"Zweite Chance" für Stürmer Daniel Frahn zum SV Babelsberg: Wechsel des Stürmers nach Nazi-Affäre sorgt für Ärger

Potsdam - Der erste Empfang für Daniel Frahn beim SV Babelsberg 03 war alles andere als herzlich. Zumindest viele Kommentare in den sozialen Netzwerken ließen erkennen, dass der 32 Jahre alte Stürmer bei einem Großteil der Anhänger des Fußball-Regionalligisten nicht besonders willkommen ist.
„Was ist los mit euch? Schämt euch! Nazis raus“, „Vereinswerte mit Füßen getreten, das ist sehr, sehr traurig“ oder „Ich mag die Verpflichtung nicht. Als Fußballer mag er Qualitäten haben, als Mensch ganz offenbar nicht“ – die Kritik der Babelsberger Fans richtete sich nicht nur gegen Frahn, sondern auch gegen den eigenen Verein.
Frahn ist in Potsdam geboren und begann seine Laufbahn bei Babelsberg, das öffentlich klar gegen Rechtsextremismus eintritt. Seit mehreren Monaten wird dem Fußballprofi und Rückkehrer unterstellt, mit Personen aus der rechten Szene zu sympathisieren.
Daniel Frahn gesteht: „Ich habe Fehler gemacht“
„Ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht. Ich habe Situationen, Hintergründe und Leute nicht ausreichend hinterfragt und bin somit auch meiner Rolle als Kapitän und Spieler nicht gerecht geworden“, sagte Frahn bei seiner Vorstellung. „Aber ich bin kein Nazi und distanziere mich eindeutig von rechtem Gedankengut und Menschen mit dieser politischen Einstellung. Ich bin mit den Werten des SVB großgeworden und trage diese auch in mir“, sagte der Familienvater.
Der bis dahin gute Ruf von Frahn, der einst auch bei RB Leipzig die Kapitänsbinde trug, wurde das erste Mal im März 2019 beschädigt. Im Heimspiel seines Ex-Vereins Chemnitzer FC gegen die VSG Altglienicke hatte er beim Torjubel ein T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hools“ (Unterstütze deine lokalen Hooligans) hochgehalten. Bereits vor dem Spiel war es zu einer Trauerbekundung im Stadion für einen toten CFC-Fan gekommen, der als Mitbegründer einer ehemaligen rechtsextremen Organisation gilt.
Frahn wurde nach seinem umstrittenen Jubel für vier Spiele gesperrt, zwei davon auf Bewährung. „Ihr sollt wissen, und die, die mich kennen, wissen das, ich bin KEIN Nazi und werde es auch NIE sein!“, schrieb der Angreifer später auf seiner Facebook-Seite. „Mir war auch nicht bewusst, dass dieses Shirt so tief in der Neo-Nazi Szene verankert ist“, ergänzte der Mittelstürmer.
Daniel Frahn: Als Kapitän beim Chemnitzer FC gefeuert
Trotz dieser Vorgeschichte wurde Frahn vor der laufenden Saison zum Kapitän beim CFC ernannt. Anfang August hatte der Angreifer nach Meinung der Club-Verantwortlichen und Gesellschafter allerdings eine Grenze überschritten und wurde entlassen.
Als Begründung führte der Drittligist an, dass sich der damals verletzte Stürmer am 3. August als Zuschauer während des Auswärtsspiels des CFC in Halle durch „offenkundig zur Schau gestellte Sympathie zu führenden Köpfen der rechts gesinnten Gruppierung 'Kaotic Chemnitz' und der aufgelösten Gruppe 'NS-Boys' massiv vereinsschädigend“ verhalten habe.
Frahn hatte vor dem Arbeitsgericht Chemnitz gegen die Aufhebung seines bis Juni 2021 befristeten Vertrages und damit auf Weiterbeschäftigung geklagt. Das Gericht hatte im Dezember die fristlose Kündigung für unwirksam erklärt. Der Verein war gegen das Urteil in Berufung gegangen. Mit der einvernehmlichen Vertragsauflösung am 29. Januar wurde der Rechtsstreit beendet.
SV Babelsberg will Daniel Frahn „zweite Chance“ geben
Zwei Tage später wurde Frahn in Babelsberg als Neuzugang vorgestellt. Der Verein habe sich bereits in der Vergangenheit „für zweite Chancen eingesetzt“ und bewiesen, dass „er die Kraft und Fähigkeit hat, Halt und Orientierung zu geben und dass Integration durch Sport funktioniert“, hieß es in der Mitteilung des Viertligisten.
„Nach den Gesprächen mit Daniel Frahn bin ich überzeugt, dass er keine Nähe zu rechtem Gedankengut hat. Aber es besteht auch kein Zweifel daran, dass sein Agieren in Chemnitz kritisch zu hinterfragen war“, sagte Babelsbergs Vereinspräsident Archibald Horlitz.
Ob die kritischen Stimmen in der Fanszene des SVB zur Frahn-Verpflichtung schnell verstummen werden, ist sehr fraglich. Der Stürmer betonte, sich mit der Rückkehr nach Babelsberg „nicht reinwaschen“ zu wollen: „Ich bin hier, weil ich meinen Heimatverein in einer sportlich schwierigen Situation sehe, helfen möchte und weil mich diese sportliche Herausforderung reizt.“ (dpa)