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Die zweite Liga erhalten Die zweite Liga erhalten: Sören Bertram wird Aues Held dank Hilfe aus Halle

Von Christoph Karpe 23.05.2018, 19:47
Sören Bertram schreit seine Freude über einen seiner Treffer gegen Karlsruhe heraus.
Sören Bertram schreit seine Freude über einen seiner Treffer gegen Karlsruhe heraus. dpa

Halle Aue - Sören Bertram steht der Sinn am Mittwoch einfach nur nach Ruhe. Also tourt er nach einem kurzen Auslauftraining in Aue zurück in seinen Wohnort nach Halle. Mittags ist er in der Stadt unterwegs. Allein, weil seine Freundin gerade in Hamburg weilt.

„Ich suche mir gerade einen Platz, wo ich etwas leckeres Essen kann“, erzählt der ehemalige Profi des Halleschen FC - immer noch beseelt von absoluter Erleichterung angesichts der unglaublichen Ereignisse, die sich da am Vorabend in Aue abgespielt hatten.

In jenem spektakulären Relegationsspiel um den Platz in der zweiten Fußball-Bundesliga zwischen seinem Verein Erzgebirge Aue und dem Karlsruher SC hat Sören Bertram seinen ganz persönlichen Karriere-Höhepunkt erlebt. Alle drei Tore schoss der Blondschopf zum 3:1-Erfolg der Auer. An diesem 22. Mai 2018 ist er zum gefeierten Helden des Erzgebirges aufgestiegen. „Als es dann geschafft war, ist der ganze Druck der letzten Wochen, der sich durch dieses Nachsitzen in der Relegation noch potenziert hat, von mir abgefallen.

Happyend hat seine Wurzeln in Halle

Dieses Gefühl war sogar intensiver, als die Freude über meine drei Tore“, erzählt Bertram. „Dass ich überhaupt die letzten fünf, sechs Spiele bestreiten konnte, daran war vor Wochen nicht zu denken“, meint er und spielt auf den letzten Akt seines Verletzungsdramas an. Das Happyend hat maßgeblich mit Menschen in Halle zu tun. „Ohne HFC-Doc Thomas Bartels und auch das Team von Rehaflex hätte es diesen Tag nicht gegeben. Ihnen bin ich unheimlich dankbar“, sagt Bertram.

Im Sommer 2016 hat ihn der damalige Aufsteiger Aue bereits vom Halleschen FC weggelockt, da passiert Bertram im Spiel gegen Chemnitz ein fürchterliches Missgeschick: Er reißt sich das Kreuzband - Knorpelschaden im Knie inklusive. Aue gibt ihm nach der Operation aber alle Zeit zur Reha in Halle. Erst zum Ende der nun vorletzten Saison kann sich Sören Bertram in kurzen Einsätzen wieder ausprobieren. Dann geht es schnell. Zu Beginn der neuen Spielzeit trifft er bis zum neunten Spieltag vier Mal. Es folgt erneutes Pech: Nasenbeinbruch. Bertram kämpft sich zurück - bis zu einem Sehnenriss. Wieder lässt er sich in Halle bei Bartels und im Rehaflex behandeln. Erst am 31. Spieltag kehrt er in die Mannschaft zurück. Nun gilt er als Auer Held.

Vertrag in Aue trotz schwerer Verletzung

„Sören hat nun alles zurückgezahlt“, freut sich Aues Präsident Helge Leonhardt. „Mit ihm habe ich am Abend bei der Feier dann noch zusammengesessen - und mich bedankt. Weil er zu mir gehalten hat. Trotz meiner schweren Verletzung beim HFC bekam ich in Aue den Vertrag. So etwas ist nicht selbstverständlich“, erzählt der Profi.

Sein Trainer Hannes Drews entwickelt noch am Dienstagabend in der Euphorie einen ungewöhnlichen Plan: Bertram solle nun einen Vertrag im Erzgebirge auf Lebenszeit bekommen. Vielleicht muss Aue sogar aufpassen, dass jetzt nicht ein Erstligist daher kommt, um den 26-Jährigen abzuwerben.

Denn seine Klasse, die er schon in der dritten Liga beim HFC bewiesen hat, kommt nicht von ungefähr. In jungen Jahren kickt Sören Bertram beim Hamburger SV. „Da habe ich in der B-Jugend mal drei Tore in einem Spiel gemacht. Danach nie wieder“, erzählt er über das Ungewöhnliche im KSC-Spiel. Nun kommt es in der kommenden Saison zum Duell mit seinem Lieblings-Klub, für den er 2010 zwei Bundesliga-Spiele bestritten hat.

„Mein Herz schlägt immer noch schwarz-weiß-blau“, sagt Bertram, 2009 als bester U-18-Spieler Deutschlands ausgezeichnet. „Am liebsten hätte ich gegen den HSV natürlich im Oberhaus gespielt. Aber es ist schön, dass dieses Duell jetzt zustande kommt.“

Doch zunächst sehnt er sich nach Urlaub. „Die Flugreise mussten wir wegen der Relegation stornieren. Jetzt geht es dafür für ein paar Tage an die Ostsee. Ich komme ja aus dem Norden. Dort ist es schön, das reicht mir auch“, sagt Sören Bertram, der zuvor noch Besuch von Ex-HFC-Kollege Max Jansen bekommt. Dann hat er ein Lokal gefunden. (mz)