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Lesermeinungen zum "Heiligen Krieg" Lesermeinungen zum "Heiligen Krieg": Brauchen wir ein totales Waffenlieferungsverbot?

05.10.2014, 10:35
Die evangelische Theologin Margot Käßmann.
Die evangelische Theologin Margot Käßmann. DPa Lizenz

Halle (Saale) - Das Interview „In Namen Gottes?" in der Mitteldeutschen Zeitung vom 29. September hat viele Leser zu Meinungsäußerungen angeregt. So schreibt Ronny Müller aus Dessau-Roßlau: "Ein sehr interessantes Streitgespräch. Diese Form würde ich mir noch öfter in der MZ wünschen. Und Frau Käßmann hat natürlich recht: Allein mit Waffenlieferungen werden die Probleme auf der Welt nicht gelöst. Sie prägte auch noch einen Satz in dem Gespräch, den sich alle Politiker über ihren Schreibtisch hängen sollten: 'Wir denken immer vom Ende her und fragen erst nach dem Feuerlöscher, wenn die Scheune schon brennt.'"

Totales Exportverbot für Rüstungswaffen

Den Glauben daran, dass die Menschen doch noch lernfähig sind, hat dagegen Kurt Harzbecker noch nicht verloren. Der Eislebener schreibt: "Am Ende des Streitgespräches zwischen der evangelischen Theologin Margot Käßmann und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide sagt Frau Käßmann den mir als Kriegsteilnehmer des Zweiten Weltkrieges wichtigen Satz: 'Aber nach all den Kriegen, die nicht zuletzt im Namen Gottes geführt wurden, setze ich auf einen Lernprozess, der ja längst begonnen hat. Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein, haben die Kirchen aus aller Welt schon 1948 in Amsterdam gesagt – als Konsequenz aus den Gräueln zweier Weltkriege. Und wenn ich nicht glaubte, dass die Menschen auch heute lernfähig sind, ja, dann müsste ich verzagen und verzweifeln'.

Ich wünschte mir, dass Frau Käßmanns Glaube Wirklichkeit wird, denn das erlebte mörderische Kriegsgeschehen überfordert noch heute meine Kräfte. Die Menschheit darf es nicht mehr zulassen, dass weiterhin Kriege als Mittel der Politik geführt werden können. Friedliche, ausdauernde Verhandlungen über eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung, über eine globale Vernichtung aller Massenvernichtungswaffen sowie über ein totales Rüstungswaffenexportverbot können nur die Lösung sein. 'Wir müssen nach politischen Ursachen eines Konflikts wie jetzt im Irak fragen und nach dem Versagen der Weltpolitik', so die Meinung von Herrn Khorchide in diesem Streitgespräch.

"Umkehr der Fronten"

Hans Brückl aus Bad Kösen sieht das Streitgespräch hingegen kritischer. Das Bild von einem "Gott der Liebe", das Margot Käßmann aufgeworfen hatte, kann er nicht nachvollziehen: "Wenn man das Streitgespräch zwischen Margot Käßmann und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide liest, könnte man meinen, dass die Beziehung zwischen religiösen Menschen und ihrem Gott sich ähnlich „pragmatisch“ gestalten lässt wie zwischen Eheleuten. „Ihr Menschen, ich will gar nichts von euch. Ich will etwas für euch.“ Oder ein anderes Bonmot, das sich jeder Ehemann auch zu Herzen nehmen sollte: Auch „Gott petzt nicht“! Also kein Unterschied mehr zwischen Gott und Mensch? Welch überraschende Umkehr der Fronten! Sogar ein Atheist hat von dem, was man bisher mit der Vokabel „Gott“ umschrieb, stets bestimmte Vorstellungen, zu denen Begriffe gehören wie „Macht“, „Fügung“, „absolute Werte“, „Heil“ und „Jenseits“, völlig unabhängig davon, ob man derlei glaubt oder nicht.

Einfach neunmalklug wegdefinieren, weil’s nicht mehr opportun erscheint, kann man es jedenfalls nicht. Zumindest nicht, ohne geistes-, religions- und kulturgeschichtlich unredlich und willkürlich vorzugehen. (mz)

Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide.
Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide.
dpa Lizenz
„Es gibt weder einen heiligen noch einen gerechten Krieg, weil Gott den Krieg an sich niemals gutheißen kann.“ Kurdische Kämpfer posieren mit einer erbeuteten Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an der Makmur Front.
„Es gibt weder einen heiligen noch einen gerechten Krieg, weil Gott den Krieg an sich niemals gutheißen kann.“ Kurdische Kämpfer posieren mit einer erbeuteten Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an der Makmur Front.
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