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Kommentar zum Stadion-Ausbau Leipziger Stadion-Ausbau: Überraschendes Bekenntnis von RB zum Zentralstadion

Von Ullrich Kroemer 22.12.2016, 18:31

Leipzig - Das Firmenimperium Red Bull und sein Prestigeklub RB Leipzig stehen für rasantes und schier grenzenloses Wachstum. Das olympische Motto „Höher, schneller, weiter” ist im Firmensitz in Fuschl am See und den zahlreichen Filialen in diversen Branchen Grundgesetz und ließe sich noch durch beliebige Superlative wie effizienter, profitabler, kreativer, erfolgreicher und vor allem größer erweitern.

Insofern hätte man durchaus davon ausgehen können, dass der Marketingklub Rasenballsport Leipzig getreu der Firmenphilosophie eine Arena für 60.000 bis 70.000 Zuschauer an den Stadtrand baut. Doch nach monatelangem Abwägen entschieden sich RB-Chef Oliver Mintzlaff und Geldgeber Dietrich Mateschitz überraschenderweise für den Ausbau des bestehenden WM-Stadions auf traditionsreichem Grund im Herzen der Stadt.

Gesundes Wachstum statt bloße Profitvermehrung

Das birgt zwar auch einige Nachteile hinsichtlich Alltagstauglichkeit, Infrastruktur, Kapazität sowie Schwierigkeiten beim Ausbau hinsichtlich Statik und Fluchtwegen. Doch das Zeichen, das RB Leipzig damit an Fans, die Stadt Leipzig, die gesamte Bundesliga und auch an alle Kritiker des Klubs aussendet, ist wichtiger: zur Abwechslung solides, gesundes Wachstum statt eine ultraschnelle und künstliche Aufblähung zur bloßen Profitvermehrung. Mit einem Fassungsvermögen von 57.000 Zuschauern hätten die Leipziger immerhin die sechstgrößte Spielstätte der Bundesliga.

Statt eines weiteren seelenlosen Stadionneubaus in der Peripherie steht der Klub zu jenem Stadion, das einst entscheidend dafür war, dass sich der Getränke-, Sport- und Medienkonzern überhaupt in der Messestadt angesiedelt hat. Die getroffene Entscheidung ist grundvernünftig und ebenso verantwortungs- wie geschichtsbewusst bewusst gegenüber Fans, Stadt und Steuerzahlern sowie vergleichsweise bodenständig sowie überraschend emotional und basisbezogen.

Offene Fragen und Hausaufgaben für RB Leipzig

Doch es bleiben einige offene Fragen. Erstens: Wieso fand die Entscheidung und Verkündung der weitreichenden Entscheidung so überhastet am Tag nach dem Spitzenspiel beim FC Bayern München und kurz vor Weihnachten statt? Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erfuhr von der Entscheidung am Telefon am Donnerstagvormittag.

Noch hat die Stadt die Bauvoranfrage noch gar nicht positiv beschieden, ist nun aber in Zugzwang. Zweitens blieb unbeantwortet, wieso Oliver Mintzlaff seit Monaten mit einer „Tendenz zum Neubau” kokettierte, sich nun aber anders entschied – nur wegen des Preispokers mit dem bisherigen Besitzer Kölmel oder steckten andere Beweggründe dahinter?

Und drittens ist noch völlig offen, wie konkret der Umbau vollzogen werden soll. Dafür wäre es nötig, sich mit allen verfügbaren Experten zusammenzusetzen. Bislang wurden weder der Architekt des Stadions, noch der für Statik entscheidende Tragwerksplaner konsultiert, um zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen tatsächlich bis auf eine Kapazität von maximal 57.000 Zuschauer ausgebaut werden kann. Doch dafür werden sich Lösungen finden.