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RB-Talent aus Leipzig RB-Talent aus Leipzig: Felix Beiersdorf startet bei RBL und DFB durch

Von Ullrich Kroemer 06.04.2016, 16:59

Leipzig - Mit Felix Beiersdorf fing alles an. Der Nachwuchskicker von RB Leipzig gehörte 2009 in der D-Jugend als Elfjähriger zum ersten Jahrgang des neu gegründeten Klubs. Nur drei Jahre später wurde Beiersdorf, den sie „Piepo” nennen, als erster Spieler aus der Jugend der „Roten Bullen” für die Nationalmannschaft nominiert. Inzwischen ist der mittlerweile 17-Jährige Leistungsträger der U19 von Rasenballsport in der A-Junioren-Bundesliga; jüngst sorgte er auch in der U18-Auswahl des DFB für Furore. Am Ostermontag schoss der Mittelfeldspieler beim 4:1 gegen Europameister Frankreich gleich zwei Tore und holte dazu einen Elfmeter heraus. „Dass ich meine Debüttore im DFB-Team gegen den Europameister geschossen habe, war etwas ganz Besonderes für mich”, sagt Beiersdorf. „Ich fühle mich körperlich und mental fit, in letzter Zeit gelingt mir auf dem Platz viel, es läuft einfach.”

Felix Beiersdorf ist nicht nur wegen seines Talents ein besonderer Spieler für RB Leipzig. Er ist auch einer der wenigen gebürtigen Leipziger in U17 und U19 (insgesamt vier), die mit der rasanten Entwicklung im Nachwuchsleistungszentrum Schritt halten konnten. Aus seinem Jahrgang, mit dem er 2009 vom FC Sachsen zu RBL wechselte, ist er der einzige, der noch im Verein ist. Was also macht bei Beiersdorf den Unterschied?

Toptalent Beiersdorf: „Ich war mal übergewichtig”

Beim Gespräch mit der MZ in der Nachwuchsakademie von RB Leipzig am Cottaweg berichtet der Sportgymnasiast sympathisch offen und reflektiert über seine nicht nur geradlinige Entwicklung. Und überrascht mit einem Geständnis: „Ich war mal übergewichtig”, sagt er. Als Junge war der heute hoch aufgeschossene und drahtige Felix Beiersdorf einmal regelrecht pummelig. Auch deswegen sei er in der siebten Klasse sogar aus dem Sportgymnasium ausgemustert worden, weil er einen Eignungstest nicht bestand. Nur ein halbes Jahr später wurde er für die U15-Auswahl des DFB nominiert. Das Sportgymnasium sah den Systemfehler ein und nahm Beiersdorf im Schuljahr darauf wieder auf. Dass Beiersdorf plötzlich zu den besten Spielern des Landes zählte, überraschte auch ihn selbst. „Ich fand mich anfangs fußballerisch noch nicht so prickelnd”, sagt er. „Damals war ich noch nicht so gut, dass ich mir zugetraut hätte, in die Nähe einer Profikarriere zu kommen.”

Doch derart angespornt entwickelte Felix Beiersdorf im Training noch mehr Fleiß und Ehrgeiz als ohnehin. „Ich habe vielleicht mehr als andere an dem gearbeitet, was mir gefehlt hat”, sagt er. „Ich habe probiert, ein, zwei Stärken herauszuarbeiten, an denen ich immer weiter arbeite. Ein Spieler, der Profi werden will, braucht immer irgendeine besondere Waffe.” Seine größte Stärke ist zweifellos seine Präzision bei ruhenden Bällen. Erst jüngst bei seinen Debüttreffern für die DFB-Auswahl bewies Beiersdorf mit einem direkt verwandelten Freistoß seine außergewöhnlichen Qualitäten. „Er hat endlich mal bei der Nationalmannschaft das auf den Platz gebracht, was er bei RB Leipzig im Verein schon seit längerem zeigt”, hatte U18-Interimstrainer Christian Wück gelobt. „Das ist für ihn eine Weiterentwicklung auf Topniveau.” Lob von Ralf Rangnick

Der Grund für die Leistungssteigerung: „Ich habe an meinen Schwächen ebenso wie an meinen Stärken gearbeitet”, sagt Felix Beiersdorf. So kommen seine ohnehin schon ausgeprägten Spezialfähigkeiten noch besser zur Geltung; und die Schwächen fallen weniger ins Gewicht. Neben den Standards zählen Beiersdorfs Spielverständnis und seine Passsicherheit zu den Qualitäten des hochveranlagten zentralen Mittelfeldspielers. Im Nationalteam überzeugte das Toptalent mit der Nummer 20 als Spielgestalter auf der „Zehn”. Im Verein gibt Felix Beiersdorf mit der 25 auf dem Rücken den „Sechser” im defensiven Mittelfeld.

