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Red Bull Arena Darum plant RB Leipzig den Stadion-Ausbau eine Nummer kleiner

Von Ullrich Kroemer 03.05.2017, 12:49
Die Red Bull Arena in Leipzig.
Die Red Bull Arena in Leipzig. GEPA pictures/Sven Sonntag

Wochenlang hatte RB Leipzig in Sachen Stadionausbau auf Grünes Licht aus dem Leipziger Rathaus gewartet. Vier Monate lang hatten diverse Ämter geprüft, ob die Arena wie geplant auf eine Kapazität von 57.000 Zuschauer erweiterbar ist. Obwohl das nun am vergangenen Freitag von der Stadt „grundsätzlich positiv” beschieden wurde – lediglich mit einigen Empfehlungen hinsichtlich Verkehrsfragen und Schallschutz –, ruderte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff überraschend zurück. Nach dem 0:0 gegen Ingolstadt sagte der RB-Boss auf Nachfrage: „Ich bin kein Fan von 57.000.” Stattdessen sei „eine Größenordnung Richtung 50.000 Zuschauer eine gute Kapazität für die Region und das Stadion. Wir sind eher bodenständig – Schritt für Schritt”, sagte der 41-Jährige.

Das klang vor vier Wochen noch ganz anders. Da hatte Mintzlaff bei der Mitgliederversammlung erste Pläne für eine Erweiterung auf 57.000 Plätze vorgestellt. Nun gab sich der Manager defensiv. „Wir analysieren den Markt, versuchen Szenarien miteinzubeziehen, in denen wir mal nicht europäisch spielen, mal zwei, drei Jahre im Mittelfeld landen oder mal gegen den Abstieg spielen.” Dabei hatte sich RB bis Ende 2016 sogar mit dem Gedanken getragen, eine Arena für 60.000 bis 70.000 Zuschauer vor den Toren der Stadt zu errichten.

Wie also kommt das plötzliche Umdenken?

Zum einen waren die Partien der Leipziger anders als einst von Sportdirektor Ralf Rangnick prognostiziert bei sechs von 17 Saisonspielen nicht ausverkauft; inklusive des bereits ausverkauften Saisonabschlusses daheim gegen den FC Bayern liegt der Zuschauerschnitt bei knapp 41.500. „Wir haben zwar eine tolle Zuschauerquote, aber es ist nicht so, dass wir für jedes Spiel 60.000 Tickets verkaufen könnten”, sagte Mintzlaff nun.

RB Leipzig will mit Umbaumaßnahmen schnell Geld verdienen

Zudem waren wohl die konkreten, architektonischen Planungen bislang noch nicht sehr weit fortgeschritten. „Wir haben bis Ende 2016 mehr Energie in die Planung eines möglichen neuen Stadions gesteckt, als dass wir uns damit auseinandergesetzt hätten, was wir hier im Stadion machen”, sagte Mintzlaff. So musste RB nun wohl einsehen, dass es ohne größere, statische Eingriffe schwer wird, die Spielstätte auf 57.000 Zuschauer zu erweitern. Details über die Statik hatte das beauftragte Wiener Architektenbüro eingeholt.

Johannes Zech, der das Rund als verantwortlicher Architekt 2004 fertiggestellt hatte, erklärt: „Das Stadion steht auf Stützen, die in Köcherfundamenten stecken. Diese Köcherfundamente wiederum sind durch unterschiedlich lange Bohrpfähle im Erdreich verankert, damit in dem aus ganz unterschiedlichen Substanzen wie Braunkohle, Lehm, Sand oder Geröll bestehenden Untergrund eine stabile Fundamentauflage entsteht.” Somit sei es höchst aufwändig und kostenintensiv, diese Pfeiler und vor allem Fundamente für eine höhere Traglast zu verstärken und zu erweitern.

Das ist wohl auch für Mintzlaff entscheidend, zunächst eine Nummer kleiner zu planen. „Ich bin nur bereit, Dinge zu machen, bei denen wir spätestens nach zwei Jahren den Return haben”, sagte der Klub-Optimierer. Alles andere „können wir uns nicht leisten. Wir wollen relativ schnell mit den Umbaumaßnahmen Geld verdienen. Über alles, was teurer wird, werden wir noch länger nachdenken.”

Höherer "Wohlfühlfaktor" in der Red Bull Arena

Nach dem Kauf des Stadions und dem dafür nötigen Stadtratsbeschluss steht nun in der Sommerpause zunächst eine provisorische Erweiterung der VIP-Bereiche von 1300 auf etwa 1800 Plätze an. „Wir arbeiten da sehr profitabel und hochpreisig und wollen den Bereich ausbauen, weil wir merken, dass es da eine große Nachfrage gibt”, sagte Mintzlaff. Der eigentliche Ausbau soll dann ab Sommer 2018 wohl in mehreren Bauphasen beginnen.

Dabei stehe nicht nur die Erweiterung der Zuschauerzahl, sondern auch die Steigerung des „Wohlfühlfaktors” im Fokus. „Wir wollen für die Fans den Stadionkomfort verbessern, sodass die Leute nicht 35 Minuten anstehen müssen, um eine Wurst und ein Bier zu kaufen”, so Mintzlaff. Dafür war eine Verbreiterung der Ebene fünf für mehr Kioske und Toiletten im Gespräch.  Doch angesichts der komplexen statischen Voraussetzungen des filigran gebauten Leipziger Stadions sei das laut Architekt Zech nur mit „großem finanziellen und planerischen Aufwand” machbar. (mz)