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PC-Arbeit PC-Arbeit: Wie geht es ihrem Mausarm?

Von Miriam Braun 29.08.2007, 13:00
Einseitige Belastung: Durch die ständig wiederholten Bewegungen mit der Maus können Anwender einen "Mausarm" bekommen. (Foto: dpa)
Einseitige Belastung: Durch die ständig wiederholten Bewegungen mit der Maus können Anwender einen "Mausarm" bekommen. (Foto: dpa) Elke Wentker

Wiesbaden/München/dpa. - Plötzlich wird der Arm bleischwer und fängt an zu kribbeln. Die Kaffeetasse fällt aus der Hand - und es ist schwer, sie wieder aufzuheben. «Der Mausarm ist die moderne Form des klassischen Tennisellenbogens», erklärt der Orthopäde Jan Bernholt aus Düsseldorf. Durch leichte Bewegungen, die ständig wiederholt werden, wie das Betätigen der Computermaus, kann es zuBeschwerden im Ober- und Unterarm kommen. Ein optimierterArbeitsplatz und die richtige Einstellung können vorbeugen.

Der Mausarm ist eine Ausprägung des sogenannten RSI-Syndroms(Repetitive Strain Injury), das neben der Arbeit mit der Computermaus auch andere Überlastungsursachen des Hand und Armbereiches umfasst. «Der Arm fühlt sich komisch an, die Muskeln verkrampfen, oder man spürt ein Ziehen oder ein Kribbeln im Arm», sagt Prof. Hardo Sorgatz vom Institut für Psychologie an der Technischen Universität Darmstadt. Das sei ein Gefühl, «als wenn 100 Nadeln in den Arm stechen».

Die monotonen Belastungen verursachen erst leichte Faserrisse und Faserzerrungen, welche sich meist schnell wieder regenerieren, erklärt Sorgatz. Ändert sich jedoch nichts an der Arbeitsweise, können Sehnenscheidenentzündungen, dauerhafter Kraftverlust und chronische Bewegungs- und sogar Ruheschmerzen folgen: «Auch wenn die minimalen Verletzungen im Muskelgewebe längst abgeheilt sind, verweigert das Gehirn die Befehle an die Hand», sagt Sorgatz.

Spätestens dann sollten neue Bewegungsmuster eingeführt werden.«Und das Gehirn muss lernen, dass diese nicht mit Schmerzen markiertsind», meint Sorgatz. Die innere Einstellung zur Arbeit und zumBewegungsapparat müsse kontrolliert werden. Wer innerlich undäußerlich verkrampft vor dem PC sitzt und die immer gleichenBewegungen macht, nutzt seinen Bewegungsapparat nicht vielfältig.«Wichtig sind häufige Pausen, mindestens alle zwei Stunden, bessernoch häufiger», meint Orthopäde Bernholt.

«Das A und O ist Bewegung am Arbeitsplatz», sagt Gregor Mertensvom Institut für betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) in Köln.«Dass man auch mal steht beim Arbeiten und mit Wegen zum Kollegenoder zum Drucker das Sitzen unterbricht.» Gezielte Übungen können dieHände, Unterarme und Schultern lockern: «Die Arme ausstrecken, dieFinger zu sich ziehen und wieder öffnen. Die Finger spreizen undschließen und die Hände ausschütteln, das fördert die Durchblutung.»

Der Büroarbeitsplatz sollte möglichst ergonomischen Kriterienentsprechen. «Handballenauflagen vor der Maus und der Tastatur könnenhelfen, und ergonomische Tastaturen mit leicht nach innen gestelltenTasten sorgen für einen geraden Anstellwinkel», sagt Mertens. DerSeh-Abstand zum Monitor sollte angenehm sein. Hochgestellte Füße derTastatur dagegen erhöhen den Handanstellwinkel und sind nicht zuempfehlen.

Der Winkel zwischen Ober- und Unterarm sollte etwa 90 Gradbetragen, und auch die genaue Positionierung der Maus ist wichtig:Tastaturen sind mit 43 Zentimetern fast immer breiter als der Abstandzwischen den Schultern. «Liegt die Maus daneben, ist sie automatischaußerhalb der natürlichen Schulterbreite», erklärt Rolf Ellegast,Leiter vom Referat Ergonomie des Instituts für Arbeitsschutz derDeutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (BGIA) in Sankt Augustinbei Bonn.

Um keine Zwangshaltung einzunehmen, sollte die Maus jedochungefähr auf Schulterbreite positioniert werden. «Eine Tastatur ohneNummern-Pad an der rechten Seite bringt die Maus näher ran», sagtEllegast. Eine Möglichkeit sei es, den Arm zu wechseln und die Mausmit links zu klicken: «Das geht zwar im ersten Moment nicht so gut.Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist die linke Hand jedoch genausoeffektiv nutzbar wie die rechte.» Ein festliegendes Mouse-Pad sorgtdafür, dass die Maus nicht immer weiter vom Körper weg wandert.

«Aber selbst das beste Umfeld hilft nichts, wenn der Druck zu hochist», meint Mertens. Druck führt zu innerer Anspannung und Stress.«Wer innerlich verkrampft und meint, etwas unbedingt schaffen zumüssen, der ist nicht optimal bewegungsfähig», fügt Prof. Sorgatzhinzu. Eine funktionierende Stressbewältigung und der richtige Umgangmit Belastung seien hilfreich: «Die innere Ruhe wirkt sich auch aufdie Muskeln aus.»