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Geschichtenzirkus "Kala Shejtan" Geschichtenzirkus "Kala Shejtan": Nicht nur Kinder verzaubert

Von Astrid Bilas 05.08.2001, 14:52

Dessau/MZ. - Das Zirkuszelt war eine schlichte Stoffbahn, die grell-bunt durch das Grün des Schillerparks schimmerte. Der Geschichten-Circus "Kala Shejtan" hatte Quartier bezogen im Dessauer Norden und zu später Stunde 100 Neugierige angelockt. Die farbenfrohe Freilicht-Bühne der neun jungen Gaukler aus Halle und Potsdam war schon von weitem zu erkennen - mit ihrem Auftritt wurde am Sonnabend das vom Kiez organisierte diesjährige Nordfest eröffnet, das die Stadt (2 500 Mark) und die Volksbank (1 000 Mark) mit ihren Spenden ermöglichten.

Nun konnte das Programm beginnen. Die Künstler überraschten das auf Holzbänken sitzende Publikum, indem sie von hinten in den bunten Bühnenring zogen. Zwei Stunden lang verzauberten wundersame Wesen und schräge Gestalten Junge und Alte. Geboten wurde Jonglier-Kunst, Akrobatik, Gesang, Musik und Clownerie. Die unspektakulären Aktionen erreichten vor allem die jüngeren Gäste. Lautes Kinderlachen begleitete die Show von Anfang an. Die 7-jährige Charlotte Neuberth fand das Programm gut. "Aber der Seiltänzer hat mir besonders gefallen", meinte die junge Dessauerin. Doch auch bei den Älteren kam die bunte Truppe an. Gabriele Dohmeyer war mit ihrem Mann gekommen, weil sie gleich in der Nähe wohnt. "Die einfachen Sachen kommen sehr gut an", lobte die Muldestädterin und fühlte sich an ihre Kinderzeit zurückerinnert.

Ab halb zehn erhellten Fackeln und Petroleumlampen die kleine Manege. Fabelwesen in zauberhaften Kostümen turnten und schwangen Fackeln. Die gesamte Darbietung kreiste um den mystischen Drachen Kala Shejtan, der Gaukler und Zirkusleute auf der ganzen Welt beschützt. Am Ende zeigte sich das schwarze Ungeheuer aus Papier dem staunenden Publikum. Die Idee dazu hatte Benjamin Löffler, der sich selbst künstlerischer Leiter der Gruppe nennt. Vor zwei Jahren hat sich der 24-jährige Philosophiestudent in seinem Bekanntenkreis nach begabten Leuten umgesehen. "Ich wollte die alte Tradition der fahrenden Kleinbühnen wiederbeleben", sagte der junge Hallenser. Mittlerweile sind die kreativen 24- bis 33-Jährigen zum zweiten Mal auf Sommertournee in den neuen Bundesländern. Dessau war die fünfte Station von 20. "Wir wollen noch bis nach Hiddensee", eröffnete Löffler.

Als einen der wenigen Grundsätze der Gauklertruppe hob er den Verzicht auf elektrische Beleuchtung und ver stärkte Musik hervor. "Deswegen ist eine Zuschauerzahl wie hier ideal", behauptete er. Die Studenten und jungen Berufstätigen wollen ihr Publikum erreichen, schaffen Atmosphäre durch Handgemachtes. Kostüme und Kulissen werden selbst hergestellt. Beliebte Auftrittsorte sind Schlossgärten und Parks. So etwas kommt auch bei Jugendlichen an. Benjamin Uebe war von der Lebensfreude der Aufführung begeistert. Der 16-jährige Dessauer betonte: "Die Vorstellung ist eine wunderbare Alternative zu einem normalen Zirkus."