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Jugend Jugend: Auf der Suche nach der Schulhofliebe

Von Torben Müller 12.03.2003, 18:41
Wiedersehen im World Wide Web - Datenbanken wie "Passado.de" haben Tausende von Schüler- und Studentenisten gespeichert. (Foto: dpa)
Wiedersehen im World Wide Web - Datenbanken wie "Passado.de" haben Tausende von Schüler- und Studentenisten gespeichert. (Foto: dpa) Passado.de

Hamburg/dpa. - Die letzte Prüfung und die Feiern in der Schulaula sind vorbei, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Am Ende der Schulzeit sind viele Absolventen sich sicher, dass sie in Kontakt bleiben und regelmäßig Einladungen zu Klassentreffen im Briefkasten vorfinden werden. Doch nicht jeder Jahrgang hat ein Organisationstalent in seinen Reihen, das sich um solche Wiedersehen kümmert. So bekommt mancher seinen ersten großen Schwarm oder einen sympathischen Mitschüler nie wieder zu Gesicht. Abhilfe kann bei solchen Problemen das Internet schaffen. Mehrere Online-Datenbanken haben sich darauf spezialisiert, Schulfreunde, Arbeitskollegen oder Kommilitonen wiederzufinden.

Die Internet-Community Passado.de ist mit 450 000 registrierten Schülern und Studenten die größte dieser Suchmaschinen. Und Mitbegründer Michael Pütz in Siegburg bei Bonn ist davon überzeugt, dass das Angebot unter http://www.passado.de weiter wachsen wird. «Täglich melden sich etwa 3000 neue Mitglieder an. Diese Möglichkeit, alte Freundschaften aufzufrischen, spricht sich herum.» Die meisten inländischen Schulen und weiterführenden Einrichtungen sind nach Angaben von Michael Pütz Teil dieser Gemeinschaft. «57 000 Bildungseinrichtungen sind bei uns registriert. Dazu gehören auch ausländische und ehemalige, bereits geschlossene Institutionen.» Auch in Ländern wie Österreich und Spanien können sich Suchwillige auf Passado-Datenbanken umschauen.

In die gleiche Kerbe schlägt die Online-Datenbank Unicum remember unter http://www.unicum.de mit Sitz in Bochum. Besonders für Hochschulabsolventen und Studenten kann diese kostenfreie Online-Datenbank von Interesse sein. Aktuellen Daten zufolge nutzen 1500 Mitglieder die Chance, in den Listen von 243 Hochschulen, 1347 Fakultäten und 4080 Schulen aus 193 Städten nach ehemaligen Kommilitonen oder Schulfreunden Ausschau zu halten. Bis zum Mai sollen nach Auskunft von Christoph Fox, Mitarbeiter im Presseteam von «Unicum.de», auch 3800 Unternehmen aufgenommen werden.

Die Anmeldung auf «Passado.de» ist kostenlos. Zunächst werden Bundesland, Stadt und Bildungseinrichtung ausgewählt. Nach der Eingabe von Name, absolvierter Schulzeit, E-Mail-Adresse und Passwort kann auf eine Liste aller registrierten ehemaligen Schüler der Schule zugegriffen werden. Jeder zweite bis dritte Nutzer findet damit laut Michael Pütz einen alten Klassenkameraden wieder. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, über Foren und Chaträume direkt mit anderen Mitgliedern in Kontakt zu treten. Und in Zukunft sollen neue Suchfunktionen hinzukommen: «Demnächst können dann beispielsweise auch Lehrer ausfindig gemacht werden.»

Auf «unicum.de» erhält der User nach dem Ausfüllen zweier Formulare per E-Mail einen Zugangslink. «Alle Daten sind gründsätzlich anonymisiert», erläutert Christoph Fox. Nur ehemalige Mitschüler der gleichen Schule oder Hochschule können komplette Namen und den jeweiligen Wohnort ungekürzt einsehen. Lebensläufe können erstellt werden, und falls eine Schule oder Fakultät nicht vertreten ist, kann eigenständig ein neuer Eintrag angelegt werden.

Auch Schulen und weiterführende Einrichtungen machen sich das Internet zunehmend zu eigen. «Stehen Klassen- oder Schultreffen bevor, so werden die Termine auf der Homepage unser Schule rechtzeitig angekündigt», sagt Günter Schumacher, Leiter der Albert-Einstein-Gesamtschule in Eberswalde (Brandenburg). Zumeist nehmen Klassensprecher und Organisationstalente die zusätzliche persönliche Information der Mitschüler in die Hand (http://www.einstein-schule.de).

Auf der Seite des Johann-Mathesius-Gymnasiums in Rochlitz (Sachsen) können sich Ehemalige nicht nur über bevorstehende Jahrgangstreffen informieren. Ihnen werden unter http://www.mathesius.de auch Mailadressen, Schülerhomepages und Diskussionsforen zur Verfügung gestellt.

Für solche Hilfestellungen wäre Ulf Bittner aus Pfefferloh (Bayern) sicherlich dankbar gewesen. Als ehemaliger Student der Fachhochschule für Druck in Stuttgart machte er sich auf die Suche nach seinen Kommilitonen. Ausgestattet mit einer Namensliste aus dem Jahre 1984 begann er mit der Recherche unter «Passado.de». «Die machen zwar mächtig Werbung, aber nur wenige meiner Kommilitonen sind dort registriert», sagt Bittner.

Mit den Suchmaschinen Google (http://www.google.de), Metager (http://www.metager.de) und über das Online-Telefonbuch unter http://www.dasoertliche.de hatte er mehr Erfolg. Er begann mit den besonders ausgefallenen Namen und konnte bereits am ersten Abend einige Kommilitonen ausfindig machen.

Da er davon ausgehen konnte, dass der Großteil in den Branchen Druck, Verlag oder Werbung beschäftigt ist, ließen sich die Treffermengen reduzieren. Oft fand er die Ehemaligen auf den Internetseiten der Firmen, bei denen sie inzwischen angestellt waren. Fehlende E-Mail-Adressen waren laut Bittner kein Problem: Zumeist genügte eine Nachricht an die Unternehmen, welche die Mail an den Gesuchten weiterleiteten.

Schnell entwickelte sich ein Schneeballsystem, da manche Kommilitonen ähnlich engagiert nach Studienkollegen suchten. «Größtes Problem sind üblicherweise die Damen», sagt Bittner. Schließlich geben viele durch Heirat ihren Mädchennamen ab und sind dann unauffindbar - leider auch für den Schwarm von früher.

Letzte Hoffnung Internet - ein Lebenslauf soll bei "Unicum.de" die Suche nach verschollenen Mitschülern und Kollegen erleichtern. (Foto: dpa)
Letzte Hoffnung Internet - ein Lebenslauf soll bei "Unicum.de" die Suche nach verschollenen Mitschülern und Kollegen erleichtern. (Foto: dpa)
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