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Günter Selbmann Günter Selbmann: Bald im Guinness-Buch der Rekorde?

Von Rolf Kern 08.02.2006, 16:34

Weißenfels/MZ. - "In Naumburg und Zeitz war keiner schneller. Das nehme ich zumindest an."

Die Marke sei beachtenswert gewesen, habe doch der DDR-Rekord damals bei 10,6 Sekunden gestanden. "Das waren ganz schöne Zeiten. Man muss ja die Qualität der Aschenbahnen und Schuhe berücksichtigen", meint der Rentner. In den 50er Jahren waren es Dieter Lindner, Karl-Heinz Kruse, Ralf Haßelbarth, Hartmut Keller, Heinz Bornschein und Selbmann, die national und international auf sich aufmerksam gemacht haben. Sie waren zu dieser Zeit im Sport-Leistungszentrum in der heutigen Kreisstadt. Der Rentner stammt ursprünglich aus dem Erzgebirge und hält im Chemnitzer Land ebenfalls noch den 100-Meter-Rekord. Mehrfach war der 75-Jährige Kreis- und Bezirksmeister.

Doch Leichtathletik war eigentlich Nebensache für ihn, vielmehr kickte er in Lichtenstein als Rechtsaußen. Gleich nach dem Krieg stand er mit damaligen Idolen wie Willi Tröger, Karl und Siegfried Wolf, Heinz Satrapa und anderen auf dem Rasen. "Wenn ich loslegte, guckten die Linienrichter. Ich lief 30 Meter unter vier Sekunden. Da hatten die Verteidiger so ihre Probleme", sagt Selbmann.

Er erlitt drei schwere Gehirnerschütterungen und einmal lag er vier Wochen flach. Danach zog es ihn zurück ins Läufer-Lager. In Weißenfels schwang der in den 70er Jahren verstorbene Trainer Paul Ilisch das Zepter. Aber der Fußball ließ Selbmann nicht los. Ende der 50er Jahre hängte er die Spikes an den Nagel, holte die Töppen wieder hervor und kickte bei Empor Weißenfels zusammen mit Keeper Rudi Landgraf, Harald Gatzmanga, Siegfried Henze, Harry Schäfer und Werner Gabler. Anfang der 60er Jahr war Schluss und er fungierte als Betreuer.

Heute hat der Senior mehr als 70 Jahre auf dem Buckel und ist sportlich immer noch aktiv. Alle 14 Tage zieht es ihn auf die Bowling-Bahn. "Im Sommer fahren meine Frau und ich locker 50 Kilometer mit dem Rad", so der Senior.

Für ihn gab es drei Säulen in seinem Leben: Den Sport, seine Familie und den Beruf. Selbmann war unter anderem Schuldirektor in Dehlitz, in West an der heutigen Pestalozzischule, in Süd an der damaligen Hans-Beimler-Schule und als Stellvertreter an der Beuditzschule. "Damals hatten wir teilweise 1000 Schüler. Das glaubt man heute kaum", erinnert sich Selbmann. In der Einstein-Schule baute er den Volleyball-Betrieb zusammen mit seiner Kollegin Christa Knothe auf und spielte noch etliche Jahre aktiv mit.