Physisch kann der einst etwas zu füllige, inzwischen eher zu schmale Athlet noch zulegen. „Inzwischen habe ich meinen Körper fitter und leistungsfähiger gemacht”, sagt er. Dennoch muss sein Spiel noch körperlicher werden, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Immerhin etwa 15 bis 20 Mal durfte Beiersdorf schon unter Ralf Rangnick mittrainieren. Der Sportdirektor und Cheftrainer lobt den Leipziger: „Seine Entwicklung ist positiv, das registrieren wir”, sagt Rangnick. „Wichtig ist, dass er seine Form kontinuierlich weiterentwickelt, auch physisch noch stärker wird. Er muss dran bleiben, die Konkurrenz ist groß."

Beiersdorf lebt nicht im Internat

Beiersdorfer selbst kann seinen Leistungsstand realistisch einschätzen: „Das Spieltempo bei den Profis würde ich mir schon zutrauen. Aber andere wie Idi Touré sind körperlich etwas robuster und mir somit etwas voraus.” U19-Trainer Frank Leicht glaubt ähnlich wie Profi-Co-Trainer Achim Beierlorzer, mit dem sich Beiersdorf austauscht, oder Nachwuchschef Frieder Schrof an ihn. „Ich hoffe, dass meine Entwicklung so weitergeht, denn dann ist meine Perspektive gut. Aber das liegt allein an mir”, weiß Beiersdorf. „Mein größter Wunsch ist es, Profifußballer zu werden, zehn, 15 Jahre auf höchstem Niveau zu spielen und damit auch mein Geld zu verdienen.”

Um auf dem langen Weg zu diesem Zeit nicht zu verkrampfen und den Spaß am Fußball zu behalten, hat Felix Beiersdorf ein einfaches, aber nicht Rezept: „Ich versuche, allem Stress aus dem Weg zu gehen, um den Kopf frei und Spaß am Fußball zu haben”, sagt er. „Wenn man sich Druck macht, wird es nix. Man muss sich selbst auch Zeit geben.” Im Unterschied zu vielen seiner Teamkollegen muss Beiersdorf nicht im Internat leben, sondern wohnt nach wie vor bei seiner Familie. „Es ist schön, dass man Familie um sich hat, wenn man abends nach Hause kommt. Mit meinen Eltern und meiner Schwester über Erlebnisse und Probleme reden zu können, tut gut”, sagt Felix Beiersdorf.

Fußballergene von Opa Detlef

Was Fußball angeht, ist sein Großvater Detlef der wichtigste familiäre Ansprechpartner für ihn. Beiersdorf senior war einst für die zweite Mannschaft des 1. FC Lok sowie die BSG Chemie in der DDR-Liga aktiv. „Er hat zwar zu einer anderen Zeit gespielt, aber mein Opa kann mir viel über den Profifußball berichten”, sagt Felix. „Er sagt mir, dass man es schaffen kann, wenn man Fleiß und den nötigen Ehrgeiz hat.” Wenn möglich, sagt Felix Beiersdorf lachend, möchte er seinen Opa hinsichtlich der fußballerischen Leistungen einmal „überflügeln”. Um das zu schaffen, sind regelmäßige Trainings bei der U23 oder ersten Mannschaft die nächsten Schritte.

„Mir bietet sich hier bei RB eine Riesenchance, die ich unbedingt nutzen will”, sagt Felix Beiersdorf. „Es wäre schön, wenn ich es hier schaffe, weil es meine Heimatstadt ist.” Es ist diese gute Mischung aus Ehrgeiz und Lockerheit, Intelligenz und Lokalkolorit, die Felix Beiersdorf neben seinem unbestreitbaren Talent im optimalen Fall dazu verhelfen könnten, wieder einmal der Erste zu sein: als erster gebürtiger Leipziger, der den Sprung aus der Nachwuchsakademie zu den Profis von RBL schafft. (mz)