WM-Qualifikation Emotionaler Auftakt: Ronaldo und Portugal erinnern an Jota
Joao Felix blüht nach Wechsel zu Al-Nassr auf, Cristiano Ronaldo jagt den WM-Rekord: Warum Portugals Start in die WM-Qualifikation so emotional und erfolgreich war.

Jerewan - Rekordjagd und Emotionen: Nations-League-Sieger Portugal mit dem nimmermüden Cristiano Ronaldo ist bereits in WM-Form. Beflügelt statt gehemmt vom Gedenken an den verstorbenen Top-Star Diogo Jota hat der Europameister von 2016 ein frühes Statement in der Qualifikation für das XXL-Turnier in den USA, Kanada und Mexiko gesetzt. „Es war eine ziemlich perfekte Leistung“, jubelte Mittelfeldspieler Vitinha vom Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain nach der 5:0-Show in Armenien.
Im ersten Spiel nach dem Unfalltod von Jota und seinem Bruder André Silva vor zwei Monaten war von der sprichwörtlichen portugiesischen Melancholie am Samstag kaum etwas zu spüren. Im Gegenteil: Spätestens nach Ronaldos 139. Länderspieltor ausgerechnet in der 21. Minute schien das Gedenken an Jota die Seleção eher anzutreiben. „Diogo Jota ist bei uns. Das Tor in der 21. Minute war etwas Besonderes. Wir setzen unsere Reise fort“, sagte Nationaltrainer Roberto Martínez beim TV- und Radiosender RTP.
Ein Sieg für Jota
Der 40 Jahre alte Ronaldo widmete seinen Treffer zum 2:0 mit einer Geste gen Himmel Jota. Die 21 war die Rückennummer des gestorbenen Liverpool-Stars. Der Moment hatte etwas Mystisches. Danach waren die Portugiesen nicht mehr zu stoppen. „Ich glaube fest an Zufälle. Diogos Geist ist bei uns, das Signal ist stark“, sagte Martínez bei Canal 1. „Wir haben Diogo Jota vom ersten Tag des Trainingslagers an gespürt, seine Stärke und Motivation.“
Für Joao Cancelo, der schnell das 3:0 nachlegte, ist sein Team neun Monate vor der WM aktuell „eins der besten der Welt“. Für Altstar Ronaldo wäre es die sage und schreibe sechste WM-Teilnahme in seiner irren Karriere - Rekord. Mit seinen 40 Jahren hat der Altstar auch in Saudi-Arabien nichts von seinem Torhunger eingebüßt. Unmittelbar nach dem Start in die zweite Halbzeit legte CR7 auch noch sein 140. Tor im Nationaltrikot nach.
Portugal-Stars blühen in Saudi-Arabien auf
Cancelo, der wie Ronaldo (Al-Nassr) in der gerne belächelten Scheich-Liga spielt (Al-Hilal), hielt ein Plädoyer für Saudi-Arabien: „Denken Sie nicht, dass es so einfach ist, wie die Leute sagen, bevor Sie dort spielen. Die Meisterschaft wird immer besser, selbst die arabischen Spieler sind besser auf die Spiele gegen uns vorbereitet.“
In diesem Arbeitsumfeld jedenfalls scheint Ronaldo nichts von seiner Klasse eingebüßt zu haben. „Erster Schritt getan“, postete der Superstar nach dem Sieg nüchtern in den Sozialen Netzwerken als befände er sich auf einer letzten Mission mit Portugal.
Noch wichtiger als die beeindruckende Präsenz des Oldies war für Martínez aber die wiederentdeckte Klasse von Joao Felix, der ebenfalls doppelt traf (10./61.). Das erst 25 Jahre alte einstige portugiesische Wunderkind ist nach eher unbefriedigenden Stationen beim FC Barcelona, dem FC Chelsea und der AC Mailand seit seinem Weggang von Atlético Madrid vor zweieinhalb Jahren inzwischen ebenfalls bei Al-Nassr gelandet. Auch ihn scheint dies aktuell zumindest eher zu beflügeln.
Wiederentdeckte Klasse von Joao Felix
„Mir ist sein Rhythmus aufgefallen. Er hatte bei Chelsea eine sehr gute Phase, in der er konstant spielte und viele Spielminuten hatte. Rhythmus ist wichtig; das Talent ist da“, sagte Martínez, der Felix das nötige Vertrauen schenkt: „Er hat sich gut entwickelt, es war ein Spiel für ihn.“