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RB-Arena RB Leipzig kauft die Red Bull-Arena und will ausbauen

Von Martin Henkel 22.12.2016, 13:00

Leipzig - Es lässt sich vortrefflich darüber debattieren, in welchem Zusammenhang die gestrige Pressekonferenz von RB Leipzig zu dem Spiel beim FC Bayern stand, in dem die Aufsteiger Mittwochabend vom deutschen Meister 0:3 (0:3) regelrecht vorgeführt worden waren. Um die Demontage in den Hintergrund rücken zu lassen? Oder um das reichlich zerzauste Gemüt zu trösten.

Denn was verkündet wurde, das kam einem Geschenk gleich, just zum Beginn der Jahresendfeierlichkeiten. Es hatte etwas Tröstendes. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff verkündete: „Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, das wir uns mit Herrn Professor Kölmel auf den Kauf der Red-Bull-Arena einigen konnten.“ Heißt, RB erwirbt die aktuelle Spielstätte. Ein Neubau ist damit endgültig vom Tisch.

Innenstadtstadion begeistert die RB Leipzig-Fans

Es gab keinen Applaus. Aber man konnte spüren, dass die Entscheidung pro Innenstadtstadion etwas Festliches an sich hatte. Monatelang hatte der Verein mit einem Eigenbau am Stadtrand geliebäugelt. Entgegen dem Willen eines großen Teils der Leipziger Fans, die nicht nur die Nähe zum Stadion schätzen, sondern die ein nostalgisches Verhältnis zu ihm pflegen. Und ein Identitätsstiftendes. Für RB hingegen waren wirtschaftliche Kennzahlen der Grund, die Spielstätte in Frage zu stellen. Die Arena ist eigentlich ein WM-Stadion. Mintzlaff hat daran noch einmal erinnert. „Es wurde nicht für einen Erstligisten konzipiert.“

Für RB bedeutete das im Vergleich mit anderen Bundesligastadien einen Nachteil in Fragen der Vermarktung vor allem des Hospitality-Bereichs, sprich VIP-Zonen bzw. –Logen. Die machen bei anderen Klubs im Schnitt sechs bis sieben Prozent der Gesamteinnahmen aus. Bei RB sind es nur drei.

Aber das ist für den Moment eine alte Geschichte. Kölmel hat verkauft, RB kann jetzt umbauen. Der alte Besitzer, der am Donnerstag anwesend war und sich freute, „dass die Geschichte des Zentralstadions fortgeschrieben wird“, ist freilich nicht ganz raus aus der Geschichte.

Wie Michael Kölmel künftig in der Red Bull-Arena mitmischt

Er wird weiter Konzerte im Stadion und auf der Festwiese ausrichten, im Tausch dürfte er von seinen Preisvorstellungen abgerückt sein. Zudem behält er seine Loge. „Auf Lebenszeit“, wie Mintzlaff anfügte und sich dabei verführen ließ zu einem Bonmot: „Sie sehen, das Thema Logen hat bei uns Priorität, denn eine ist damit ja schon weg.“

Bleiben aktuell nur noch 17 zur freien Vermarktung. RB ist das natürlich zu wenig. Die Zahl zu erhöhen steht also an erster Stelle. Gefolgt vom Ausbau der Kapazität von derzeit 43.000 auf 57.000 Zuschauer. Wie das erreicht werden soll, ist freilich noch unklar. Drei Möglichkeiten gibt es: Stehplätze im Heim- und Gästeblock. Herunterziehen der Tribünen bis an den Spielfeldrand. Und Aufstockung der Tribünen hinter den Toren. „Das sind die drei Maßnahmen, die wir machen können“, sagte Mintzlaff.

Ziel: Bauarbeiten an der Red Bull-Arena sollen 2018 beginnen

Umsetzung, Kosten, Zeitplan – auch darüber konnte Mintzlaff keine konkreten Angaben machen. Der Verein hatte im Vorfeld der Verhandlungen lediglich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, keinen genauen Umsetzungsplan. Es gibt deshalb auch keine Zahlen. Und natürlich gab es auch keine zur Verkaufssumme. Beide Seiten haben Stillschweigen vereinbart.

Lediglich eine Ziffer gab Mintzlaff preis: 2018, der vermutliche Beginn der Umbauarbeiten. RB weiß allerdings auch an diesem Punkt noch nicht, was geht und was nicht. Und was es kosten wird. Mintzlaff sagte, man könne in Etappen bauen oder „in einem Aufwasch“. Dann gebe es die Möglichkeit, eine Saison lang in einem mobilen Stadion zu spielen. „Auch das ist eine Option.“

Stadt Leipzig muss dem Kauf der Red Bull-Arena und Bauvorantrag absegnen

Keine Details also. Die gab es auch nicht zu der Frage, warum eine Einigung so plötzlich doch zustande kam. Noch bei der Weihnachtsfeier vor zwei Wochen hatte Mintzlaff gesagt, dieses Jahr werde keine Entscheidung mehr fallen. Vielleicht wollte Kölmel das Thema vor Weihnachten einfach aus dem Wohnzimmer haben.

Denn so wie es aussieht, kam das finale Ja zum Angebot von ihm. Und das fernmündlich, wie es scheint. Der RB-Vorstand war nämlich beim Spiel in München, Kölmel nicht. Mintzlaff sagte gestern, man habe sich „am Abend final geeinigt“. Donnerstagmorgen erfolgte dann die Unterschrift in Leipzig.

Und nun, wie weiter? Die Stadt muss dem Verkauf noch zustimmen und den Bauvorantrag absegnen. Danach erst können RB und Kölmel zum Notar schreiten. Aber ein Nein ist so gut wie ausgeschlossen. Parteiübergreifend haben die Stadträte immer wieder signalisiert, dass sie sich einen Verbleib RBs in der Innenstadt wünschen. Das ist nun seit gestern beschlossene Sache.