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Schweigeminute für Chemnitzer Neonazi Chemnitzer FC mit Trauerminute für toten Neonazi: Daniel Frahn jubelt mit Hooligan-Shirt

10.03.2019, 10:42

Chemnitz - Der Chemnitzer FC hat eine umstrittene Beileidsbekundung für einen gestorbenen Fan, der als Mitbegründer einer rechtsextremen ehemaligen Organisation galt, als „keine offizielle Trauerbekundung“ bezeichnet.

Der Fußball-Regionalligist teilte am Sonntag mit, er habe „nach dem Tod von Thomas Haller im Rahmen des Ablaufs des Stadionprogramms den CFC-Fans und Hinterbliebenen die Möglichkeit der gemeinsamen Trauer“ eingeräumt.

Wenig später gab der CFC dann den Rücktritt von Thomas Uhlig, dem kaufmännischen Geschäftsführer des Vereins, bekannt.

Chemnitzer FC: Erster Rücktritt nach Vorfällen vom Samstag

„Um weiteren Schaden vom Chemnitzer FC fernzuhalten, habe ich die Entscheidung getroffen mit sofortiger Wirkung alle Ämter niederzulegen. In meiner Funktion als kaufmännischer Geschäftsführer und Veranstaltungsleiter trage ich die Verantwortung für die Spieltage des CFC und dessen Begleiterscheinungen“, wird Uhlig in der Mitteilung zitiert.

Einem Bericht des MDR zufolge wurde am Samstag auf der Video-Leinwand vor dem 4:4 des Drittliga-Absteigers gegen die VSG Altglienicke ein Porträt von Haller eingeblendet. Es habe eine Schweigeminute gegeben, ein schwarzes Kreuz und ein Transparent seien ausgerollt worden. Die schwarz gekleideten Fans in der Südkurve hätten zudem eine Pyro-Show in Rot und Weiß gezündet. In einer Rede seien die Verdienste Hallers für den Verein gewürdigt worden, schrieb der MDR.

CFC: Trauer um Thomas Haller war „nicht offiziell“

Der Chemnitzer FC erklärte dazu, gemeinsame Trauer zu ermöglichen, stelle keine Würdigung des Lebensinhalts dar. „Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen. Dies geschah in Übereinstimmung mit Abwägungen, die von den Sicherheitsbehörden getroffen worden waren“, hieß es in der Stellungnahme.

Haller soll Anfang der 1990er-Jahre die Organisation „HooNaRa“ (Hooligans-Nazis-Rassisten) mitgegründet haben, die sich 2007 auflöste. Er leitete bis 2006 den Ordnungsdienst beim Chemnitzer FC.

Noch ein weiterer Vorfall im Spiel sorgte für Aufsehen: CFC-Spieler Daniel Frahn hielt beim Torjubel ein schwarzes T-Shirt hoch, das die Aufschrift: „Support your local Hools“ (Unterstütze deine lokalen Hools) trug.

Chemnitzer FC: Strafe für Daniel Frahn nach „Hool-Torjubel“

Am Sonntag wurde Frahn für seine Aktion mit einer Geldstrafe belegt, auch eine Bestrafung durch den Verband ist noch möglich. „Dass ein Spieler während eines Spiels Botschaften, egal welcher Art, verbreitet und diese nicht vorher mit den Verantwortlichen des CFC bespricht, ist für uns nicht hinnehmbar“, begründete CFC-Sportvorstand Thomas Sobotzik. 

Frahn selber entschuldigte sich beim Verein: „Es tut mir Leid, dass ich dem Verein mit meiner Art der Beileidsbekundung an die Hinterbliebenen Schaden zugefügt habe.“ Er habe Haller als Menschen kennengelernt, dieser sei ihm gegenüber nie politisch geworden.

Frahn erklärt seinen Torjubel in der Mitteilung des Vereins: „Ich weiß, dass dieses T-Shirt verkauft wurde, als Thomas Haller erkrankt ist, um die medizinische Betreuung zu gewährleisten. Daher hatte das Shirt für mich eine andere Bedeutung. Dass dieses T-Shirt so tief in der Nazi-Szene verbreitet ist, war mir dabei nicht bewusst.“ (dpa)