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Kommentar zu Joachim Gaucks Grundsatzrede Kommentar zu Joachim Gaucks Grundsatzrede: Schnörkellos

Von Sibylle Quenett 23.02.2013, 20:37
Sibylle Quenett
Sibylle Quenett MZ Lizenz

Das offene Wort hat etwas befreiendes. Bundespräsident Joachim Gauck hat sich in seiner Grundsatzrede zu Europa getraut, auch Defizite beim Aufbau der Europäischen Gemeinschaft anzusprechen. Nicht schonungslos, aber ohne Umschweife.

Die schnelle Osterweiterung der EU nach dem Zerfall des kommunistischen Lagers hält Gauck nachträglich für verfrüht, weil das nötige Fundament für eine so große Gemeinschaft damals gefehlt habe. Bei der Einführung des Euros vermisst er die durchgreifende finanzpolitische Steuerung. Klare Aussagen, die üblicherweise nur von Skeptikern, nicht von Anhängern Europas kommen. Aber nur wer Fehler eingesteht, kann Abhilfe schaffen und hoffentlich für künftige Fälle lernen. Das weiß der ehemalige Pastor Gauck und spricht es aus. Für eine echte Diskussion könnte sein Vorstoß sorgen, Englisch neben den Landessprachen als gemeinsame Verkehrssprache ernsthaft einzuführen. Die Franzosen werden es ungern hören.

Dem Bundespräsidenten ist es gelungen, nicht nur an die Wurzeln der europäischen Einigung nach dem Zweiten Weltkriegs zu erinnern, sondern Denkanstöße zu geben. Das ist in diesen Tagen schon viel.

Die Autorin erreichen Sie unter: [email protected]