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Theaterprojekt für Inklusion  Aktion in Aschersleben : Schalk im Nacken entdecken

Von Marko Jeschor 27.05.2016, 17:32
Theaterpädagogin Ines Wilk-Ekim aus Aschersleben (2.v.r.) begrüßt die Teilnehmer.
Theaterpädagogin Ines Wilk-Ekim aus Aschersleben (2.v.r.) begrüßt die Teilnehmer. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die Bälle waren für den Außenstehenden mit wenig Fantasie nur schwer zu fassen. Ein Kind gab sie nämlich mit Leichtigkeit an seinen Stuhlnachbarn weiter, das andere umfasste sie gleich mit zwei Händen und pustete mehr oder weniger angestrengt. Die Bälle - große, kleine, leichte, schwere - waren das Produkt ihrer Fantasie. Und „mit viel Fantasie können die Dinge auch echt werden“, sagte Ines Wilk-Ekim.

Mehr Schalk im Nacken

Die freiberufliche Theaterpädagogin aus Aschersleben ließ am vergangenen Donnerstag zum Auftakt eines Theaterprojekts der Lebenshilfe Harzvorland eben jene Bälle durch Teile der Begegnungsstätte Weißen Villa schweben, die je nach Kind mal groß und mal klein, mal leicht und mal schwer waren, die ob der Unterschiede aber für jede Menge Heiterkeit bei der Übergabe an die Nachbarn im Stuhlkreis sorgten. Denn auch das stellte Wilk-Ekim fest: „Menschen mit Handicap entdecken ihren Schalk im Nacken einfacher als ’Normale’“.

Die Übung mit den Bällen diente freilich nur dem Warmwerden, dem Kennenlernen sozusagen. Die Teilnehmer des Projekts - es sollten sowohl Behinderte als auch Nichtbehinderte sein - sollen sich in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder zusammenfinden, um ein Stück einzustudieren, von dem Wilk-Ekim noch nicht weiß, wie es am Ende aussehen wird. „Das hängt von den Ideen der Teilnehmer ab.“ Organisator Klaus Groth aber hofft, dass das Ergebnis auf einer Bühne vor großen Publikum zu sehen ist. Wenn vielleicht auch erst Ende des Jahres.

Michael Ulbricht vom Leipziger Buch- und Kunstantiquariat veranstaltete auf Bitten von Klaus Groth erstmals eine Kunstauktion in Aschersleben. Diese fand vor einigen Wochen in der Weißen Villa statt. Versteigert wurden Gemälde, Zeichnungen und Grafiken der „Leipziger Schule“, aus der auch Neo Rauch hervorging. Die Kunstinteressenten zahlten neben dem Gebotspreis noch einmal die Mehrwertsteuer und 15 Prozent Aufschlag für das Theaterprojekt. Klaus Groth von der Lebenshilfe sagte, eine Neuauflage der Auktion sei ihm von Ulrbicht angeboten worden.

Das Theaterprojekt war erstmals Teil der Inklusionswoche, die der Chef der Begegnungsstätte zum nunmehr vierten Mal organisierte, um Menschen mit und ohne Behinderung stärker zusammenzubringen. Ein Teil des dafür notwendigen Geldes sammelte Klaus Groth, Leiter der Begegnungsstätte Weiße Villa in Aschersleben, mit der Kunstauktion, bei der vor einigen Wochen insgesamt 854 Euro zusammengekommen waren (siehe „Neuauflage möglich“). Groth, selbst Vater eines behinderten Kindes, wollte besonders in dieser Woche deutlich machen, „dass auch die Menschen die Gesellschaft bereichern können, die man aufgrund ihrer Behinderung sonst nicht so stark wahrnimmt.“ Er wirbt seit jeher dafür, „dass man sich auf sie einlässt, um Werte wie Liebe, Zuneigung und Vertrauen zu erfahren“.

Den Horizont erweitern

Das Problem war aber, dass zum Auftakt zunächst nur Kinder von der Lebenshilfe und von der Kastanienschule sowie Lehrer und Betreuer gekommen waren, also all jene, die auch sonst größtenteils unter sich sind. Der Begegnungsstätten-Chef hofft deshalb, dass sich bei den nächsten Treffen am Dienstag, 7. Juni, ab 16.30 Uhr mehr Menschen ohne Behinderung finden, die ein gemeinsames Stück auf die Bühne bringen wollen. Denn die Resonanz auf die Inklusionswoche insgesamt sei ansonsten gut gewesen, wie Groth sagte. Vor allem zum Beratungstag am Dienstag habe er viele nette Gespräche führen dürfen, „bei denen man den Horizont erweitern konnte“. Auch die Filmvorführung am Mittwochabend sei sehr gut angekommen. (mz)