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Buchtipp Buchtipp: Gaumenfreuden im Frühaufsteher-Land

09.12.2011, 16:25

Halle (Saale)/MZ. - Die Gäste kommen von weither dafür, auch, weil das Ambiente lockt: ein Café in sieben historischen Fachwerkhäusern. Staunen über die liebevolle Einrichtung von der Theke am Eingang bis zum Sofa-Paradies am Ende, und jede Stube mit anderem Gesicht. Das ist einmalig in Deutschland. Das Sieben-Häuser-Café von Quedlinburg ist einer der 65 kulinarischen Orte zwischen Altmark und Zeitz, den der großformatige und ideenreich bebilderte Band entdeckt. Er ist der jüngste in der Reihe kulinarischer Entdeckungsreisen durch Deutschland, die der Umschau Buchverlag aus Neustadt an der Weinstraße aufgelegt hat. Das Buch macht Appetit, schon, weil jede Lokalität ein Rezept ihrer Spezialität beisteuert und man sozusagen in der eigenen Küche durch Sachsen-Anhalt wandern kann. Doch schade wäre es, den zahlreichen Ausflugs- und Einkehrtipps der Autoren Anja Kummerow, Ingo Schmidt und Inka Schneider sowie der Fotografen Stefan Gräf und Reiner Kaltenbach nicht nachzukommen.

Oft schmecken die Speisen und Getränke, vor allem die Weine, vor Ort am besten. Außerdembringt das Probieren in der edlen oder rustikalen, stylischen oder historischen Umgebung die Möglichkeit, den Menschen zu begegnen, die sich mit großem Einfallsreichtum engagieren. Jede Region und größere Stadt wird porträtiert, ihre Tradition und Entwicklung, Geschichte und Gegenwart, Natur und Architektur. Ganz nebenbei erfährt der Leser bei den Streifzügen Wissenswertes über eigentümliche Leckerbissen. Oder wissen Sie etwa auf Anhieb, dass "Harzer Knieste" ein Pellkartoffel-Gericht ist oder dass "Pubarschknall" obergäriges Bier meint ?

Die Altmark mit ihren Backsteinhäusern und der Elbauenlandschaft, mit Tangermünde, Arendsee und dem echten Salzwedeler Baumkuchen macht den Anfang. Magdeburg hat mit acht Häusern von "Red Snapper" über "Die Kirche" bis zum "Grüzi", dem Bistro in der Grünen Zitadelle, die meisten Stationen anzubieten. In Halle haben es nur zwei ins Buch geschafft: die Restaurants "Immergrün" und "Mahn"s Chateau". Ebenso zwei in Merseburg - Ritters Weinstuben und Best Western Hotel. Auch Wittenberg (drei Lokalitäten) und Freyburg mit Sektkellerei, zwei Hotel-Restaurants und der Kaffeerösterei Moness sind neben Quedlinburg (vier Cafés) gut vertreten. Und natürlich wird auch Sachsen-Anhalts einziges Sterne-Haus porträtiert, das Landhaus "Zu den Rothen Forellen" in Ilsenburg. Ein solcher Band erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Manches, wie z.B. das Schlosshotel Schkopau, fehlt und muss auf eigene Faust entdeckt werden. Doch insgesamt leistet das Buch Erstaunliches: Es macht stolz. Es spiegelt die Veränderungen seit 1990 wider, auf touristischem Gebiet, im Gastgewerbe und mehr. Und ist damit ein Gesellschaftsbuch geworden.

"Eine kulinarische Entdeckungsreise durch Sachsen-Anhalt und den Harz", Neuer Umschau Buchverlag, 240 Seiten, 34,90 Euro.