter Reichardt übernommen hatte - bis zur Spurensicherung.

Übrigens: Die Frage, ob die Beamten dem fiktiven Handtaschen-Räuber die Wahrheit tatsächlich entlocken konnten, könnte MDR-Zuschauern in dem rund Sechseinhalb-Minuten-Beitrag am 23. Mai um 15 Uhr beantwortet werden. (mz)

„Täter“ Torsten Koch (l.) wird erkennungsdienstlich behandelt.
„Täter“ Torsten Koch (l.) wird erkennungsdienstlich behandelt.
Frank Gehrmann