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Medienprojekt Klasse 2.0 Medienprojekt Klasse 2.0: "Bin ich jetzt berühmt?"

Von Lutz Würbach 10.07.2015, 06:44
Für diese Achtklässler aus Wittenberg und Hunderte weitere Schüler gab es zur Zeitung auch ein iPad, mit dem sie arbeiten durften.
Für diese Achtklässler aus Wittenberg und Hunderte weitere Schüler gab es zur Zeitung auch ein iPad, mit dem sie arbeiten durften. Alexander Baumbach Lizenz

Halle (Saale) - Ein Achtklässler wollte von seiner Lehrerin wissen, ob er nun berühmt wird. Immerhin hatte er einen Text selber geschrieben und im Blog des Projektes Klasse 2.0 veröffentlicht. Irina-Kirsten Springel, seine Lehrerin, hat sich mit ihrer Antwort nicht festgelegt. In anderer Hinsicht schon. „Natürlich muss man die Schüler zum Schreiben auffordern“, sagt sie.

Nachdem aber die ersten Texte im Blog standen und von Journalisten kommentiert worden sind, hat sie bemerkt, dass die jungen Leute plötzlich einen Motivationsschub bekamen. Nach dem Motto: Hoppla, mein Text wird ja tatsächlich gelesen. „Das wiederum hat andere Schüler angestachelt, selbst auch etwas zu schreiben“, sagt Springel.

„Es ist toll, früh die Zeitung aufzuschlagen und seinen eigenen Namen zu lesen“, meint die Achtklässlerin Laura Wudi vom Scholl-Gymnasium in Kelbra (Mansfeld-Südharz). „Artikel für die Zeitung oder den Blog zu schreiben, hat auf jeden Fall mehr Spaß gemacht als einen Aufsatz“, urteilt ihre Mitschülerin Luisa Rudloff.

Der Blog ist eine der Neuerungen des Klasseprojektes im heute zu Ende gehenden Schuljahr gewesen. Die teilnehmenden Schüler haben damit die Möglichkeit bekommen, sich einmal selbst als Journalisten auszuprobieren - unabhängig von den Texten für die Zeitung. Die Resonanz ist überwältigend. Mehr als 300 Einträge stehen im Blog.

Die zweite wesentliche Neuerung innerhalb des Projektes sind die iPad-Klassen gewesen. „Hier sind die Schüler abgeholt worden, wo sie sich ohnehin aufhalten, nämlich in der digitalen Welt“, sagt Chefredakteur Hartmut Augustin. Britt Kühnast, Deutschlehrerin am Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg, sieht das ähnlich.

„Der Umgang mit den iPads ist für die Schüler besonders attraktiv, da dies ihrer Lebenswirklichkeit entspricht. Ihnen wird gar nicht so bewusst, dass sie auch hier schreiben, Übersichten erstellen oder Texte zusammenfassen - alles Schwerpunkte des Deutschunterrichts. Dass Printausgabe und iPads auch in anderen Fächern genutzt werden, ist ein positiver Nebeneffekt“, sagt sie.

Bei einigen Lehrern hielt sich die Begeisterung zunächst in Grenzen. Technikscheu. Die legte sich bei den Einführungsveranstaltungen ganz schnell. Wer zu diesen etwa zweistündigen Schulungen erst einmal ein Tablet in der Hand hatte, wollte es am liebsten gar nicht wieder hergeben. Irgendwie müsse man ja mit dem Fortschritt mithalten, begründeten mehrere Lehrer ihr Herantasten an die für sie bis dahin unbekannte Technik.

„Schüler und Lehrer finden es super cool.“

Für die Premiere standen rund 50 Tablets zur Verfügung. Die haben natürlich nicht für alle Klassen gereicht. Seine Schüler hätten auch gerne damit gearbeitet, sagt Sven Sedello, Lehrer an der Evangelischen Gesamtschule „Philipp Melanchthon“ in Wittenberg, der zum ersten Mal am Projekt beteiligt gewesen ist. Hat leider mit den Tablets nicht geklappt. Im nächsten Schuljahr wird er sich erneut darum bewerben. Mehr Glück hatte Kerstin Lepie mit ihren Schülern.

Die Lehrerin aus Bitterfeld-Wolfen macht von Anfang an beim Klasse-Projekt mit. „Schüler und Lehrer finden es super cool.“ Dass ihre Schüler nun neben der Zeitung auch noch ein iPad in der Hand halten durften, findet sie toll. „Klasse hat sich weiterentwickelt“, sagt sie.

Das sieht Cornelia Sommerfeld, Pressesprecherin des Energieunternehmens Mitgas, ähnlich. Klasse sei dieses Mal als Klasse 2.0 an den Start gegangen, sagt sie. „Die digitalen Angebote für die Tabletnutzung bereichern das Zeitunglesen um einige Facetten. Als langjähriger Projektpartner hat sich Mitgas darauf eingestellt und eine App zum Thema ‚Energiewissen’ entwickelt, mit der die Schüler einiges zur Nutzung von Energie interaktiv erfahren können“, so Sommerfeld.

Mitgas hat nicht nur die App beigesteuert, sondern auch Recherchetermine zum Beispiel mit den Profibasketballern des MBC. Basketball im Rollstuhl ist ein weiteres Angebot gewesen. Die Schüler durften es selbst probieren und dann darüber schreiben.

Die AOK hat ebenfalls Angebote unterbreitet, unter anderem zur Ernährung. „Sie haben gezeigt, dass sich junge Menschen schon früh mit dem Thema Gesundheit aktiv beschäftigen und interessante Artikel darüber schreiben können“, sagt Pressereferent Wilko Petermann. „Das freut uns und zeigt, dass unsere Themenangebote genau den Nerv der jungen Redakteure getroffen haben.“

„Das neue Projekt Klasse 2.0 hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen“, urteilt Tilo Schelski, Geschäftsführer des Medienhauses. „Die vielen positiven Reaktionen von Schülern, Lehrern, Eltern und unseren Projektpartnern sind auch eine Verpflichtung, dieses großartige Schulprojekt auch im nächsten Schuljahr innovativ weiterzuentwickeln.“