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Votum für den Wasserweg

Von Claus Blumstengel 16.12.2005, 20:08

Roßlau/MZ. - Gunto Mörer, Geschäftsführer der Industriehafen Roßlau GmbH hatte Partner und Anlieger des Unternehmens zu einem kleinen Jahresrückblick eingeladen. Der fiel aus Sicht des Hafens so schlecht nicht aus, führte die Elbe doch nach Jahren wieder einmal über einen längeren Zeitraum genügend Wasser für den Gütertransport.

Dennoch herrscht, wie Geschäftsführer Mörer an einer Grafik demonstrierte, gerade zwischen den Elbkilometern 250 und 254 bei Roßlau noch viel zu lange Niedrigwasser. Die Biokraftwerk Delitzsch GmbH zum Beispiel hat auf den Transport von Holzschnitzeln per Schiff aus Holland nach Roßlau gesetzt. "Wie soll ich aber exakt kalkulieren bei der unregelmäßigen Schiffbarkeit?", nennt Einkaufsleiter Schneegass sein Problem. 90 000 Kubikmeter Schiffsraum hat er in diesem Jahr im Roßlauer Industriehafen genutzt. Doch zu viele Tonnen kämen noch per Lkw, was Einbußen für das Unternehmen bedeute "und außerdem der Umwelt schadet", ergänzte Schneegass.

Ähnliche Schwierigkeiten bereitet das häufige Niedrigwasser der Elbe dem Wittenberger Agrarhandel. In dieser Branche werden den Kunden für Getreide, Futtermittel und Dünger Monate im Voraus Angebote unterbreitet. "Das ist aber unmöglich, wenn ich nicht weiß, ob der Transport per Schiff oder per Lkw erfolgt", schildert Firmenvertreter Dieter Weser seine Lage.

Lkw-Transporte aus dem Ausland übernehmen dortige Speditionen, machte Hafen-Geschäftsführer Gunto Mörer auf einen weiteren Aspekt aufmerksam. Mit dem Weitertransport jener Güter aber, die per Schiff in Roßlau ankommen, würden hiesige Unternehmen beauftragt, was zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitrage.

Über Auswege aus dem Elbe-Dilemma war man sich einig: Beschädigte oder zerstörte Regelungsbauwerke müssten instand gesetzt werden, in der Region seien Maßnahmen gegen die Erosion im Fluss zwischen Mühlberg und Coswig notwendig und am Magdeburger Domfelsen müsse endlich etwas geschehen, um dieses Nadelöhr für die Elbschifffahrt zu beseitigen.

"Technisch ist das alles machbar, aber es ist ein politisches Problem", stellte Bürgermeister Klemens Koschig fest, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Industriehafen Roßlau GmbH ist. Deshalb müsse die Wirtschaft ihre Stimme erheben. Doch Koschig ist optimistisch und sieht in der Berliner Koalitionsvereinbarung mit dem Bekenntnis zur Ertüchtigung der Elbe "ein wichtiges Signal".