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HG 85 Köthen HG 85 Köthen: Hält mit den jungen Leuten Schritt

Von HELMUT DAWAL 10.07.2009, 15:06

KÖTHEN/MZ. - Aber darüber schreiben, wäre dem promovierten Pädagogen nie in den Sinn gekommen. Bis er vor ziemlich genau zehn Jahren vom HG-85-Präsidenten Andreas Auerbach gebeten wurde, als Zuschauer seine Erwartungen für die neue Saison in das Programmheft des Handball-Vereins aufzuschreiben.

Hösler bringt zu Papier, was er sich von der Mannschaft wünscht. Und findet mit seinen persönlich gehaltenen Worten so viel Anklang, dass Trainer Heinz Prokop eine weitere Bitte äußert: Hösler möge sich doch künftig um das Programmheft der HG 85 kümmern. Der Köthener, damals noch als Lehrer in Osternienburg tätig, willigt ein. Seither kümmert er sich um die Öffentlichkeitsarbeit der HG 85 Köthen und schreibt für die Mitteldeutsche Zeitung die Berichte über die Spiele des Regionalligateams.

Wochenende für Wochenende die wichtigsten Momente der Punktspiele kompakt zusammen zu fassen, das erfordert viel Disziplin. Herbert Hösler macht diese Arbeit gern, auch wenn ihm dadurch etwas Zeit für die Familie verloren geht. Sein Credo: Die Leser sollen einen ausgewogenen Sportbericht erhalten, der Höhen genauso enthält wie Tiefen. "Verlorene Spiele schreiben sich wesentlich schwerer als gewonnene", räumt er ein. Und nennt einen weiteren Aspekt, der den Pädagogen in ihm erkennen lässt. "Die Relation zwischen Lob und Tadel muss stimmen." Jemanden in Grund und Boden zu schreiben, weil er in einer Begegnung nicht die beste Leistung gebracht habe, könne sich verheerend auf den Spieler auswirken und dessen Motivation beeinflussen. "Auch ein Handballer ist ein Mensch. Und jeder reagiert sensibel auf das, was über ihn in der Öffentlichkeit geschrieben wird."

Zur Feder greifen - das ist natürlich nur symbolisch zu verstehen. Herbert Hösler geht mit der Zeit, hat sich Computer und Internet-Zugang zugelegt und nutzt diese Technik. Er verfügt inzwischen über einen riesigen Statistik-Pool, kann sofort sagen, wer in welchem Spiel Tore geworfen hat und hat noch viele andere Details zur Verfügung, um seine Berichte mit Hintergrundinformationen anzureichern. Die Spiele, die die HG 85 in der Punktspielsaison oder bei Turnieren austrägt, haben dem Hobby-Handballjournalisten bereits viele persönliche Begegnungen mit namhaften Handballern, Trainern und Schiedsrichtern ermöglicht. Auch das sieht er als Bereicherung seiner Arbeit an.

Handball selbst hat Hösler nie gespielt. "Ich war früher Leichtathlet, jetzt halte ich mich mit dem Fahrrad fit", sagt er. Dennoch kennt er den Handball, hat sich dessen Regelwerk beigebracht und früher auch als Schiedsrichter auf dem Parkett gepfiffen. Ein Spiel sollte sich für Herbert Höslers Lebensweg als eine besondere Begegnung erweisen. Anfang der 60er Jahre pfiff er ein Spiel der Frauenmannschaft der damaligen Pädagogischen Hochschule und lernte dabei seine Frau Gabriele kennen. In drei Jahren werden Höslers Goldene Hochzeit feiern. Wenn das kein Beweis dafür ist, dass Handball Menschen verbindet.

Mit Handballern zu tun hat auch Tochter Konstanze, die als Lehrerin an der Sportschule in Magdeburg arbeitet. Nur Sohn Ralf, verrät Herbert Hösler, habe mit dem Handball weniger im Sinn, er sei dafür leidenschaftlicher Kegler beim hiesigen KC Lok. Aus technischer Sicht hat Ralf Hösler jedoch die Arbeit seines Vaters unterstützt. "Er hilft mir beim Programmieren der Homepage der HG 85. Ich brauche dann nur die aktuellen Texte draufsetzen", berichtet Herbert Hösler. Geht es mal nicht um den Handball, dann widmet sich der pensionierte Lehrer seinem Hobby, der Naturfotografie. Zudem kümmert er sich gemeinsam mit seinem früheren Kollegen Horst Wüstenhagen um Nistkästen im Wulfener Bruch und anderen Schutzgebieten in der Region.

Und Höslers ganz große Leidenschaft ist das Reisen in ferne Länder. In Neuseeland war er beispielsweise, in Malaysia und in den USA. "Die großen Städte interessieren mich weniger. Mich zieht es dahin, wo die Natur möglichst unberührt ist", erzählt er.

Herbert Hösler hat in dieser Woche seinen 70. Geburtstag gefeiert. Doch im Herzen ist er jung geblieben. Auch das sei ein durchaus positiver Effekt der Arbeit als Handballberichterstatter. "Mit der Jugend arbeiten, heißt jung bleiben", meint er. In der Mannschaft sind durchweg junge Leute, mit denen Hösler zu den Spielen, beim Training oder geselligen Treffen engen Kontakt hält. "Dadurch kenne ich die Trends der Jugend, weiß, wie sie denkt. Und das hält mich auch geistig fit."